Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
eigentümliche Geschichte. Wir wohnen da drüben. Heute sahen wir Ihre Schwarze und machten ihr zum Scherz einige Pantomimen. Dann fragte sie mein Herr, ob sie heute abend ein bißchen auf das Dach kommen wolle, und sie sagte zu. So oder ähnlich war es. Sie kam herauf, und ich sprang zu ihr herüber, sprach mit ihr von der Herrin, also von Ihnen, und nun erzählte sie mir schließlich, daß Sie, wenn Sie sich allein wähnen, zu einem Gott beten, der zwei fremde Namen habe, nämlich Oskar und Steinbach.“
    Gökala fühlte sich ein wenig verlegen. Dieser Mann dachte sich gewiß das Richtige; aber sie ließ sich von dieser Verlegenheit nichts merken, sondern fragte unbefangen:
    „Sind Ihnen vielleicht diese beiden Namen bekannt?“
    „Sogar sehr gut, Mylady.“
    „Woher?“
    „Der Herr, der so heißt, hat sich in den letzten Wochen in unserer Gesellschaft befunden.“
    „Was ist der Herr, von dem Sie sprechen?“
    „Hm! Das weiß ich freilich nicht so recht. Er scheint trotz des einfachen Namens etwas Großes und Vornehmes zu sein, da der Bei von Tunis –“
    „Tunis?“ fiel sie schnell ein. „Er war in Tunis?“
    „Ja.“
    „Ah, das stimmt! Er hatte das seinem Schreiber telegraphiert. Und wo war er vorher?“
    „In Konstantinopel!“
    „Stimmt, stimmt!“
    Gökala sagte das vor Freude so laut, daß der Steuermann sich veranlaßt fühlte, zu warnen:
    „Bitte, bitte Mylady, wollen wir nicht ein wenig leiser sprechen?“
    „Sie haben recht. Aber ich freue mich so unendlich, zu hören, daß er wirklich noch lebt.“
    „Na, tot ist er allerdings nicht. Freilich war er in Konstantinopel sehr nahe daran, aus dieser Zeitlichkeit ab- und in die Ewigkeit hinüberzusegeln.“
    „Wieso?“
    „Man hatte ihn in das Wasser gestürzt.“
    „Wie? Das wissen Sie?“
    „Na, wir sind es ja, die ihn herausgefischt haben!“
    „Sie, Sie also! Er lebt! Er lebt wirklich! Gott sei Dank, tausend, tausend Dank! Sie bringen mir da eine Botschaft von unendlichem Wert, Herr – aber ich weiß noch gar nicht, wie ich Sie nennen soll.“
    „Sagen Sie Smith, Mister Smith!“
    „So sind Sie Engländer?“
    „Ja.“
    „Und Ihre Eigenschaft?“
    „Ich bin Steuermann.“
    „So ist der Herr da drüben wohl Ihr Kapitän?“
    „Nein, sondern vielmehr mein Reeder, der Besitzer unserer Jacht, Lord Eaglenest.“
    „Ein Lord! Ah so! Und ist Herr Steinbach noch in Tunis?“
    „Nein, sondern in Ägypten.“
    „Bereits? Ich wußte allerdings, daß er die Absicht hatte, hierherzukommen.“
    „Er ist mit unserer Jacht gelandet. Sie liegt unten im Nilhafen und wartet auf weitere Order.“
    „Und Herr Steinbach ist auch in Kairo?“
    „Nicht augenblicklich, er ist vielmehr für einige Zeit verreist.“
    „Wohin?“
    „Zur Königin der Wüste.“
    „Diesen Namen habe ich noch nicht gehört. Aus dem, was Sie sagen, schließe ich, daß er wohl mit dem Lord einigermaßen befreundet ist?“
    „Befreundet? Na, sogar sehr dicke Freunde sind diese beiden. Wollen Sie mit Mylord sprechen?“
    „Ja. Wird er herüberkommen können?“
    „Besser als ich. Seine Beine sind ganz geeignet dazu. Ich werde ihn schicken, Mylady.“
    Der Steuermann verließ Gökala und sprang auf das jenseitige Dach zurück. Dort saß der Lord noch immer. Die Zeit war ihm sehr lang geworden. Darum sagte er jetzt, tief aufseufzend:
    „Endlich, endlich! Mensch, was fällt dir ein, mich hier eine solche Ewigkeit sitzen zu lassen!“
    „Es ging nicht anders, Mylord!“
    „Wie? Was? Es ging nicht anders? Erst scharmierst du mit der Schwarzen, und nachher poussierst du die Weiße, während ich hier sitze und mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen muß, daß es tropft wie aus einer Dachrinne! Du sollst die neunschwänzige Katze bekommen, und wie!“
    „Bitte, Mylord! Vom Poussieren ist gar keine Rede. Denken Sie sich, die Dame da drüben ist eine gute Bekannte von Mister Steinbach! Sie hat mich nach ihm gefragt. Und nun soll ich Sie hinüberschicken. Sie wünscht mit Ihnen zu sprechen.“
    „Sapperment! So sag wenigstens, ob sie hübsch ist!“
    „Hübsch! Donnerwetter! Was heißt hübsch! Hübsch ist tausendmal zu wenig! Schön sieht sie aus, wunderschön. Sie ist ein Bild, ein Engel, eine Fee! Wenigstens nach meinem Geschmack, Mylord! Sie ist außerdem unverschleiert, und der Mond scheint ihr ins Gesicht. Das ist ein Gesicht! Wie Watte und Sirup!“
    „Dummer Vergleich!“
    „Na, Watte ist weiß und Sirup ist rot!“
    „So sagt man doch lieber: wie

Weitere Kostenlose Bücher