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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie einen stillen Jammer im Herzen trage, und ruft dabei die Namen eines fremden Gottes an.“
    „Welcher Gott mag das sein?“
    „Oh, ich kenne seinen Namen. Sie hat sie so oft genannt, wenn sie glaubt, allein zu sein, daß es mir leicht geworden ist, sie mir zu merken, obgleich ich ähnliche Namen noch niemals gehört habe. Zuweilen nennt sie ihren Gott Oskar.“
    „Oskar?“ fragte der Steuermann überrascht.
    „Ja.“
    „Da mußt du dich wohl verhört haben!“
    „O nein. Ich habe diesen Namen sehr deutlich gehört. Dann faltet sie die Hände und ruft seufzend: O Oskar, mein lieber, lieber Oskar!“
    „Sapperment! Und da meinst du, daß dies der Name ihres Gottes sei?“
    „Natürlich! Sie faltet ja die Hände dabei, und das tut man doch nur, wenn man betet.“
    „Ach so! Du bist wirklich ein sehr kluges Mädchen! Wie ist denn der andere Name dieses Gottes?“
    „Steinbach.“
    Der Steuermann wäre vor Überraschung fast von seinem Sitz aufgesprungen.
    „Steinbach? Oskar Steinbach?“ fragte er erstaunt.
    „Ja. Aber so sprich doch nicht so laut! Wenn man uns hört, so bin ich verloren.“
    „Wieso?“
    „Ich bin nur die Sklavin des Besitzers dieses Hauses. Ich habe die Fremde zu bedienen, solange sie bei uns wohnt, und darf mit keinem Menschen von ihr sprechen. Wenn mein Herr bemerkte, daß du hier auf dem Dach bei mir bist, so würde ich eine Strafe erhalten, die ich wohl nicht überleben könnte.“
    „Oskar Steinbach! Wunderbar!“
    „Nicht wahr, das ist ein Gott?“
    „Nein, es gibt aber einen Menschen, der diesen Namen trägt.“
    „Allah l' Allah! Also betet sie nicht!“
    „Nein.“
    „Warum aber faltet sie die Hände, wenn sie diesen Namen nennt? Warum seufzt sie dabei, wie man nur seufzt, wenn man zu Allah betet, daß er einen aus einer Gefahr erretten solle? Warum klagt sie? Warum weint sie? Warum jammert sie nach Befreiung?“
    „Tut sie das denn?“
    „Ja. Und das begreife ich nicht. Sie ist nicht etwa gefangen. Sie könnte ausgehen und wiederkommen, wann und sooft es ihr beliebt. Nur soll sie mich mitnehmen, und ich habe dann genau aufzumerken, mit wem sie spricht und was sie redet.“
    „Wer hat dir das befohlen?“
    „Mein Herr, und der hat diesen Befehl von dem Herrn der Fremden empfangen. Sie aber geht gar nicht fort. Wenn sie in ihrem Zimmer ist, und ich schlafe vor ihrer Tür, so höre ich, daß sie immer und fast während der ganzen Nacht ruhelos auf und ab geht und dabei die beiden Namen nennt. Sie spricht viel in einer Sprache, die ich nicht verstehe; aber sie redet auch arabisch, und da höre ich, daß sie um Rettung fleht.“
    „Das ist sehr wunderbar, sehr geheimnisvoll! Ist sie gut gegen dich?“
    „So gut, daß ich Ihr mein ganzes Herz geschenkt habe. Wenn ich sie retten könnte, würde ich es sofort tun, aber ich weiß doch gar nicht, aus welcher Gefahr sie errettet sein will.“
    „Hast du nicht einmal danach gefragt?“
    „Nein. Ich wollte wohl zuweilen, aber ich getraue es mich nicht. Sie ist eine Sultana, so schön, so licht, so herrlich, als ob sie aus Allahs höchstem Himmel herniedergestiegen sei. Woher soll ich da den Mut nehmen, von Dingen mit ihr zu sprechen, die sie mir verschweigt?“
    „Weißt du, wie sie heißt?“
    „Wir müssen sie Gökala nennen.“
    „Gökala! Hm! Warte!“
    Der Steuermann sann eine ganze Weile nach. Dieses schöne, geheimnisvolle Wesen nannte Steinbachs Namen. Es war unglücklich, es sehnte sich nach Rettung. Es mußte daher Steinbach kennen und sich in einer Lage befinden, aus der es befreit zu werden wünschte. So fragte er denn endlich weiter:
    „Würdest du gern etwas tun, worüber sie Freude hat?“
    „Ist es gefährlich für mich?“
    „Ganz und gar nicht.“
    „Was ist es?“
    „Ich möchte mit Gökala sprechen.“
    „Das ist unmöglich.“
    „Warum?“
    „Sie wird es nicht tun wollen. Was soll ich ihr auch sagen? Ich kann doch nicht verraten, daß ich hier oben mit dir eine heimliche Zusammenkunft gehabt habe. Sie würde mir über alle Maßen zürnen.“
    „O nein, ganz und gar nicht. Sie würde dir vielmehr im höchsten Grad dankbar sein.“
    „Denkst du das wirklich?“ fragte sie zweifelnd.
    „Ganz gewiß! Was tut sie jetzt?“
    „Sie befindet sich in ihrer Stube. Ich weiß nur, daß sie noch nicht schläft.“
    „Und der Herr des Hauses und die anderen Bewohner desselben, was tun diese?“
    „Sie schlafen.“
    „Nun, da ist doch gar keine Gefahr dabei. Hast du vielleicht bereits einmal das

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