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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sündhaftes Beginnen in den Augen dieser einfachen und frommen Menschen. Aber er hatte Falehds Aufforderung gehört und rief abermals von oben herab:
    „Es ertöne nun zum dritten Mal die Frage: Gibt es noch einen, der mit ihm kämpfen will?“
    Die Hörer waren überzeugt, daß sich nun niemand mehr melden werde und gaben die Brüder verloren. Welch ein dritter hätte es wohl unternehmen wollen, ihrem Beispiel zu folgen! Aber man hatte sich da doch geirrt.
    „Ja!“ erscholl es nämlich in diesem Augenblick laut und kräftig, ohne daß man sagen konnte, aus welcher Gegend.
    Man horchte nach allen Richtungen, vergebens.
    „Wer war das?“ fragte Tarik.
    „Du wirst es hören“, antwortete Hilal.
    „Ah, du weißt es?“
    „Ja, horch!“
    „Wer bist du? Wie nennst du dich?“ rief der Muezzin, dem es kalt über den Rücken lief, denn es kam ihm vor, als sei die Stimme aus dem Himmel herabgedrungen.
    „Ich bin Masr-Effendi, den noch keiner besiegt hat.“
    Masr-Effendi heißt bei den Arabern das Land Ägypten. Den Namen Masr-Effendi hatte noch niemand gehört.
    „Wir kennen dich nicht, und wir sehen dich nicht“, rief der Muezzin. „Wo bist du?“
    „Hier!“
    In diesem Augenblick stieg zischend ein Feuerstrahl aus den Ruinen empor und bildete hoch über denselben einen farbigen Flammenkranz, aus dem leuchtende Kugeln schossen. Dadurch wurde das ganze Lager taghell erleuchtet, und man sah oben auf der Zinne des Gesteines eine hohe, breitschultrige Gestalt stehen, in der einen Hand das Gewehr und in der anderen das Messer wie drohend ausstrecken. Dann verloschen die Flammen und Kugeln, so daß es wieder dunkel wurde, scheinbar dunkler, als es vorher gewesen war.
    „O Allah! Allah! O Mohammed! O du Prophet!“
    Diese und andere Ausrufe erschollen im Lager. Der Muezzin aber warf sein Brett von den Ruinen herab, schleuderte demselben den Hammer nach, sprang dann selbst mit solcher Eile von Stein zu Stein herunter, als ob er sich mit Gewalt den Hals brechen wollte, und schrie dabei aus vollem Halse:
    „Hilfe! Hilfe! Der böse Dschin! Der böse Geist der Ruinen ist's gewesen. Eilt, ihr Gläubigen! Flieht, ihr Helden! Bringt euch in Sicherheit, ihr Väter, euch, eure Frauen und Töchter, eure Söhne und Kinder und Enkel und Enkelkinder!“
    Er sauste förmlich an Tarik und Hilal vorüber und schoß der Treppe zu. Dort stürzte er über einen der Wächter weg und fuhr dann auf der hinteren Hälfte seines Körpers wie ein Schlitten die Stufen hinab. Unten angekommen, raffte er sich aber augenblicklich wieder empor und sprang mit langen Schritten immer weiter, dabei rufend:
    „Fort, fort! Die Hölle ist geöffnet, und die bösen Geister strömen heraus wie die Heuschrecken zur Zeit ihrer Wanderschaft! Keiner kann ihnen entgehen, wenn er sich nicht augenblicklich in Sicherheit bringt!“
    Er rannte mitten in die Versammlung der Ältesten, die noch ganz erstarrt standen, hinein und versuchte mittels Püffen und Ellbogenstößen durchzudringen. Da aber packte ihn Falehd mit kräftigen Armen und rief:
    „Halt! War das wirklich ein böser Dschin, so mußt du bleiben, denn nur du kannst ihn bannen, da du allein ein Kenner des Korans bist!“
    Das so wunderbare Ereignis, das eine so gewaltige Aufregung im Lager der Beni Sallah hervorgerufen hatte, war eigentlich sehr leicht zu erklären. Steinbach war mit ausgezeichneten Reitkamelen versehen worden, und da er, Normann, Hilal und Hiluja vorher die Dampfjacht des Lords benutzt hatten, so war ihre Reise mit außergewöhnlicher Schnelligkeit vonstatten gegangen.
    Hilal hatte natürlich den Führer gemacht. Während der größten Hitze des heutigen Tages hatten sie geruht, sonst wären sie ganz sicher auf Ibrahim Pascha und Zykyma gestoßen, deren Spuren sie schon längst bemerkt hatten, ohne zu ahnen, wer vor ihnen ritt.
    Sie brachen erst wieder auf, als die Sonne drei Viertel ihres Bogens zurückgelegt hatte. Darum kamen sie erst nach angebrochener Dunkelheit in der Nähe des Lagers an.
    Da erklangen die drei Schläge des Ausrufers von der Gegend her, in der das letztere lag.
    „Was ist das?“ fragte Normann.
    „Der Muezzin jedenfalls“, antwortete Steinbach. „Unerklärlich ist mir freilich, daß er jetzt das Zeichen gibt. Die Zeit des Gebetes bei Sonnenuntergang ist ja vorüber. Wollen einmal Hilal fragen.“
    Dieser erklärte ihnen:
    „Das ist nicht das Zeichen des Gebetes, sondern das ist der Aufruf zur Versammlung der Ältesten. Jetzt wird man entscheiden, ob die

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