Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
deutscher Sprache, ein kleines, zierliches Damenhändchen. Wer hätte das hier in dieser engen Gasse von Kairo gesucht oder erwartet! ‚Herrn Oskar Steinbach‘. Sie machte es sehr kurz. Gerade ebenso kurz war sie auch mit mir. Sie ist fortgegangen, ohne mir auch nur gute Nacht zu sagen.“
    „Mylord sind doch höflich mit ihr gewesen?“
    „Natürlich! Ich bin gegen jedermann höflich, und gegen eine Dame sogar doppelt!“
    „Hm!“
    „Hm? Was hast du zu brummen?“
    „Mylord haben zuweilen so eine eigene Weise, höflich zu sein.“
    „Eine eigene Weise?“
    „Man kann nämlich gerade durch allzu große Höflichkeit sehr unhöflich werden.“
    „Das weiß ich auch. Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich bin weder zuwenig noch zu sehr höflich gewesen, sondern habe gerade das getan, was recht ist.“
    „Haben Eure Lordschaft aber vielleicht wieder vom Entführen gesprochen?“
    „Ja.“
    „Da hat man es! Haben Mylord dieser Dame gesagt, daß sie schön ist?“
    „Natürlich.“
    „Da hat man es abermals.“
    „Was denn? Was hat man denn, he, wie?“
    „Das sind doch zwei große Verstöße!“
    „Verstöße? Unsinn! Verstöße kann ein Steuermann machen, nicht aber ein Lord von Altengland. Merke dir das! Übrigens wenn ich einen Fehler gemacht haben sollte, so ist das gar nicht so schlimm. Morgen ist wieder ein Abend, da steige ich nochmals hinüber und mache alles wieder gut.“
    Aber leider hatte der ehrenwerte Lord sich da verrechnet. Soviel er auch an dem Fensterloch stand, er sah am nächsten Tage weder Gökala noch die Schwarze, und als er dann am Abend hinübersprang auf das Nachbardach, fand er die Treppenluke verschlossen. Und so war und blieb es auch während der darauffolgenden Tage. – – –
    Als der Lord und die drei Freunde bei ihrer Verfolgung Ibrahim Paschas mit der Jacht in Alexandrien angekommen waren, hatte Steinbach sofort seinem Sekretär, dessen Adresse er kannte, telegraphiert, und dieser war ihm bis Schubra entgegengekommen, um ihn dort, wo die kleine Jacht angelegt hatte, zu begrüßen.
    Vorher hatten sich sämtliche Passagiere der Jacht, also der Lord, Steinbach, Normann und Wallert, in Alexandrien alle Mühe gegeben, zu erfahren, ob Ibrahim Pascha mit Zykyma bereits eingetroffen sei, aber ihre Nachforschungen waren leider vergeblich gewesen.
    Als der Sekretär in Schubra an Bord kam, trug er einen Orden auf der Brust, den er vorher nicht besessen hatte. Er war ihm vom Vizekönig für das Überbringen von Prinzessin Eminehs Porträt verliehen worden. Er meldete seinem Herrn, daß der Vizekönig sofort nach Empfang des Bildes wegen der Prinzessin in nähere Unterhandlungen mit dem Sultan getreten sei und Steinbach nun erwarte, um sich zu informieren. Und dann, als diese Angelegenheit erledigt war, fügte er noch hinzu:
    „Und zuletzt habe ich Ihnen in einer privaten Sache eine vielleicht wichtige Mitteilung zu machen. Ich bin nämlich in Gesellschaft eines Mannes in Alexandrien gelandet, der eine Dame bei sich hatte, die sich für Sie, gnädiger Herr, zu interessieren schien.“
    „Wohl eine abendländische Familie?“
    „O nein, der Mann schien vielmehr ein Morgenländer zu sein. Und von Familie war auch keine Rede, denn die Dame war weder seine Frau noch seine Tochter oder eine sonstige Verwandte von ihm. Wenn ich mich recht erinnere, wurde sie Gökala genannt.“
    Steinbach sprang in allergrößter Überraschung von seinem Sitz auf.
    „Gökala?“
    „Ja, so war der Name.“
    „Sie müssen sich irren.“
    „O nein. Sie hat mir den Namen selbst genannt. Die Gesellschaft kam in einer kleinen Feluke an Bord.“
    „Wann sind Sie von Konstantinopel fort? Doch nicht etwa später als zu der Stunde, für die ich Sie expediert hatte?“
    „Keinen Augenblick später.“
    „Dann kann Gökala nicht auf Ihrem Schiff gewesen sein. Sie befindet sich jedenfalls noch in Konstantinopel. Ich war leider, leider gezwungen, so schnell abzureisen, daß ich mich weiter um sie nicht kümmern konnte.“
    „Ich hoffe doch nicht, daß wir zwei verschiedene Damen meinen, die einen und denselben Namen tragen?“
    „Es kann kaum anders sein.“
    „Ich meine nämlich diejenige Gökala, mit der Sie am Abend vorher nach dem ‚Baum der Mutter‘ spazierengefahren sind.“
    „Und ich meine ganz dieselbe.“
    „So stimmt es also. Sie ist es.“
    „Sie soll mit Ihnen an Bord gewesen sein? Unmöglich! Der Russe müßte denn gerade sofort, nachdem er mich in das Wasser stürzte, mit ihr aus

Weitere Kostenlose Bücher