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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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also kein Toter?“
    „Ein Toter?“ antwortete Normann, noch immer laut lachend. „Hast du Tote schon so springen sehen?“
    „Nein“, meinte er sehr ernsthaft.
    Dieser Ernst wirkte so, daß das Gelächter von neuem begann. Und nur mit großer Mühe gelang es Normann, die Erklärung auszusprechen:
    „Dieser Geist ist ein Freund von uns, der auch hierherkam, dich zu beschützen.“
    „Also kein Geist! Und doch ein Engländer!“
    „Ja. Ist das so außerordentlich?“
    „Ja, denn dies ist doch das Grab eines Engländers.“
    „Ach so, so, so ist das! Jetzt begreife ich! In dieser Höhle wurde ein Engländer begraben?“
    „Ja. Sein Geist geht um, das sagten die Arnauten.“
    „Und den Lord haben sie für diesen Geist gehalten! Herrlich, kostbar, unvergleichlich!“
    Das Lachen brach von neuem los.
    „Ich ließ die Arnauten schwören, daß der Kampf ein ehrlicher sein solle. Ich drohte ihnen dabei mit dem Geist dieses Toten.“
    „Aber es hat doch auch einer von ihnen drinnen gesteckt!“
    „Das wußte ich nicht.“
    „Was hat er drinnen gewollt?“
    „Weiß ich es? Ich kann es nicht sagen.“
    „So weiß es der Lord. Dort kommt er. Er mag uns dieses famose Abenteuer erklären.“
    Der Engländer kehrte mit langen, eiligen Schritten zurück. Er wedelte schon von weitem mit den Armen wie mit Windmühlenflügeln. Sein Lachen klang überschnappend, wie die Töne einer überblasenen Klarinette, und erst, als er ganz nahe war, verstand man die Worte:
    „War das – verteufelt, verteufelt! – war das – hahaha – war das nicht – hihihi – nicht göttlich?“
    „Unbezahlbar!“ antwortete Steinbach.
    „Nicht wahr –? Hihihihihihi! Ohohohohoho!“
    Er krümmte sich vor Lachen. Sein Gesicht war zinnoberrot. Es war, als ob er ersticken müsse. Das sah so drollig aus, daß die anderen abermals zu lachen begannen, und es dauerte eine große Weile, ehe der Lachreiz so weit überwunden war, daß man nur einigermaßen ruhig zu fragen und zu antworten vermochte.
    „Wir waren erstaunt, Sie hier zu sehen“, sagte endlich Steinbach. „Wie kommen denn Sie hierher?“
    „Wie? Natürlich auf diesen meinen Beinen.“
    „Sie sollten doch an Bord bleiben.“
    „Sollte ich? Ja, ich sollte, ich sollte! Aber ich wollte nicht, verstanden? Ich wollte nicht! Und da machte ich mich auf die Beine und ging hierher. Sie hatten mir ja den Ort so genau beschrieben, daß ich gar nicht fehlgehen konnte.“
    „Welche Unvorsichtigkeit!“
    „Unvorsichtigkeit? Was Sie sagen! Es war der allerklügste Gedanke, den ich jemals gehabt habe. Wer weiß, ob mir in meinem ganzen Leben wieder eine so gescheite Idee kommt!“
    „Da es in dieser Weise abgelaufen ist, so mag man es loben. Aber Ihr Leben stand auf dem Spiel!“
    „Mein Leben? Ganz und gar nicht! Nicht das meinige, sondern dasjenige dieses arabischen Misters stand auf dem Spiel. Verstanden? So ist es!“
    „Natürlich stand es auf dem Spiel, und zwar sehr. Es handelte sich ja um ein Massenduell, um einen Kampf mit so vielen Gegnern nacheinander.“
    „Oh, das war es nicht! Er sollte erschossen werden.“
    „Das wissen wir. Deshalb forderte man ihn ja.“
    „Nicht so meine ich es. Er sollte meuchlings erschossen werden, und zwar nicht einmal von hinten, sondern von vorn und dennoch meuchlings.“
    „Das verstehe ich nicht.“
    „Haben Sie denn den Schuß aus dem Loche nicht gehört?“
    „O doch!“
    „Nun, dieser Schuß galt Hilal.“
    „Wie? Wirklich?“
    „Ja. Dieser Arnaut hatte sich in das Loch gesteckt, um Hilal aus diesem Versteck zu erschießen.“
    „Das wäre wunderbar. Hilal hatte doch schon so viele Gegner, daß es eines solchen Anschlages gar nicht bedurfte.“
    „Ja freilich. Ich ahnte und dachte es auch nicht, bis der verdammte Kerl den Lauf seines Gewehres zu dem Loch herausstreckte und auf Hilal zielte.“
    „Wie sind denn Sie hineingekommen?“
    „Ich bin hineingekrochen. Oder meinen Sie vielleicht, daß ich in einem Coupé erster Klasse per Kurierzug hineingedampft bin, Mister Steinbach?“
    „Unsinn! Es versteht sich ganz von selbst, daß ich meine Frage nicht in dieser Weise gemeint habe. Wie sind Sie denn auf den Gedanken gekommen, sich in diesem Grab bei dem Arnauten zu verstecken?“
    „Bei dem Arnauten? Ich war eher drinnen als er.“
    „Das kann ich mir denken.“
    „Ich ging hierher, um vielleicht Hilal einen Dienst zu erweisen. Dies mußte heimlich geschehen. Darum suchte ich mir ein Versteck, fand das Grab, kroch hinein

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