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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wie ich Ihnen danken soll. Sie haben das Unmögliche möglich gemacht!“
    „Und das Mögliche unmöglich.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Wurde Euer Hoheit nicht gemeldet, daß ich nach Tunis ging?“
    „Ja; nur waren mir Grund und Absicht dieser Sendung nicht recht klar.“
    „Der Großwesir, der hinter dem Rücken des Sultans seine Privatpolitik treibt –“
    „Und mir Emineh nicht gönnen wollte!“
    „So ist es! Er sandte den berüchtigten Ibrahim Pascha nach Tunis; ich mußte diesem ebenso schleunigst wie heimlich nach, um seine Absichten zu durchkreuzen.“
    „Ist es gelungen?“
    „Vollständig. Ich habe um die gegenwärtige Audienz gebeten, um darüber zu referieren.“
    „Gut! Dazu bedürfen wir längere Zeit. Ich werde die Herren da draußen nach Hause schicken.“
    Der Vizekönig klingelte und befahl dem darauf erscheinenden Diener, den im Vorzimmer wartenden Herren zu sagen, daß er für sie erst morgen zu sprechen sei.
    „Verdammter Deutscher!“ brummte der Engländer.
    „Welch ein Horreur!“ meinte der Franzose. „Man widmet dem Fürsten dieses barbarischen Landes seine Zeit und seine Kräfte und wird einfach fortgeschickt um eines Deutschen willen, der nur Steinbach heißt. Geschieht dies noch einmal, so kehre ich nach Paris zurück. Ägypten mag dann sehen, ob es ohne uns fertig zu werden vermag. Diese Sache ist wirklich lächerlich.“
    Die Herren entfernten sich darauf. Drinnen aber im Audienzzimmer wurde jetzt ein Gespräch von eminent hoher Wichtigkeit geführt. Es währte wirklich mehrere Stunden, und als es beendet war, wurde Steinbach zur vizeköniglichen Tafel – nicht befohlen, sondern gebeten.
    Als diese vorüber war, zog der Khedive sich abermals mit ihm zurück, um nun private Angelegenheiten, die sich auf seine Vermählung mit Emineh bezogen, zu besprechen. Der fürstliche Herr fand, abgesehen davon, daß er dem Deutschen große Erfolge zu verdanken hatte, auch ein rein persönliches Wohlgefallen an demselben.
    So plauderten sie ungezwungen weiter, bis der Vizekönig die Frage aufwarf:
    „Was sagen Sie zu Arabi?“
    „Ich höre, daß er Aussicht hat, Pascha zu werden.“
    „Es ist wirklich so. Ich sehe mich veranlaßt, seine Dienste zu belohnen. Er hat mir viel genützt.“
    „Und kann Ihnen noch mehr schaden.“
    „So ist es. Ich bemerke leider, daß er einer gewissen Hinneigung zu den nomadisierenden Stämmen, die an der Landesgrenze auf und ab ziehen, Raum gibt. Diese Stämme sind gern zu Empörungen geneigt. Sie haben einen widersetzlichen Charakter. Sie zahlen nie ihren Tribut, sondern man muß sich beides stets mit Gewalt holen. Es gibt mir das sehr viel zu denken.“
    „Es wäre da wohl geraten, diesen Stämmen Scheiks zu geben, auf die man sicher rechnen kann.“
    „Ganz richtig. Aber das ist schwierig. Zunächst braucht kein Stamm eher einen Scheik, als bis der bisherige gestorben ist, und sodann werden die Scheiks in der Versammlung der Ältesten gewählt. Man will mir nicht einmal das Bestätigungsrecht gönnen.“
    „Mit Gewalt läßt sich da freilich nichts erzielen. Nur Klugheit kann den Weg kürzen.“
    „Dazu aber bedarf man auch kluger Leute, und die sind hier in Ägypten – ah, gerade da denke ich an einen Stamm! Hm! Hier sollte ich einen Mann von Ihren Talenten haben!“
    „Dürfte ich vielleicht etwas Näheres erfahren?“
    „Gern. Haben Sie wohl bereits von dem Stamm der Sallah gehört, Durchlaucht?“
    „Gewiß. Er ist einer der zahlreichsten an der Grenze der Wüste.“
    „Ja. Er zählt gegen sechstausend Krieger, was außerordentlich viel heißen will. Das eigentümlichste aber ist, daß dieser Stamm nicht von einem Mann, sondern von einem jungen Weib regiert wird.“
    „Der Königin der Wüste.“
    „Sie hörten also bereits von ihr sprechen?“
    „Oft. Sie ist eine Tochter der Beni Abbas tief in der tunesischen Wüste.“
    „Sehr wohl, und schön wie ein Engel. Alle Männer und Jünglinge des Stammes sind in sie verliebt. Nur wer sie zur Frau erhält, wird die Würde des Scheiks erlangen. Sie kam vor einigen Jahren als Braut zu den Sallah. Der Scheik hatte sie auf einer Wüstenreise gesehen. Sie wurde seine Frau und regierte nicht nur ihn, sondern den ganzen Stamm. Da starb er plötzlich, und sie wurde Witwe, blieb aber Regentin.“
    „Hoffentlich ist sie Eurer Hoheit wohlgesinnt!“
    „Das ist sie. Aber ein Weib kann nicht ewig regieren, wenigstens einen halbwilden Beduinenstamm nicht. Das allgemeine Verlangen, daß sie

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