Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
es ist kein Märchen. Es gibt wirklich ein Volk der Riesen, dessen König sich die Spitze der Nase abbeißen muß, wenn er den Thron besteigt.“
    „Wirklich?“ fragte Gökala lächelnd. „Wer hat dir das gesagt?“
    „Einer, der selbst ein solcher Riese ist.“
    „Wo? Wohl im Traum?“
    „O nein.“
    „Kind, du hast doch geträumt!“
    „Ich bin doch heute nicht schlafen gegangen!“
    „Heute also hat er es dir gesagt?“
    „Ja, soeben jetzt. Er redet die Sprache der Deutschen.“
    Das versetzte Gökala in Erstaunen.
    „Die Sprache der Deutschen?“ fragte sie schnell. „Was weißt und was verstehst du von dieser Sprache?“
    „Gar nichts; aber ich soll dir sagen, daß er diese Sprache spricht. Und ich soll dich auch fragen, ob Oskar Steinbach zum Volk der Deutschen gehört.“
    „Herrgott! Oskar Steinbach! Mädchen, was fällt dir ein! Was redest du?“
    Gökala war zurückgewichen, dann aber schnell auf die Schwarze zugetreten, faßte sie bei den Schultern und blickte ihr erregt in das Gesicht.
    „Ich dachte es mir, daß du mir zürnen würdest!“ klagte die Sklavin.
    „Nein, nein, ich zürne dir nicht. Aber sage mir, was du meinst! Du nennst Steinbachs Namen. Was weißt du von ihm?“
    „Ich habe ihn von dir gehört.“
    „Von mir? Ich habe ihn dir nie genannt.“
    „Nein. Aber wenn du denkst, daß ich draußen schlafe, so nennst du ihn immer und unaufhörlich.“
    „Ah, so! Hast du davon auch zu dem Wirt gesprochen?“
    „Kein Wort.“
    „Tue es ja nicht; ich bitte dich darum! Aber Kind, Mädchen, woher weißt du, daß er ein Deutscher ist?“
    „Ich sollte dich danach fragen. Der Riese gebot es mir.“
    „Der Riese! Er existiert also nicht nur in deiner Phantasie und im Märchen. Wo ist er denn?“
    „Droben auf dem Dache.“
    „Allah! Was fällt dir ein! Ist etwa ein fremder Mann auf dem Dach?“
    „Verzeihe, Herrin! Ja, er ist oben. Sage es aber meinem Herrn nicht; sonst schlägt er mich tot.“
    „Was hast du getan!“
    Gökala ergriff das Licht, leuchtete in das Vorzimmer und auch den Gang hinaus, um sich zu überzeugen, daß kein Lauscher vorhanden sei, und sagte dann, nachdem sie die Tür sorgfältig wieder geschlossen hatte, vorwurfsvoll:
    „Warum hast du ihm das erlaubt?“
    Die Schwarze befand sich in großer Angst. Sie antwortete, vor Furcht weinend:
    „Ich habe dich so lieb. Ich wollte dich gern retten und konnte doch nicht.“
    „Mich retten? Inwiefern habe ich denn Rettung nötig?“
    „Du betest ja immer um Hilfe, wenn du denkst, daß ich schlafe. Da drüben in dem anderen Haus aber wohnen zwei Riesen; der eine ist der König mit der halben Nase, und Riesen sind so stark und mächtig, und ich dachte, sie könnten dich retten, und als mir der König heute am Tag winkte, erlaubte ich ihm des Abends auf das Dach herüberzukommen.“
    „Was hast du da getan? Ich glaube gar, du hast zu ihm von mir gesprochen?“
    „Es ist ja nicht der König, sondern nur sein Diener. Es ist ein so guter Herr. Siehe, was er mir gegeben hat!“
    Und nun erzählte die Schwarze ausführlich, was zwischen ihr und dem Steuermann gesprochen worden war. Dann kniete sie vor Gökala nieder, um sich deren Verzeihung zu erbitten. Diese aber gebot ihr, aufzustehen und sagte:
    „Ja, ja, jetzt begreife ich dich vollständig. Ich gehe hinauf, aber du wirst niemals zu irgendeinem Menschen auch nur ein Wort davon sprechen!“
    „Nie, o Herrin! Ich schwöre es dir!“
    „Gut! Geh jetzt vor an die Treppe, die nach unten führt, und halte Wache, daß ich nicht überrascht werde!“
    Die Sklavin gehorchte, und Gökala stieg hinauf nach dem Dach. Als der Steuermann ihre hohe, weißgekleidete Gestalt erblickte, erhob er sich schnell von seinem Sitz. Sie aber winkte und sagte:
    „Bleib sitzen, Fremdling. Auch ich muß mich zu dir setzen, damit man uns nicht bemerkt. Wer ist der Mann, der da drüben sitzt?“
    „Mein Herr.“
    „Der König der Riesen?“
    „Oh, das war nur ein Scherz, den ich mir mit der Schwarzen machte. – Aber das Arabische ist mir nicht sehr geläufig. Wollen wir uns nicht in einer anderen Sprache bedienen?“
    „Welcher? Vielleicht der deutschen?“
    „Sehr gern! Also wirklich! Sie sprechen deutsch?“
    „Ja“, antwortete sie. „Ich war im höchsten Grad erstaunt oder vielmehr betroffen, als ich von der Dienerin hörte, daß ein Mann, den sie einen Riesen nannte, sich auf dem Dach befinde und mich zu sprechen begehre.“
    „Verzeihung, Mylady! Das ist eine sehr

Weitere Kostenlose Bücher