50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
er da bereits mit zerschmettertem Schädel unter dem Sande der Wüste! Doch schüttelte er diesen Gedanken von sich ab und antwortete:
„Um mich zu schonen? Fast sollte ich dir zürnen.“
„Weshalb?“
„Nur ein Feigling kann sich schonen.“
„Ich wollte dich nicht beleidigen. Verzeih mir!“
Sie hielt ihm das kleine, hellbraune Händchen hin, und als er es ergriff, war es ihm, als ob alle Wonnen und Freuden des Paradieses ihn durchzuckten. Und dennoch behielt er es nicht in der seinigen. Sie stand so hoch über ihm! Nicht, daß sie reich war, machte ihn zurückhaltend, o nein, der Sohn der Wüste verachtet den Reichtum. Aber sie war so schön, so gut, so rein. Sie war für ihn der Inbegriff alles Hohen, Erhabenen und Herrlichen. Wie hätte er seine Wünsche so hoch steigen lassen können! Er wußte, daß der verstorbene Scheik sie nie hatte berühren dürfen. Würde sie einem anderen, würde sie – ihm, ihm ihre Liebe schenken können? Nein, nein und abermals nein!
Er gab ihr das Händchen zurück, legte den Ellbogen auf die Brüstung und den Kopf in die Hand und richtete das Gesicht nach oben, nach dem Firmament, als ob er da die leuchtenden Punkte desselben schauen wolle. Aber er sah nicht hinauf. Sein Auge hing mit Entzücken und doch auch in tiefer Wehmut an dem Stern, der neben ihm stand.
Da fragte Badija:
„Sage mir, Tarik, warum du morgen gegen den Riesen kämpfst!“
„Um dich zu befreien.“
„Das ist der Grund?“
„Ja.“
Sie senkte das kleine Köpfchen. Fast war es ihr, als ob sie ihm schmollen müsse. Er hätte doch eigentlich anders antworten können! Warum sagte er denn nicht: Ich kämpfe mit ihm, weil ich dich liebe? Und nun war er gar wieder still geworden. Es ist nicht gut und erfreulich, wenn man mit einem Menschen sprechen will, so recht von ganzem Herzen, und er fällt nach einem jeden Worte wieder in tiefes Schweigen.
„Wenn du nun gewinnst?“ sagte sie.
„Was meinst du?“ umging er die schwierige Antwort.
„Nun, man kämpft ja um mich!“
„Wenn ich gewänne, so würdest du frei sein. Übrigens werde ich wohl nicht der Sieger sein. Wird Falehd wirklich überwunden, so ist es der Fremde, der ihn besiegt. Hilal sagte es auch.“
„Warum sagte er es?“
„Er hat mir anvertraut, daß dieser Masr-Effendi vielleicht noch stärker ist als Falehd. Er hat ein halbwildes Pferd bei den Nüstern ergriffen und zu Boden geworfen, daß es sich zweimal überschlug. Und der andere Fremde, Normann-Effendi, hat erzählt, daß Masr-Effendi auf dem Schiff den eisernen Anker ergriffen, emporgehoben und dann umhergetragen habe.“
„O Allah! Wenn er siegte!“
„Wenn er Sieger wird, so mußt du sein Weib werden.“
„Nimmermehr! Lieber sterbe ich!“
Da richtete er sich empor und blickte sie erstaunt an.
„Lieber sterben? Ist er nicht der Mann dazu? O nein. Ich halte es für unmöglich, daß ein Mädchen lieber den Tod als ihn wählen könne.“
„Ich aber würde es tun.“
„Warum?“
Sie zögerte, stieß aber doch dann hervor:
„Ich mag nicht wieder einen Mann, den ich nicht liebe!“
„So könntest du diesen wirklich nicht lieben?“
„Nein.“
„Und doch hat er alle Eigenschaften, die dazu gehören, die Liebe eines Weibes zu erringen. Fast möchte ich glauben, daß du niemals einen Mann lieben wirst.“
„Das ist bös von dir, sogar grausam.“
„Wie! Du könntest lieben?“
„Ja, und so innig wie keine andere!“
„Du liebst vielleicht schon gar?“
Sie wandte sich zur Seite. Die weibliche Scheu sträubte sich dagegen, das erste Wort zu sagen. Da ließ sich von der Seite her ein Geräusch vernehmen.
„Hilal kommt!“ drängte Tarik. „Hörst du ihn? Bei allen Propheten und Kalifen, ich beschwöre dich, mir zu sagen, wer es ist, dem du dein Herz geschenkt hast!“
Da näherte sie ihr Gesichtchen dem seinigen. Ihre Augen leuchteten ihm entgegen, fast wie in phosphoreszierendem Glanz, und aus ihrem Mund klang es zu ihm herüber:
„Das weißt du wirklich nicht?“
„Nein.“
„Wirklich, wirklich nicht?“
„Nein, nein.“
„Du bist es doch, du, du allein, ganz allein!“
Dabei schlang sie die vollen Arme um ihn, legte ihr Köpfchen an sein Herz und fragte:
„Glaubst du es?“
Er brachte keine Antwort hervor.
„Liebst du mich denn nicht auch?“
„Dich?“ fragte er wie abwesend.
„Mich, ja!“
„Mehr als mein Leben und meine Seligkeit!“ entfuhr es ihm.
„Das wußte ich schon lange!“
Badija legte ihre vollen Lippen
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