50 Shades of Gay: Erotischer Roman (German Edition)
ich mir eine Bombe vor, die ein Terrorist verschickt hat, aber ehe ich es vor mir selbst rechtfertigen kann, das FBI zu rufen, entschließe ich mich einfach, das Päckchen zu öffnen.
Im Innern befindet sich eine absurde Menge Luftpolsterfolie. Entweder ist darin irgendwas eingewickelt, oder jemand hat mir einfach ein Päckchen Luftpolsterfolie geschickt – das wäre zumindest nicht das schlimmste Geschenk, das ich je bekommen habe. (Ich spreche aus Erfahrung: Ich bekam zum Geburtstag mal von zwei unterschiedlichen Personen je ein Exemplar von Alicia Silverstones veganem Kochbuch.)
Ich fange an, die Luftpolsterfolie Schicht um Schicht zu entfernen, und am Ende gelange ich an … eine Schallplatte.
Heilige Scheiße. Es ist ein Album von Joni Mitchell. Und zwar Blue . Die Platte, von der ich Taylor Grayson gestern Abend erzählt habe. Die Platte, die ich noch nicht hätte. Mein Herz setzt einen Schlag aus, dann greife ich in die Schachtel und finde einen Zettel. Ich atme tief durch, um mit dem Lesen noch eine Sekunde zu warten. Ich will, dass diese Vorfreude ein Leben lang anhält.
Auf dem Zettel steht bloß: »Für Deine Sammlung. TG. 310 343 1124.«
»Und, was ist es?«, fragt Matty und taucht in der Küchentür auf.
Ich lasse den Zettel in die Kiste fallen. »Eine Schallplatte.«
Matty kommt rein, nimmt die Platte und betrachtet sie.
»Wer schickt dir denn eine Schallplatte?«, fragt er skeptisch.
Ich will Matty nichts sagen. Er ist ein professionelles Großmaul – ich meine Reporter. Er müsste das nur einem einzigen seiner tausend Twitter-Follower schreiben, und Taylor würde nie wieder ein Wörtchen mit mir reden.
»Bloß ein Freund, der –« Ehe ich auch nur zu Ende reden kann, hat Matty bereits den Zettel aus der Kiste gefischt.
»Ach du Scheiße. TG? Das ist also von Taylor Grayson, oder?«
Zu spät. Und zu früh am Morgen, um mir irgendeine glaubwürdige Geschichte aus den Fingern zu saugen, also sage ich ihm einfach die Wahrheit: Ja, es ist von Taylor Grayson, nein, ich weiß nicht, warum er mir das schickt, und nein, ich habe nicht vor, die Platte zu behalten.
»Warum zum Teufel solltest du sie nicht behalten? Das ist ein Geschenk von einem Filmstar. Gibt es da nicht ein ungeschriebenes Gesetz in Los Angeles, dass man alles behält, was man von einem Promi bekommt?« Matty dreht die Platte um und liest die Rückseite. Einen Moment lang frage ich mich, ob Matty das sarkastisch gemeint hat oder nicht. Das spricht wohl Bände darüber, wie viel ich von Hollywood verstehe.
»Das ist eine echt seltene Platte. Die ist eine Menge Geld wert, sie ist sogar noch ungeöffnet. Die kann ich einfach nicht behalten. Das ist ein zu großes Geschenk«, antworte ich. Aber insgeheim frage ich mich, ob ich sie nicht doch behalten soll. Es ist ja immerhin ein Geschenk.
»Und signiert ist sie auch!«, sagt Matty und zeigt mir eine Nachricht, die auf die Rückseite geschrieben ist. Ich schnappe mir die Platte. Er hat recht: Das Album ist nicht nur signiert, Joni Mitchell selbst hat eine persönliche Notiz darauf geschrieben. An mich!
Lieber Alex,
man sagte mir, dieses Album sei einer deiner Favoriten. Ich bin stolz darauf, Teil deiner Sammlung zu sein, und hoffe, dass dir das Hören dieser Songs genauso viel Freude bereitet wie mir das Schreiben.
Mit lieben Grüßen, Joni
Joni! Sie schreibt einfach nur Joni, als wären wir alte Freunde aus dem Kosmetiksalon: ›Hey, Joni, wie geht’s den Kindern?‹ Wie um alles in der Welt konnte Taylor Grayson ein ungeöffnetes Exemplar von Blue ergattern und Joni Mitchell auftreiben, um es zu signieren – und das alles auch noch vor zehn Uhr morgens? Lebt Joni Mitchell nicht auf einer Hanffarm außerhalb von San Francisco oder so? Anders kann ich sie mir nicht vorstellen.
Matty nimmt meine Hand und sieht mir tief in die Augen.
»Er hat dir auch seine Nummer gegeben. Weißt du, was das heißt?« So ernst hat er nicht mehr geklungen, seit er sich dafür entschieden hat, ein Paar Lammfellstiefel zu kaufen. »Das heißt, er mag dich. Und zwar so richtig.«
Ich spüre, wie ich rot werde.
»Kaum zu glauben: Taylor Grayson ist schwu–«
Ehe er den Satz beenden kann, lege ich ihm den Finger auf den Mund.
»Nicht. Sag nichts. Nichts davon darf je diese Küche verlassen«, dränge ich.
»Aber der Plattenspieler steht doch im Wohnzimmer«, sagt er und sticht mir mit dem Finger in den Bauch. »Ich kann nicht fassen, dass mein Mitbewohner der neue Freund von Taylor Grayson
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