50 Sachwerte, die Sie gut schlafen lassen
dieser liquiden Wrack-Funde kamen beim Auktionshaus Acker Merrall & Condit unter den Hammer. Ein Sammler aus Asien zahlte für eine rund 200 Jahre alte Flasche Veuve-Clicquot rund 30.000 Euro. Und da der Kunde gerade in Champagner-Laune war, habe er noch einmal 24.000 Euro für eine Flasche aus dem mittlerweile nicht mehr existierenden Champagner-Haus Juglar investiert, berichtet Samantha Compono, die Sprecherin des Auktionshauses. Der Preis für den zwei Jahrhunderte alten Veuve-Clicquot markiert einen neuen Rekord, denn bis dahin hatte der höchste Auktions-Erlös für eine Flasche Jahrgangschampagner bei 27.600 Euro gelegen (Dom Pérignon Rosé aus dem Jahr 1959)
Für Wein-Investoren sind gesuchte Jahrgangschampagner eine spekulative Depot-Beimischung, die im Vergleich mit risikobehafteten Wertpapieren zumindest einen Vorteil aufweist: Bleibt die Rendite aus, kann man den Champagner zumindest noch genießen.
Wer in den Nobel-Schaumwein aus der Region rund um Reims und Épernay investieren möchte, muss natürlich nicht unbedingt mit Preisen im Gegenwert eines Mittelklasse-Autos rechnen. Doch der Champagner aus dem Supermarkt sollte es ebenfalls nicht sein. Der eignet sich allenfalls für den Genuss, aber nicht für ein Investment. »Grundsätzlich sind nur bei den Top-Namen und ab einem gewissen Alter auf Dauer höhere Preise zu erzielen«, sagt Michael Unger vom Wein-Auktionshaus Koppe und Partner. Jahrgangschampagner aus kleineren Gütern ließen allenfalls marginale Wertsteigerungen erwarten.
Welche Häuser gehören zu den Blue Chips der Branche? Stefan Sedlmeyr vom Auktionshaus Munich Wine Company bei München empfiehlt unter anderem Spitzen-Champagner von Dom Pérignon und Krug (Oenothèque beziehungsweise Clos du Mesnil) sowie Louis Roederer Cristal. Manche Preissteigerung im Handel mache der Auktionsmarkt nicht mit, weiß Sedlmeyr und nennt als Beispiel Champagner von Bollinger. Für Spitzen-Erzeugnisse muss man heute allerdings schon mehrere Hundert Euro pro 0,75-Liter-Flasche investieren.
Um überhaupt eine Preissteigerung zu erzielen, sollte der Champagner lange lagerfähig sein. »Für einen deutlichen Wertzuwachs sind mindestens 25 Jahre Lagerzeit notwendig«, empfiehlt Sedlmeyr. Daran scheitern schon mehr als 90 Prozent aller handelsüblichen Luxus-Schaumweine. Allerdings gibt es erstaunliche Ausnahmen. »Manche Champagner können beinahe so alt werden wie hochwertige Weine«, schreibt der Weinexperte und Autor David Sokolin ( Investing in Liquid Assets ). Manche der besten Edelcuvées würden zu jung getrunken, weil sogar viele Weinkenner der Ansicht seien, Champagner könne grundsätzlich nicht sehr lange gelagert werden. Das heißt, viele Spitzencuvées erreichen erst gar nicht ein Alter, das sie unter Renditeaspekten interessant macht. Knappheit durch Konsum, könnte man diesen für Investoren positiven Effekt auf den Punkt bringen.
Die als Kapitalanlage infrage kommenden Jahrgangschampagner werden aus den besten Grundweinen eines hochwertigen Jahrgangs erzeugt (siehe Investmentkompass). Während die vorgeschriebene Mindestreifezeit von Champagnern ohne Jahrgang 15 Monate beträgt, muss ein Jahrgangschampagner mindestens drei Jahre, oft sogar erheblich länger auf Hefe liegen. Vielfach werden diese Raritäten per Hand verarbeitet – vom Traubenpflücken bis hin zum fertigen Produkt.
»In Skandinavien sind vor allem alte Jahrgangschampagner en vogue«, berichtet Auktionator Stefan Sedlmeyr. Auf dem chinesischen Markt spielten sie derzeit eine noch etwas untergeordnete Rolle. »Jahrgangschampagner sind als Anlageobjekt sicherlich preisstabil, allerdings ist Geduld gefragt. Schnelle Gewinne lassen sich damit nicht erzielen«, gibt Sedlmeyr zu bedenken. Über das Wertsteigerungspotenzial entscheidet zum einen das Prestige der Marke und zum anderen der Jahrgang. »Interessant sind sicherlich Top-Namen aus den 1960er- bis 1990er-Jahren. Diese Jahrgangschampagner erzielen durchaus sehr hohe Preise«, sagt Michael Unger. Die Zahl der relevanten Güter sei freilich klein.
»High-End-Champagner können über Jahrzehnte gelagert werden. Sie sind daher als Investment geeignet«, resümiert David Sokolin, fügt aber augenzwinkernd hinzu: »Man sollte darin jedoch immer auch ein Investment in das eigene Vergnügen sehen.«
Investmentkompass
Die stärksten Marken
Krug Clos du Mesnil, Dom Pérignon Oenothèque, Louis Roederer Cristal, Salon Vintage, Pol Roger Cuvée Sir Winston Churchill, Veuve
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