51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
Hosentaschen, blickte er sich um, als ob er nach etwas suche, und schritt scheinbar ganz unbefangen weiter, dem bezeichneten Busch immer näher, doch nicht direkt, sondern auf Umwegen und wie ganz zufällig. In der Nähe desselben angekommen, legte er sich ins Gras, ganz nach Art eines unbeschäftigten Menschen, der augenblicklich nichts anderes zu tun hat, als die Zeit totzuschlagen. Das Gesicht auf den Arm gelegt, gab er sich den Anschein, als ob er einzuschlafen beabsichtige, lugte dabei aber unter dem Ärmel scharf in den Busch hinein. Plötzlich sprang er auf, rieb sich das Bein und rief:
„Verdammte Ameisen! Hol euch der Teufel!“
Dann kehrte er schlendernd nach der Hütte zurück. Walker empfing ihn mit den Worten:
„Das hat lange gedauert. Man hätte unterdessen vor Ungeduld auswachsen mögen.“
„Hm! Ich mußte es klug anfangen.“
„Sind sie dort?“
„Ja, alle drei! Man muß es aber bereits wissen, sonst bemerkt man sie nicht, so gut haben sie sich versteckt. Diese Kerle sind wirklich schlau. Wir aber werden noch schlauer sein und sie auf eine Weise betrügen, daß sie sich darüber totärgern.“
„Da bin ich doch begierig, zu erfahren, wie Ihr es anfangen wollt.“
„Sehr einfach. Ihr habt fast dieselbe Gestalt wie ich. Wir ziehen uns hier aus und vertauschen die Anzüge. Ihr setzt Euch auf mein Pferd und reitet fort. Sie werden Euch dann für mich halten und Euch also gar nichts in den Weg legen.“
„Alle Teufel! Der Gedanke ist nicht nur höchst originell, sondern er gewährt mir auch die sicherste Errettung von dem Ungeziefer. Ihr verpflichtet mich zu allergrößtem Dank.“
„Pshaw! Eine Hand wäscht die andere. Also, Sir, genieren wir uns nicht voreinander. Legt immer die Kleider ab. Ihr seht, daß ich schon beginne.“
Leflor zog sich wirklich aus, und Walker tat dasselbe. Nach fünf Minuten hatte jeder des anderen Kleider angezogen. Sie sahen sich an und lachten. Auch Bommy lachte und meinte: „Oh, könnte ich die Gesichter sehen, die die drei dann machen werden!“
„Es ist sehr wahrscheinlich, daß dir dieser Wunsch erfüllt wird“, meinte Leflor. „Sie werden ja wohl herkommen, um sich nach Master Walker umzusehen. Aber bitte, Sir, gebt mir doch die Brieftasche aus meinem Rock und nehmt hier dafür die Eurige. Ihr werdet eher bei mir ankommen, und so will ich Euch einige Zeilen mitgeben, damit man sofort für Euch sorgt und auch einen Eilboten nach Van Buren sendet, des Notars wegen. Ich möchte da keine Stunde unnütz versäumen.“
„Aber ich weiß ja keinen Weg.“
„Ist auch nicht nötig. Ihr reitet hier den Weg, den ich von Wilkinsfield hergekommen bin, immer geradeaus, durch den Wald hindurch. Ist dieser letztere zu Ende, so beginnt meine Besitzung. Wenn Ihr Euch in schnurgerader Richtung haltet, reitet Ihr strikten Weges zu meinem Tor hinein. Der Aufseher wird Euch empfangen, und ihm gebt Ihr die Zeilen, die ich Euch ausfertigen werde.“
„Das klingt wirklich, als ob man eine Humoreske liest. Aber wenn ich an Euch denke, wird mir nicht sehr humoristisch zumute.“
„Warum?“
„Weil Ihr Euch in Gefahr befindet.“
„Das sehe ich nicht ein.“
„Wenn sie mich für Euch halten, werden sie dafür Euch für mich halten.“
„Das mögen sie tun.“
„Wenn sie Euch nun eine Kugel geben!“
„Da habt nur keine Sorge. Das tun sie nicht. Sie werden Euch doch wohl lieber lebendig als tot haben wollen. Ich werde also in aller Ruhe und Gemütlichkeit nach ihrem Versteck gehen. Fallen Sie dann über mich her, nun, da werden sie wohl merken, wen sie haben.“
„Und wenn sie sich rächen?“
„Pshaw! Das werden sie wohl unterlassen. Diese Art von Leuten ist zu gewissenhaft! Nehmt Ihr nur Euch in acht, daß sie Euer Gesicht nicht sehen. Bommy mag jetzt mein Pferd herüber nach der Tür holen. Ihr steigt so auf, daß Ihr diesen Lauschern den Rücken zuwendet. Auf diese Weise werden sie am sichersten getäuscht.“
Der Neger ging das Pferd nach dieser Seite der Hütte zu holen. Also nahte der Augenblick, in dem Walker hinaustreten sollte. Er hatte große Sorge. Wenn die drei Jäger den Betrug ahnten, so erhielt er doch seine Kugel. Er gab dieser Besorgnis jetzt Worte; Leflor aber sagte:
„Macht Euch doch nicht lächerlich, Sir! Seht das Pferd draußen! Es steht so vor der Tür, daß Ihr hinaustreten könnt, ohne daß die Kerle Euer Gesicht sehen. Dann dreht Ihr Euch herum, steigt in den Sattel und reitet fort.“
So geschah es, und es glückte
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