50 Shades of Gay: Erotischer Roman (German Edition)
kennt.
»Ich habe ein ziemlich gutes Gedächtnis. Also?«, kehrt er zu seiner Ausgangsfrage zurück.
»Nun, ich will schreiben. Als Journalist arbeiten.« Er starrt mich an, und seine kristallblauen Augen scheinen noch blauer zu werden. »Deswegen bin ich hergezogen. Ich schreibe liebend gern über Filme, aber es ist natürlich schwer, da reinzukommen. Bei der Schauspielerei ist es sicher genauso, oder?«
»Eigentlich nicht. Zumindest nicht, wenn man so aussieht wie ich«, sagt er und verzieht dabei keine Miene. Ich bin sprachlos, aber er fügt gleich hinzu: »Nur ein Witz. Natürlich ist es schwer. Zu meinem Glück habe ich verflucht reiche Eltern und jede Menge Glück.«
Einen Augenblick lang frage ich mich, wie reich Taylor Grayson wohl ist. »Du hast also viel Glück gehabt, wie?«
»O ja. Egal was es ist, ich kriege immer genau das, was ich will«, sagt er, verschränkt die Hände hinterm Kopf und dehnt seinen Rücken. Wäre er nicht so verflucht scharf, würde ich ihn für einen widerlichen Egoisten halten.
»Na, dann aufs Glück«, sage ich und halte mein Weinglas hoch.
Er erhebt seines und verbessert mich: »Nein. Darauf, genau das zu kriegen, was wir wollen.« Er lächelt, und ich frage mich, ob Taylor Grayson wohl genau weiß, was ich will, aber dann fällt mir ein, dass das gar nicht möglich ist.
Mein Handy-Display leuchtet wieder auf. Matty hat eine SMS geschickt.
»Was sagt dein Freund?«, fragt Taylor.
»Er ist auf der Party. Er fragt, ob ich bei dir bin.«
»Ist er dein fester Freund?«
»Matty? Nein, ganz und gar nicht. Er ist mein Mitbewohner. Er ist so was wie ein Bruder. Oder eine Schwester.« Das stimmt auch. Zwischen Matty und mir besteht ungefähr so viel sexuelle Spannung wie zwischen mir und unserer siebzigjährigen Vermieterin Charlene.
»Nun, gut zu wissen.« Er grinst und trinkt seinen Wein in einem Zug aus. »Ich muss jetzt auf diese Party, ehe Belinda die Nationalgarde ruft. Vielen Dank für deine Gesellschaft. Ich habe den Abend sehr genossen.«
Ich stehe auf und will ihn umarmen, meine Arme um diesen festen Baumstamm von einem Körper schließen. Ich will mich in seine Schulter graben und mich in seinem Geruch verlieren. Aber stattdessen schütteln wir uns die Hand, als wäre dies ein Geschäftstreffen, und er geht, ohne ein Wort über sein ›Angebot‹ verloren zu haben.
Ich sehe zu, wie er zur Tür läuft. Sein Gang ist voller Selbstbewusstsein. Wie kann ein Gang nur so erotisch wirken? Ich beobachte, wie sein perfekter Hintern von einer Seite zur anderen wiegt, einfach nur so – und erst, als er schon draußen ist, fällt mir ein, dass er mich ja mitgenommen hat. Einer der schärfsten Männer der Welt hat mich in einer Flüsterkneipe für Promis mitten in Hollywood sitzenlassen. Habe ich was Falsches gesagt?
8
Ich habe meine kurze Sporthose und ein abgeschnittenes T-Shirt von Miranda Lambert an, als Matty endlich nach Hause kommt. Ich habe ihm schon vor einer Stunde oder so eine SMS geschickt, dass ich nicht mehr zu der Party käme. Ich habe gelogen und behauptet, mir wäre übel. Obwohl, so gelogen war das gar nicht; ich habe mich wirklich nicht sonderlich gut gefühlt, aber das hat eher an Taylors Abgang gelegen. Er lud mich nicht einmal ein, mitzukommen, als er die Bar verließ – er ließ mich einfach am Hollywood Boulevard sitzen. Was zum Teufel sollte das denn? Hatte sein Angebot nur darin bestanden, mit mir was zu trinken und dann zu verschwinden? Oder war ich einfach nicht so interessant, wie er gehofft hatte?
Matty kommt zur Tür rein, leicht angeheitert.
»Na, sieh mal einer an, wer da ist. Mein rätselhafter Mitbewohner«, lallt Matty und stützt sich am Sofa ab, um gerade stehen zu können.
»Matty, es tut mir echt leid.«
»Was zum Teufel war denn los? Wir sitzen im Kino, und in der nächsten Minute wirst du von irgendeiner Frau entführt, die aussieht wie die Schwiegermutter bei The Real Housewives of Miami .«
Ich merke, dass Matty nicht wirklich sauer ist, sondern einfach eine Story hören will – die soll er haben.
»Du wirst es nicht glauben, aber ich war mit Taylor Grayson unterwegs«, sage ich. Ich spreche es zum ersten Mal laut aus und bin selbst ganz beeindruckt. »Er hat mich vor der Party in eine geheime Flüsterkneipe für Promis mitgenommen. Aber dann –«
Matty fällt mir ins Wort. »Eine Flüsterkneipe ? Meine Güte. Warum können die Hipster die Welt nicht einfach lassen, wie sie ist?« Er hat damit nicht ganz unrecht. »Und
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