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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Milch und Blut!“
    „Blut klingt zu mörderisch!“
    „Meinetwegen! Also schön ist sie, sehr schön! Verteufelt, verteufelt! Hat sie einen Mann?“
    „Ich glaube nicht. Sie scheint noch ledig zu sein, hat aber einen, der auf sie aufpaßt.“
    „So ist er eifersüchtig. Ah, die wird entführt, so gewiß, wie ich Eaglenest heiße! Endlich, endlich wird es einmal Ernst! Na, die lasse ich mir nicht wieder entgehen, wenn ich sie einmal festhabe. Ich gehe jetzt.“
    Darauf sprang der Lord hinüber.
    So ganz zuversichtlich, wie er dem Steuermann gegenüber tat, war ihm aber doch nicht zumute. Und ein gar eigentümliches Gefühl beschlich ihn, als er jetzt eine halblaute, sonore und höfliche Stimme in deutscher Sprache hörte:
    „Willkommen, Mylord! Nehmen Sie hier neben mir Platz, und verzeihen Sie mir, daß ich recht gern von unserem beiderseitigen Bekannten Herrn Steinbach etwas hören möchte. Ihre Gegenwart ist mir natürlich erwünschter als diejenige Ihres Steuermanns.“
    Das war das reinste, schönste Deutsch; aber eine Deutsche entführt man doch nicht aus dem Harem!
    „Himmelsapperment!“ entfuhr es ihm daher.
    „Wie meinten Sie?“ fragte sie lächelnd.
    „Entschuldigung, Fräulein! Ich fluchte ein bißchen.“
    „Fast schien es so! Darf ich vielleicht erfahren, was Sie so sehr in Zorn versetzt?“
    „Na, Zorn ist es eigentlich nicht, sondern es ist so etwas wie Ärger oder Enttäuschung.“
    „Sind Sie von mir oder über mich enttäuscht?“
    „Es scheint so.“
    „Es scheint nur so? Sie müssen es doch genau wissen. In welcher Beziehung enttäusche ich Sie denn?“
    „In bezug auf die Entführung.“
    „Ich verstehe Sie nicht.“
    „Nicht? Na, so will ich Ihnen aufrichtig sagen, daß ich die Absicht hatte, Sie zu entführen.“
    „Sie scherzen.“
    „Es ist mein vollster Ernst, Fräulein.“
    „Dann tut es mir leid, daß ich nicht zu denen gehöre, mit denen sich eine solche Absicht verwirklichen läßt.“
    „Also nicht! Hm! Ich bin doch zum Pech geboren! In Konstantinopel hatte ich eine beinahe fest, ich war schon im Garten, da aber schaffte man sie mir weg. In Tunis war ich mit zweien bereits aus der Stadt heraus, da wurden sie mir wieder abgejagt. Und hier ist es gar noch schlimmer. Sie sagen es mir gleich in das Gesicht, daß Sie sich nicht entführen lassen.“
    „Es schmerzt mich, Ihnen diese Betrübnis nicht ersparen zu können.“
    „Na, gar so sehr groß ist die Betrübnis doch nicht. Wenn Sie es nicht sind, so ist es eben eine andere; aber entführt wird eine, und wenn sie hier in Kairo angenagelt oder mit Goldlack angesiegelt wäre! Ich habe mir das einmal vorgenommen, und so wird es also auch ins Werk gesetzt.“
    „Wie ich sehe, sind Sie nicht untröstlich. Das beruhigt mich außerordentlich. Ich sorgte mich bereits, Ihnen mißfallen zu haben.“
    Der Lord war inzwischen Gökalas Aufforderung nachgekommen und hatte sich neben ihr an dem Schirm niedergesetzt. Jetzt blickte er ihr forschend in das Gesicht. Die Art und Weise, in der sie sich ausdrückte, war gar nicht diejenige einer Morgenländerin. Es war ihm vielmehr, als ob er mit einer englischen oder französischen Hofdame sich in Konversation befinde, so sicher sprach sie mit ihm. Und doch erblickte er bei dem magischen Scheine des Mondes ein Gesicht, das allen Schönheitszauber des ganzen Orients in sich vereinigte. Er war daher so hingerissen, daß er sich vollständig vergaß und anstatt der erwarteten Antwort hervorstieß:
    „Alle Teufel, das wäre aber eine!“
    „Wer? Was?“ fragte sie verwundert.
    „Wer? Sie natürlich! Ah, Sapperment! Entschuldigen Sie, Mylady! Aber Sie sind faktisch von einer solchen Schönheit, daß unsereiner sich und die ganze Welt vergessen könnte!“
    „Sie haben eine eigene Art, sich einzuführen!“
    „Einführen? Pah! Entführen möchte ich, und zwar Sie! Aber ich habe da in Deutschland ein Lied singen hören, dessen letzte Zeilen oder vielmehr dessen Refrain lauten:
    ‚Behüt' dich Gott, es wär' so schön gewesen,
Behüt' dich Gott, es hat nicht sollen sein!‘
    Und so muß ich jetzt bei Ihnen denken. Wenn Sie mitgemacht hätten, auf meiner Jacht, den Nil hinab, ins Meer hinaus, weiter und immer weiter –“
    „Bis wohin?“
    „Nach London.“
    „Und wohin dort?“
    „In den Travellers Club. Ich hätte doch sagen können, daß ich eine Dame aus dem Harem entführt habe, geradeso, wie es in Mozarts Oper vorkommt.“
    Da stieß sie ein leises und melodisch klingendes

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