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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Lachen aus und sagte:
    „Jetzt verstehe ich Sie, Mylord! Sie reisen, um eine Dame aus irgendeinem Harem zu entführen?“
    „Yes!“
    „Dann sind Sie ein echter Engländer.“
    „Yes! Yes! Ein Sohn Altenglands.“
    „So wünsche ich Ihnen, daß Sie recht bald Gelegenheit finden mögen, Ihren interessanten Plan auszuführen. Haben Sie Herrn Steinbach erst auf dieser Entführungstour kennengelernt?“
    „Ja. Früher hatte ich keine Ahnung von ihm. Wie ich von meinem Steuermann hörte, kennen auch Sie ihn?“
    „Vorübergehend nur, aber dennoch freut es mich, Gelegenheit zu finden, etwas von ihm zu hören.“
    „Ja, das können Sie. Ich stelle mich zur Verfügung. Was wollen Sie über ihn erfahren?“
    „Alles, was Sie selbst wissen. Wie Sie mit ihm bekannt wurden, und dann weiter und immer weiter bis zu dem heutigen Tag.“
    „Mit größtem Vergnügen. Also hören Sie!“
    Der Lord begann nun in seinem Berichte bei Konstantinopel, wo er Steinbach auf dem Kirchhof zum ersten Mal getroffen hatte. Und da er ihn liebhatte und die Hochachtung, die er ihm zollte, noch größer war als die Liebe, so gewährte es ihm jetzt eine herzliche Befriedigung, von ihm sprechen zu können, und er vertiefte sich so in den Gegenstand seines Berichtes, daß einige Stunden vergingen, ehe er zu Ende kam.
    „Und nun ist er zu der Königin der Wüste?“ fragte dann Gökala. „Wissen Sie, wer das ist?“
    „Ich habe davon mehr flüstern als sprechen hören. Sie ist die Regentin eines wilden Araberstammes. Das ist alles, was ich von ihr weiß.“
    „Was will er dort?“
    „Das ist mir unbekannt. Vielleicht hat er die Absicht, sie zu entführen.“
    „Wie es scheint, legen Sie ihre eigenen Passionen gern auch anderen unter“, lachte sie.
    „Na, diese Königin der Wüste soll eine sehr berühmte Schönheit sein, und da er derselben ihre Schwester bringt, weiß man nicht, was passieren kann! Er selbst ist nämlich auch ein ungeheuer hübscher Kerl. Hm! Soll ich Ihnen vielleicht einen Gruß besorgen, wenn er zurückkommt?“
    „Ja, einen Gruß und – wenn Sie mir die Gefälligkeit erweisen wollen – einige Zeilen.“
    „Sehr gern. Wann darf ich mir den Brief holen?“
    „Ich wohne und lebe hier ganz auf orientalische Weise und habe also weder Papier noch das sonst Nötige in meiner Klause. Ich muß es mir erst besorgen und werde Ihnen daher durch meine Dienerin –“
    „Nein, nein“, fiel der Lord ein. „Das können wir ja viel schneller machen. Warten Sie einen Augenblick!“
    Dann stand er auf und sprang auf sein Dach hinüber, um in der Treppenluke zu verschwinden. Als er zurückkehrte, hatte er ihr Papier, Kuvert, Tinte und Feder und sogar einen Wachsstock und Streichhölzer mitgebracht.
    „Hier, Mylady!“ sagte er. „Wenn es Ihnen beliebt, werde ich hier warten, bis Sie fertig sind.“
    „Sehr freundlich, Mylord. Ich werde von Ihrer Güte natürlich sogleich Gebrauch machen.“
    Gökala nahm darauf das Schreibmaterial und begab sich damit in ihr Zimmer, während er geduldig auf ihre Wiederkehr wartete, aber an ihrer Statt kam schließlich nicht sie, sondern die Schwarze und reichte ihm den Brief nebst Wachsstock, Tintenfaß und Feder mit dem Worte „Haun!“ zurück.
    „Hauen?“ fragte der Lord verwundert. „Wer will mich hauen? Oder soll ich etwa jemand hauen?“
    „Chatrak!“
    „Ja, trak? Wer ist denn dieser Trak, den ich hauen soll?“
    „Chatrak!“ ertönte es da abermals als Antwort der Dienerin, dann zog sich diese in die Treppenöffnung zurück, wurde die Klapptür niedergezogen und klirrte ein Riegel.
    „Donnerwetter!“ meinte da der Lord. „Ich habe einen sonderbaren Abschied erhalten. Die Schöne kommt nicht selbst, sondern sendet mir ihre Schwarze. Diese ruft ‚Haun, ja Trak!‘ und verschwindet dann hinter Schloß und Riegel! Sapperment, allzu höflich sind die Frauen hier nicht. Aber warte, morgen ist auch noch ein Tag.“
    Er kehrte nunmehr auf sein Dach zurück und stieg von da in sein Zimmer hinab, wo der Steuermann ihn schon erwartete.
    „Da haben Eure Lordschaft allerdings sehr unrecht verstanden“, meinte dieser lachend, als der Lord ihm den Schluß des Abenteuers berichtete. ‚Haun!‘ heißt soviel wie ‚hier‘. Das hat die Schwarze gesagt, als sie Ihnen diese Sachen in die Hand gab. Und ‚chatrak‘ heißt ‚lebe wohl‘. Sie hat also gemeint, daß Sie gehen könnten.
    „So also! Verdammte Sprache, diese arabische! Aber hier der Brief – ah, die Aufschrift ist in

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