51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
das beste Mittel für solche Buben.“
Sam ging, und er hörte, daß hinter ihm die Tür verriegelt wurde. Er hatte die Absicht, nach dem Schloß zurückzukehren, freute sich aber nicht wenig als er in ganz kurzer Entfernung den deutschen Oberaufseher erblickte, der zu Pferd herbeigeritten kam. Er eilte ihm entgegen und fragte:
„Sir, darf ich vermuten, daß Ihr zu den Bewohnern von Wilkinsfield gehört?“
„Jawohl, Master Sam“, antwortete der Gefragte in deutscher Sprache. „Ich heiße Adler und bin Aufseher.“
„Sapperment, das ist prächtig, ein Deutscher. Herr Adler, Sie sind der Mann, den ich brauche. Ist der Bote nach Van Buren fort?“
„Längst.“
„Ich brauche noch einen zweiten, aber er muß ein gescheiter Kerl sein.“
„Wohin?“
„Nach Leflors Plantage.“
„Das ist schlimm. Wir stehen seit heute früh in Feindschaft mit ihm.“
„Schadet nichts. Er bekommt soeben bereits seinen Lohn. Wir suchen nämlich einen Schurken namens Walker; er steckte in Bommys Hütte, die wir belagerten. Da kam Leflor und gab diesem Halunken, um ihn zu retten, seine Kleider und zog dafür diejenigen des anderen an. Infolgedessen hielten wir Walker für Leflor und ließen ihn fortreiten. Vermutlich ist er nach Leflors Besitzung. Wir müssen darüber sofortige Gewißheit haben. Auch möchten wir erfahren, wie, wo und auf wie lange der Kerl dort einquartiert ist.“
„Mit einem solchen Menschen den Anzug gewechselt? Das sieht Leflor ähnlich. Er ist selbst ein Schurke. Den Boten werde ich selbst machen.“
„Sie selbst? Herrlich! Aber schön wäre es, wenn Leflor es nicht erführe, daß wir uns erkundigt haben.“
„Keine Sorge. Er erfährt es nicht. Der Oberaufseher seiner Plantage ist ein Deutscher, ein Landsmann also, er weiß alles und wird mich nicht verraten.“
„Wann können Sie zurück sein?“
„Wenn ich den Landsmann gleich treffe, spätestens in einer Viertelstunde. Hat es Eile?“
„Sehr große sogar.“
„So reite ich Karriere. Ich habe mit Leflor heute bereits ein Renkontre gehabt. Er beleidigte mich. Er hat um die Hand des Fräuleins angehalten und einen Korb bekommen.“
„Sehr gut. Sie werden Genugtuung erlangen. Gibt es vielleicht einen nicht offenen Wagen?“
„Wozu?“
„Einen Gefangenen zu transportieren.“
„Lassen Sie sich einen Baumwollkarren geben und ein Pferd dazu. Wo finde ich Sie bei meiner Wiederkehr?“
„Im Herrenhaus bei Monsieur Wilkins.“
Sie trennten sich hierauf, Adler ritt nach der einen, und Sam lief nach der entgegengesetzten Seite weiter. Trotz seines Leibesumfangs kam er gar schnell vorwärts. Er schwitzte zwar tüchtig, erreichte aber das Herrenhaus binnen fünf Minuten. Dort standen mehrere der erwähnten Karren bereit, nach den Feldern zu gehen. Sam schob, ohne erst viel zu fragen, den schwarzen Fuhrmann beiseite, ergriff Peitsche und Zügel und fuhr im Galopp davon. Nach zwei Minuten hielt er vor der Hütte Bommys.
Er klopfte. Es wurde ihm geöffnet. Die beiden Gefangenen lagen noch so, wie er sie hingeworfen hatte. Nun faßte er Leflor an, hob ihn empor und gab Jim ein Zeichen, mit dem Neger ein Gleiches zu tun.
„Faß an! Wir laden sie auf!“ Sam brachte den Weißen auf den Karren; der Schwarze wurde auf ihn gelegt, und dann rafften die drei das ganze Laub des Lagers zusammen und schütteten es über die beiden Gefangenen. Darauf fuhr Sam davon, dem Herrenhaus zu.
Seine beiden Gefährten aber gingen neben ihm, mehr verwundert und neugierig, was Sam eigentlich beabsichtige, als besorgt um die Folgen dessen, was sie getan hatten.
„Was hast du denn eigentlich vor, Sam?“ fragte Jim halblaut, so daß es von Leflor und Bommy nicht gehört werden konnte.
„Dumme Frage! Der Neger hat uns belogen und betrogen, und der Pflanzer hat uns den anderen Streich gespielt. Dürfen drei brave Westmänner sich dies gefallen lassen?“
„Nein. Hast recht. Wie aber wird es ablaufen?“
„Gut, sage ich euch. Kein Mensch kann uns deshalb ein Haar krümmen. Leflor hat sich verkleidet, um uns zu täuschen, und gerade diese Verkleidung dient zu unserer Rechtfertigung. Es geschieht ihm sein Recht, nicht mehr, eher weniger.“
Da kam ihm im Galopp ein Reiter nach. Es war Adler. Als er Sam einholte, wollte er laut sprechen, erhielt aber einen Wink, und der Dicke übergab hierauf den Gefährten das Fuhrwerk und blieb mit Adler ein wenig zurück.
„Abgemacht“, sagte letzterer. „Ich traf den Oberaufseher noch vor der Besitzung. Walker ist
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