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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit dem Aussehen einer runden Kastanie gerade in die Mitte des Gesichtes zu postieren. Er trug einen riesigen Turban, einen langen blauen Kaftan und Pantoffeln an den nackten Füßen. Sollte man meinen, daß dieser Mann der ehrenwerte Lord Eaglenest sei?
    Der andere war mehr untersetzt und außerordentlich kräftig gebaut. Er hatte Hände, mit denen man vielleicht einen Elefanten hätte erschlagen können, und trug genau dieselbe Kleidung wie der Lord. Dieser Mann war Mister Smith, der ehrenhafte Steuermann der Jacht.
    Mister Smith hatte sich in Konstantinopel ein arabisches Wörterverzeichnis gekauft und dasselbe während der Fahrt nach Tunis und auch später so fleißig in Gebrauch genommen, daß er bereits einige hundert arabische Wörter verstand.
    Das hatte der Lord in Erfahrung gebracht. In Kahira angekommen, hatte er sich schleunigst etwas Ähnliches gekauft, sich hier in einem echt arabischen Haus eingemietet, und nun saßen sie beisammen, der Steuermann als Lehrer und der Lord als Schüler, um auch das zu lernen, was ersterer bereits gelernt hatte. Leider aber war der gute Lord kein sprachliches Genie. Eben jetzt fragte er den Seemann:
    „Schmeckt heute dein Gurab?“
    „Gurab? Was meinen Eure Lordschaft?“
    „Na, das Priemchen, von dem ich dir ein Pfund gekauft habe.“
    „Priemchen heißt Girab. Gurab aber heißt ein lederner Sack. Sie haben mich also gefragt, ob mir heute mein Ledersack schmeckt.“
    „Das ist dumm. Ich glaube, ich bin ein bißchen gofer.“
    „Gofer? Hm!“
    „Ist auch das dumm?“
    „Gofer ist eine Kamelkrankheit, etwas Ähnliches, wie es bei den Pferden der Dampf ist. Sie meinen also, daß Eure Lordschaft dämpfig sind.“
    „Pfui Teufel! Ich meinte vergeßlich.“
    „Das heißt nicht gofer, sondern goser.“
    „Der Teufel mag sich diese Unterschiede merken. Aber horch, da singt sie wieder!“
    Man hörte in der Tat jetzt eine weibliche Stimme, die folgende Strophe, und zwar mit hoher Fistelstimme, sang:
    „Fid-daghle ma tera jekun?
Ehammin hu Nabuliun
Ma balu-hu jedubb hena?
Kussu-hu, ja fitjanena.“
    Dann hörte die Sängerin auf. Der Lord brummte:
    „Diese Melodie ist mir bekannt.“
    „Mir auch. Es ist die Melodie zu dem deutschen Liede: ‚Was kraucht dort in dem Busch herum‘.“
    „Ja, richtig! Hier singt eine Haremsdame das Kutschkelied in arabischer Sprache!“
    „Ich muß nur einmal sehen, wo sie steckt!“ meinte der Lord und trat an das kleine Fensterloch.
    „Da drüben ist es“, sagte er mit Sicherheit. „Vielleicht auf dem Dach. Wollen einmal die Treppe hinaufsteigen.“
    Und kaum hatte er den Kopf mit dem riesigen Turban hinausgesteckt, so rief er entzückt:
    „Ja, sie sitzt da drüben auf dem platten Dach.“
    „Frau oder Mädchen?“
    „Weiß nicht. Es ist eine Schwarze.“
    „Alt oder jung?“
    „Wohl jung. Bei den Negerinnen kann man das Alter nicht so genau erkennen. Aber fett ist sie, sehr fett! Alle Teufel! Jetzt blickt sie herüber!“
    „Und sieht Sie, Mylord?“
    „Natürlich!“
    „Dann ist sie natürlich ausgerissen?“
    „Fällt ihr nicht ein. Sie bleibt sitzen und guckt mich an –“
    „Freundlich?“
    „Sehr! Ich sehe alle Zähne.“
    „Ah, die ist zahm.“
    „Ja, sie scheint sehr kirre zu sein.“
    „Was macht sie denn eigentlich da oben?“
    „Ich weiß nicht. Sie heftelt an einem Tuch herum. Ich glaube, sie flickt. Höre, Smith, was heißt Liebe?“
    „Mahabbe.“
    Sofort flüsterte der Lord hinüber: „Mahabbe, mahabbe!“
    „Was antwortet sie denn?“ fragte auf der halben Treppe neugierig der Steuermann.
    „Sie nickt und lacht.“
    Jetzt hörte der Steuermann ein eigentümliches Geräusch. Er erriet sogleich, was es war, fragte aber doch:
    „Was tun Sie?“
    „Ich gebe ihr ein paar Kußhändchen.“
    „Und was antwortet sie?“
    „Sie nickt und lacht wieder. Und horch! Sie sagte da soeben etwas herüber.“
    „Was?“
    „Ach, und jetzt tut sie verschämt und reißt aus; aber ich habe das Wort doch verstanden. Es hieß Asieje.“
    „Das heißt Abend.“
    „Donnerwetter! Steuermann, was meinst du?“
    Bei dieser Frage kam der Lord die Treppe herabgestiegen.
    „Hm!“ schmunzelte Mister Smith.
    „Ja!“ schmunzelte auch der Lord. „Ich glaube, sie hat mich für den Abend bestellt.“
    „Sicher.“
    „Was sagst du dazu?“
    „Na, eine Schwarze!“
    „Aber immerhin eine Haremsfrau!“
    „Nigger!“
    „Kann aber das Kutschkelied singen. Dazu gehört doch politische und kriegerische Bildung. Man

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