50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Wort Deutschland gehört?“
„O ja. Man spricht in allen Harems von diesem Land. Die Bewohner desselben werden Deutsche genannt. Sie führten einst einen großen Krieg gegen den Kaiser der Franken; sie besiegten ihn in allen Schlachten und nahmen ihn sogar gefangen.“
„Gut! So gehe einmal hinab zu dieser Gökala und frage sie, ob Oskar Steinbach ein Deutscher sei. Ist er das, so sage ihr, daß ich ihn kenne und daß sie zu mir kommen solle, wenn sie Rettung wünscht.“
„Sie wird dies nicht tun.“
„Doch, sie wird kommen, darauf kannst du dich verlassen. Sage ihr nur auch, daß ich sogar in der Sprache der Deutschen mit ihr sprechen kann.“
„Ich möchte dies nicht gerne. Es ist zu gefährlich.“
„Es ist im Gegenteil gar keine Gefahr dabei. Ich werde dich doch nicht etwa verraten, und sie wird es auch nicht tun.“
„Aber sie wird dadurch erfahren, daß ich sie belauscht habe!“
„Nein. Wenn du vor ihrer Tür schläfst, mußt du ja hören, was sie spricht; dazu ist es gar nicht nötig, daß du die Lauscherin machst. Übrigens verlange ich dies nicht etwa umsonst.“
Das gab der Sache sofort eine andere Wendung. Eine schwarze Sklavin, die sich ein Bakschisch verdienen kann, läßt die Gelegenheit dazu gewiß nur vorübergehen, wenn die vollste Notwendigkeit des Verzichts vorliegt.
„Du willst mir etwas schenken?“ frage sie schnell.
„Ja.“
„Was? Geld?“
„Natürlich. Wieviel willst du?“
„Gib mir einen Piaster. Ich will mir schon seit langer Zeit eine goldene Nadel für mein Haar kaufen und habe doch kein Geld dazu.“
Der Steuermann lachte leise vor sich hin. Ein Piaster ist nicht ganz zwanzig Pfennige. Und für diese Summe wollte sie sich eine goldene Nadel kaufen! Das war natürlich im höchsten Grade spaßhaft, zumal sie es in solchem Ernst sagte. Er zog also ein Geldstück hervor, drückte es ihr in die Hand und sagte:
„Hier hast du fünf Piaster. Bist du zufrieden?“
„Fünf Pi –“
Das Wort blieb ihr im Mund stecken. Sie hatte in ihrem ganzen Leben nicht fünf Piaster als Eigentum besessen; ein einziger bildete bereits einen Reichtum für sie, die ja eine Sklavin war. Sie hielt daher das Geldstück gegen den Mond, so daß es in seinem Schein funkelte, und sagte:
„Fünf Piaster! Ist das dein Ernst?“
„Ja.“
„Herr, du mußt sehr reich sein!“
„Das bin ich freilich.“
„Sind alle Riesen so reich?“
„Alle! Wir haben so viele Piaster, wie in der Wüste Sandkörner liegen.“
„O Allah! Was seid ihr für glückliche Leute! Ich lasse mir dieses Geld wechseln, hänge einen Piaster an jedes Ohr, und für die drei übrigen kaufe ich mir Nadeln.“
„Dann wirst du so schön aussehen, daß alle jungen Männer dich zu ihrer Sultana begehren werden.“
„Meinst du?“
„Ja, denn du bist auch ohne Nadeln und Ohrgehänge ein sehr schönes Mädchen.“
„Gefalle ich dir wirklich? Nun, so will ich es auch wagen, für dich hinunter zur Herrin zu eilen.“
„Soll ich hier warten oder einstweilen wieder zu uns hinübergehen?“
„Warte lieber hier! Gleich aber werde ich wohl nicht zurückkehren, denn ich muß erst erforschen, was die Herrin für eine Laune hat.“
Damit stand die Negerin auf und stieg zur Treppe hinab. Diese war von Holz und sehr schmal, mehr eine Stiege als eine Treppe. Die Stufen führten nach einem engen, jetzt dunklen Gang. Aus diesem trat die Schwarze in eine Art Vorstübchen. An der Tür, die von da sich nach Gökalas Zimmer öffnete, blieb die Schwarze lauschend stehen. Ein leises, ununterbrochenes Geräusch sagte ihr, daß die Herrin noch nicht schlafe, sondern in dem Zimmer auf und ab gehe. Sie nahm nun allen ihren Mut zusammen und öffnete leise.
Die Stube, in die sie trat, war etwas größer als der Vorraum, nur weiß getüncht und ebenso einfach, fast ärmlich eingerichtet. In einem tönernen Leuchter brannte ein Licht.
Gökala, ja, sie, die in Konstantinopel die Freundin der Prinzessin Emineh gewesen war, bewohnte jetzt dieses armselige Lokal! Als sie das Öffnen der Tür hörte und die Schwarze erblickte, war sie erstaunt.
„Was willst du noch?“ fragte sie, doch keineswegs unfreundlich. „Wir haben uns doch bereits den Nachtgruß gegeben.“
„Zürne mir nicht, o Herrin!“ bat die Gefragte. „Ich bin gekommen, um dich nach dem Land der Riesen zu fragen. Kennst du es?“
„Das Land der Riesen? Nein.“
„Aber es gibt doch eins!“
„Es wird in vielen Märchen von diesem Land erzählt.“
„Oh,
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