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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Steinbach:
    „Wer seid ihr? Ehe der Kampf beginnt, möchte ich wissen, was ich von euch zu erwarten habe.“
    „Du hast nur Gutes zu erwarten. Hiluja sendet uns zu deinem Schutz.“
    „Hiluja!“ lächelte er ganz glücklich. „Ich danke euch! Doch braucht ihr keine Sorge um mich zu haben. In kurzer Zeit wird keiner dieser Arnauten mehr leben. Laßt sie immerhin gewähren. Sie haben geschworen, daß der Kampf ein ehrlicher sein solle. Ich habe also nichts zu befürchten, desto mehr aber sie.“
    Dann schritt er wieder nach der Stelle zurück, an der er sich vorher befunden hatte. Die Arnauten standen eng beisammen. Ihre Augen funkelten zornig auf Steinbach und dessen Begleiter herüber. Sie hatten ihre Gewehre fester gefaßt. Da sie sich in der Mehrzahl befanden, hätten sie sich eine Einmischung nicht gefallen lassen; aber sie sahen die Waffen der Neuangekommenen und mußten sich gestehen, daß diese ihnen darin überlegen seien. Zudem machte das gebieterische Wesen Steinbachs einen Eindruck auf sie, der es ihnen doch geraten erscheinen ließ, von Feindseligkeiten abzusehen.
    „Nun“, sagte endlich Steinbach, „in fünf Minuten ist es dunkel. Ihr dürft nicht zögern, wenn Hilal mit allen fertigwerden soll.“
    „Ha, beginnen wir endlich!“ stimmte der Onbaschi bei. „Also aufgepaßt! Eins – zwei –“
    Hilal hatte sein Gewehr erhoben. Der Kolben desselben lag an der Wange. Sein Gegner hatte dasselbe getan. Es war ein Augenblick der größten Spannung. Im nächsten Moment mußten die Schüsse fallen. Aber bevor noch der Onbaschi das verhängnisvolle ‚drei‘ aussprechen konnte, passierte etwas, woran niemand gedacht hatte.
    Nämlich es fiel ein Schuß, aber nicht aus der Flinte eines der Duellanten, sondern aus dem Grab. Und im selben Augenblick wurde von innen der Stein umgeworfen, und Omar flog heraus, wie aus dem Lauf einer Kanone geschossen, und vor Angst und Entsetzen aus vollem Hals brüllend.
    „Alle Teufel!“ rief der Onbaschi erschrocken. „Du, Omar, du da drin! Was zeterst du?“
    Der Flüchtige flog mitten unter seine Kameraden hinein und rief jammernd:
    „Allah illa Allah! Mohammed rassuhl Allah!“
    Das ist das Glaubensbekenntnis der Mohammedaner. Sie gebrauchen es auch geradeso, wie man wohl bei uns ausruft: „Alle guten Geister loben ihren Meister!“
    „Was ist denn? Was ist denn? Was ist denn da drinnen?“ fragte der Unteroffizier, indem er den Schreienden festhielt.
    „Er, er!“
    „Wer denn?“
    „Der Geist! Die Seele!“
    „Wessen Geist?“
    „Des Engländers!“
    „Du bist verrückt!“
    „Ja, er ist drinnen! Er hat mich gepackt! Dieser Hilal hat ja bei dem Schwur gesagt, daß uns der Geist packen soll, wenn wir hinterlistig – Oh, Allah! Da kommt er!“
    Wirklich, in diesem Augenblick schob sich der Engländer aus dem Loch, ganz so, wie vorhin der Arnaut gesagt hatte; weiße und schwarze Vierecke auf dem Gewand und ganz so einen dummen Hut auf dem Kopf, wie ihn die Briten tragen.
    „O Mohammed! O Allah! Allah! Allah!“ brüllten da die erschrockenen Menschen, einer so laut wie der andere.
    Der Engländer aber streckte seine langen Arme aus und schnellte sich mit zwei Sprüngen seiner noch längeren Beine mitten in den Haufen hinein.
    „Der Geist! Die Seele! Das Gespenst! Fort, fliehet, rettet euch! Allah! Allah! Allah!“
    So rief, schrie und brüllte es aus allen Kehlen. Und die Flinten von sich werfend, rannten die Arnauten aus Leibeskräften davon, der Lord immer hinter ihnen her, indem auch er in allen möglichen Tonarten und Stimmen brüllte, so laut, wie er es nur immer fertigbrachte.
    Steinbach und seine Begleiter waren nicht wenig erstaunt, den Lord hier aus dem Loch kommen zu sehen, den sie auf der Jacht glaubten. Diesen Umstand abgerechnet, war es ihnen aber gar nicht schwer, den Zusammenhang zu erraten. Als sie nun die tapferen Arnauten davonspringen sahen und den Engländer mit einem wahren Stiergebrüll und Elefantengetrompete hinterdrein, da brachen sie in ein Gelächter aus, das wenigstens ebensoweit zu hören war, wie das Angstgeschrei der Fliehenden. Sie konnten vor Lachen erst gar nicht zu Wort kommen. Sogar der fünfzig Schritt entfernt stehende Arnaut, der zum Schuß bereitgestanden hatte, war, augenblicklich sein Gewehr wegwerfend, mit davongerannt.
    Hilal stand einer Bildsäule gleich. Erst das Lachen seiner Beschützer brachte seine Vermutung in die einzig wahre Richtung. Nun kam er langsam herbei und fragte:
    „Ihr lacht! So war es

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