51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
einer behauptet, daß keine Wunder mehr geschehen, dem klopfe ich das Leder, daß er sich selbst für einen Kanonenstiefel halten soll! Wie geht es denn jetzt in Herlasgrün?“
„Ich danke! Ganz gut. Vor zwei Jahren hat Winters Ziege zwei Karnickel geworfen, und nur eine Woche später hat der Stadtrat wegen der heißen Hundstage dem Kirchturm einen grünseidenen Sonnenschirm machen lassen.“
„Wie – wa – wo – hören Sie, Sie scheinen ein ziemlicher Nichtsnutz zu sein.“
„Das nicht. Ich mache nur gern Spaß, mein lieber Sam der Dicke.“
„Verteufelt! Jetzt kennt er meinen Trappernamen.“
„Ich kenne auch noch andere. Sind diese beiden hier nicht die Masters Jim und Tim Snaker?“
„Ja, sie sind es. Woher wißt Ihr das?“
„Woher? Wenn man irgendwo im Westen auf einen recht Dicken trifft, der zwei recht Dünne bei sich hat, so heißen diese drei Kerle sicherlich Sam, Jim und Tim. Das weiß doch alle Welt.“
„Sehr viel Ehre! Aber, sagt mir einmal, was Ihr eigentlich hier oben in der Sierra wollt. Ihr habt ja nicht einmal ein Gewehr bei Euch.“
„Nicht? Nun, wenn ich keins habe, so werde ich wohl keins brauchen, sonst hätte ich sicherlich eins mit. Hier ist doch wohl der Silbersee?“
„Ja.“
„Da wohnt ein Master Wilkins?“
„Ja. Was wollt Ihr bei ihm? Ihr kommt doch nicht etwa von einem gewissen Burkers?“
„O nein. Ich kenne keinen Burkers. Einen Burkert kenne ich, der war Erbsenwächter in der Oberwiese bei Altenburg, aber keinen Burkers. Der mich schickt, das war ein gewisser – na, wie war doch gleich der Name? Es war ein so indianisches Wort, obgleich der Mann ein Deutscher war, so ähnlich wie Tan – tan mi oder Talmi oder –“
„Etwa Tan-ni-kay?“ fragte Sam rasch.
„Ja, ja, so war der Name.“
„Alle Teufel! Also haben Sie mit dem ‚Fürsten der Bleichgesichter‘ gesprochen?“
„Habe keine Ahnung davon. Der Mann nannte sich so und hatte einen Indianer bei sich, der hieß La – la – la –“
„Lata-nalga?“
„Ja, so hieß er.“
„Das war also die ‚Starke Hand‘. Sapperment! Diese beiden schicken uns wohl eine Botschaft?“
„So ähnlich. Ich soll herauf an den Silbersee reiten zu Master Wilkins und ihm sagen, der dicke Sam würde mit seiner Gustel aus Ruppertsgrün kommen und ihn warnen; Master Wilkins solle sich aber nicht fürchten, denn die zwei, die mich senden, wären hinter den Kerlen her und würden die Ankunft derselben melden und zur geeigneten Zeit selbst hier oben eintreffen.“
„Gott sei Dank!“ sagte Wilkins. „Diese Botschaft ist mir von hohem Wert. Sie beruhigt mich vollends, obgleich ich schon vorher keine Furcht hatte.“
„Ich bin also an die richtige Adresse gekommen?“
„Ja, Master Steinbach.“
„Nun, so kann ich wieder gehen.“
Damit wandte Steinbach sein Pferd um; da aber griff Sam demselben schnell in die Zügel, obgleich er vorhin eine schlimme Erfahrung gemacht hatte, und sagte:
„Was fällt Ihnen ein? Ich hoffe doch nicht, daß Sie so schnell wieder gehen werden!“
„Warum nicht? Der Empfang, den ich gefunden habe, war kein sonderlich einladender.“
„Das müssen Sie verzeihen. Wir hielten Sie nämlich für einen Spitzbuben.“
„Sapperlot, habe ich denn so ein Spitzbubengesicht?“
„Nein, gar nicht. Ich kann sogar sagen, daß mir Ihr Gesicht sehr gut gefällt.“
„Schön. So haben Sie Ihr Versehen wiedergutgemacht; ich gehe aber trotzdem fort.“
Da sagte Wilkins zu ihm:
„Wenn ich Sie bitte, sich bei mir auszuruhen, so hoffe ich, daß diese Bitte mir nicht abgeschlagen wird.“
Steinbachs Auge ruhte mit einem eigentümlich forschenden Blick auf dem Sprecher. Er antwortete:
„Ich würde Ihrem Wunsch sehr gern entsprechen; aber es ist mir leider unmöglich. Die Botschaft, die ich Ihnen brachte, hat mir einen Teil meiner Zeit genommen, die ich so notwendig brauche. Ich muß diesen Verlust wieder einholen.“
„Darf man vielleicht erfahren, was Ihre Zeit so kostbar macht? Die Rafters pflegen sonst doch immer genug Muße zu haben.“
„Bei mir ist es anders, ich habe nämlich eine Privataufgabe zu erfüllen. Ich suche einen verschwundenen Menschen.“
„Hier? Im Indianergebiete?“
„Ja.“
„Da dürfte Ihre Mühe vergeblich sein.“
„Seine Spur führt hierher.“
„So ist er wohl tot. Ich kenne alle Weißen im weiten Umkreis. Darf ich fragen, wie der Mann heißt, um den es sich handelt?“
„Adler.“
„Adler? Ah! Sein Vorname?“ fragte Wilkins
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