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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wenigstens werde ich das Land nicht eher verlassen, als bis ich die Gewißheit erhalte, daß auch Gökala sich nicht mehr hier befindet.“
    Die vorhin empfundene Freude Steinbachs hatte sich jetzt in bittere Enttäuschung verwandelt. Doch er mußte es ertragen. Wenigstens für den Augenblick vermochte er nichts dagegen zu tun.
    Die Jacht verließ bald Schubra wieder, erreichte Kairo und ging im Hafen von Bulak vor Anker. Auf seiner Erkundigung erfuhr hier Steinbach, daß der Vizekönig sich gegenwärtig in seinem auf der Nilinsel Roda gelegenen Gartenschloß befinde, und ließ sich dorthin fahren, um sofort um eine Audienz nachzusuchen.
    Er trug dabei die einfache, weiße arabische Tracht, die vom gewöhnlichen Wüstenbewohner und auch vom Scheik niemals abgelegt wird. Die Audienzen waren bereits bei den Vorgängern des Herrschers in europäischem Stil abgehalten worden. In dem Vorzimmer standen und saßen auch jetzt Engländer und Franzosen hohen und höchsten Ranges. Ägyptische Militär- und Zivilbeamte in goldgestickten Gewändern. Als daher der einfach gekleidete Steinbach eintrat, wurde er nur mit verächtlichen Blicken betrachtet und dann mit Stolz ganz übersehen.
    Er ließ sich das jedoch nicht im geringsten anfechten, aber als der anmeldende Diener, der für einige Minuten abwesend gewesen war, wieder erschien, trat er auf ihn zu und fragte:
    „Ist der Beherrscher hier im Schloß?“
    „Ja. Warum fragst du?“
    „Ich möchte gern mit ihm sprechen.“
    „Komm morgen wieder!“
    „Warum morgen?“
    „Er hat heute keine Zeit. Siehst du nicht, welche hohen Herren hier bereits lange warten? Für einen Beduinen hat er keinen Augenblick übrig.“
    „Ich bin kein Beduine und kein Fellah.“
    „Was denn?“
    „Ein Deutscher.“
    „Das ist ebenso gleichgültig. Was ist ein Deutscher? Ist er etwas anderes als ein Fellah?“
    Als Steinbach erklärte, daß er ein Deutscher sei‚ hatten sich die Blicke aller wieder mit einem höchst geringschätzigen Ausdruck auf ihn gerichtet, er tat auch jetzt, als ob er dies gar nicht bemerke, und antwortete:
    „Du scheinst deine Pflicht nicht zu kennen und überhaupt ein großer Dummkopf zu sein. Meinst du etwa, daß ein Engländer oder ein Franzose etwas Besseres sei als ein Deutscher? Schau, ich einziger wiege alle diese Franken und Inglis auf, die hier stehen. Ich heiße Steinbach. Gehe augenblicklich hinein und sage dem Beherrscher meinen Namen!“
    Das war in einem unendlich selbstbewußten, befehlenden Ton gesprochen. Dennoch wußte der Diener nicht, was er tun oder sagen solle, und die Anwesenden ließen ein Gemurmel hören, aus dem heraus sehr deutlich verschiedene ehrenrührige Schimpfworte zu hören waren.
    „Nun, wirst du gehorchen?“ donnerte da Steinbach den Diener an. „Die Herren hier alle haben Zeit, ich aber nicht! Vorwärts!“
    Jetzt endlich ging der Domestike; aber einer der uniformierten Herren, ein Franzose, trat auf Steinbach zu und sagte:
    „Ich hörte, Sie seien ein Deutscher?“
    „Ja.“
    „Gibt es in Deutschland Irrenhäuser?“
    „Gewiß.“
    „Wahrscheinlich sind Sie aus einem derselben entsprungen. Wäre dies nicht der Fall, so hätten wir nämlich anzunehmen, daß Sie zurechnungsfähig sind, und müßten Sie für Ihre Unverschämtheit auspeitschen lassen.“
    „Lassen Sie es getrost beim Auspeitschen; aber bitte, bedienen Sie sich selbst.“
    Noch ehe der Franzose ein Wort weiter zu sagen vermochte, ging die Tür auf, und der Diener kehrte zurück; hinter ihm aber erschien der Vizekönig selbst, nickte Steinbach freundlich zu und sagte:
    „Endlich, endlich! Ich habe Sie mit größter Sehnsucht erwartet. Bitte kommen Sie schnell herein! Sie sind natürlich hochwillkommen!“
    Dann ergriff er Steinbach bei der Hand und zog ihn zu sich in das Audienzzimmer. Die Herren starrten sich sprachlos vor Erstaunen und Bestürzung an.
    „Wer war dieser Mann?“ fragte ein Engländer.
    „Steinbach nannte er sich, nur Steinbach. Fi donc!“ entgegnete der Franzose.
    „Das begreife ich nicht!“
    „Ein Horreur!“
    „Er scheint ein Liebling des Vizekönigs zu sein! Wie kann so etwas passieren! Bei Ihrer Königlichen Majestät von Großbritannien und Irland wäre so etwas eine Unmöglichkeit!“
    Drin aber, in dem prachtvoll nach europäischem Stil ausgestatteten Zimmer, zeigte der Khedive auf einen der goldenen Sessel und sagte:
    „Nehmen Sie hier Platz, Durchlaucht! Ihr Kurier hat mir bereits mein Lebensglück gebracht; ich weiß nicht,

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