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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu entführen.
    Der Scheik wußte weder aus noch ein. Er betete und fluchte in einem Atem. Die anderen alle rezitierten fromme Stellen aus dem Koran. Die sämtlichen Bewohner des Lagers befanden sich in einem solchen Zustand, daß man allen Grund hatte, an ihrer Zurechnungsfähigkeit zu zweifeln. Ein einziger nur gab sich Mühe, kalt und klar über dieses außerordentliche Ereignis nachzudenken, aber er brachte es auch zu keiner Erklärung. Der Schlußgedanke seiner geistigen Anstrengung lautete:
    „Allah ist groß. Alles, was geschieht, das ist im Buch des Lebens verzeichnet. Warum aber ist Masr-Effendi nicht hier? Er würde uns sagen, was wir zu tun haben.“
    Masr-Effendi! Dieser Name wirkte zündend. Alle sprachen ihn nach. Und nun erst kam dem Scheik die beste Idee:
    „Er muß herbeikommen, schnell, schnell! Man muß ihm einen Boten senden, und zwar augenblicklich. Ist noch ein Eilkamel da?“
    Glücklicherweise waren außer den fünf Tieren der Königin, die der Suef gestohlen hatte, noch einige vorhanden. Wenige Minuten nachdem Steinbachs Name genannt worden war, saß bereits der Eilbote im Sattel, der direkt nach dem Zeltdorf der Beni Suef reiten sollte, um Steinbach herbeizuholen.
    Der alte Scheik wurde eigentlich von seinem Grimm zum Handeln getrieben und wußte leider nicht, was er tun solle. So blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Wut zu verschlucken und sich bis zur Ankunft Steinbachs seinem Schmerz rückhaltlos hinzugeben.
    Die alte arabische Dienerin leistete ihm dabei treulich Gesellschaft. Sie saß während des ganzen Vormittags auf der Ruine und starrte in das Leere. Die ‚Sonne der Nacht‘ hatte ihr Licht nur noch einige Male gezeigt. Es war nicht zu einem wirklichen Smum gekommen. Jedenfalls hatte der Wüstenwind seine Kraft in dem westlichen Teil der Sahara erschöpft, so daß er hier sich nicht einmal als ein gelinder Lufthauch zeigen konnte. Die Atmosphäre war bewegungslos. Der Himmel war ganz nach dem biblischen Wort wie Blei und die Erde wie glühendes Erz. Die Luft lag wie konzentrierte Hitze auf dem Sandmeer, der Mensch hatte das Gefühl, als ob ihm das Blut siede und jeder Knochen ausgedörrt werde.
    Das war nicht geeignet, den Schmerz zu beruhigen, der an der Seele des Scheiks nagte.
    „Hast du denn die drei wirklich genau gesehen und erkannt?“ fragte er Haluja.
    „Ganz genau gesehen und erkannt.“
    „Glaubst du vielleicht, daß sie es wirklich waren?“
    „Nein, sonst hätten sie mich nicht so leicht fesseln und knebeln können. Es war der Teufel mit seinem Sohn und seinem Enkel. Ja, er ist es gewesen. Er hat sogar Said, den Arabadschi, mitsamt der Fuchsstute durch die Lüfte davongeführt.“
    „Wer hat das gesehen?“
    „Ich. Ich stand hier oben auf der Ruine, nachdem er von mir weggegangen war. Ich hörte seine Stimme unten vom Baum heraufschallen, dann ritt er fort. Nach einer Weile sah ich den Strahl der Schems el Leila am Himmel aufsteigen, er beleuchtete die ganze Erde, und da bemerkte ich Said, wie ihn sein Pferd durch die Luft davontrug. Er ist verloren.“
    Die gute Alte wußte nichts von optischer Täuschung. Sie hatte während eines schnell aufflammenden Strahles den Arabadschi auf dem Pferd bemerkt. Der helle Schein nach dunkler Nacht und die sofort wieder folgende Finsternis hatten ihr den jungen Mann wie in der Luft schwebend erscheinen lassen. Sie war überzeugt, daß er vom Teufel geholt worden sei. – – –
    Steinbach war, wie bereits erzählt, mit seinen Scharen nach dem Kampf aufgebrochen, um direkt nach dem Duar der Beni Suef zu reiten. Es sollte ein Parforceritt werden, und er wurde es auch.
    Zwölf Stunden ungefähr war es bis zum Ferß el Hadschar. Und dieser lag gerade auf dem Halbscheid des Weges, der also wohl an die vierundzwanzig Stunden betrug. Aber Steinbach hatte die Tiere so antreiben lassen, daß er mit seinen Leuten noch während der Nacht am Ziel ankam.
    Das Zeltdorf der Feinde lag in nächtlicher Ruhe vor ihnen. Alles schlief. Selbst die Wächter der Herden hatten sich dem Schlummer in die Arme geworfen.
    Es wurde ein kurzer Kriegsrat gehalten. Über siebenhundert Krieger waren versammelt. Es ließ sich annehmen, daß der Feind nur wenige seiner Männer zurückgelassen hatte. Die Überrumpelung des Dorfes war also wohl eine leichte Sache. Steinbach gab den Rat, vier Haufen zu bilden, die sich so einrichten sollten, daß beim Anbruch des Tages je einer im Norden, Osten, Süden und Westen des Dorfes halten solle. Dasselbe war

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