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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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keiner.“
    Das apachische Wort Seste-tsi heißt Baumtöter. Der Indianer meinte damit Rafter, Holzfäller. Sam fühlte sich betroffen und fragte:
    „Warum soll er keiner sein?“
    „Frage ihn selbst. Der ‚Flinke Hirsch‘ kann nicht wissen, warum ein Bleichgesicht sich ein falsches Angesicht gibt. Ist dieser Euer Freund auch der Freund der ‚Starken Hand‘?“
    „Ja. Die ‚Starke Hand‘ hat ihn zu uns gesandt.“
    „Uff! So könnt Ihr ihm vertrauen, wie ich ihm vertraue.“
    Der Indianer blickte Steinbach ehrfurchtsvoll an und legte dabei die Hand auf Stirn und Herz, zum Zeichen des untertänigen Grußes. Dabei ging ein pfiffiges, selbstbewußtes Zucken über sein Gesicht, als ob er Steinbach sagen wolle, daß er ihn durchschaut habe, aber nichts sagen werde. Dann schritt er weiter.
    „Was mag er wohl haben?“ fragte Sam. „Wissen Sie es, Herr Steinbach?“
    „Wenn Sie es nicht wissen, meinen Sie da, daß ich es wissen kann, der ich ihn zum ersten Mal sehe?“
    „Hm! Er machte Ihnen ein so eigentümliches Gesicht.“
    „Ich kann nichts dafür.“
    „Aber Sie warfen ihm auch so ein Lächeln hin, als ob Sie ihm sagen wollten: Schon gut! Gehe nur immer weiter; wir verstehen uns ja! Fast möchte ich glauben, daß Sie irgendein Geheimnis miteinander haben. Aber Sie haben sich doch noch gar nicht gesehen. Er hielt Sie sicherlich für einen Spitzbuben.“
    „Haben Sie selbst mich zuerst nicht auch für einen gehalten?“
    „Na, ich hoffe, daß ich mich wirklich getäuscht habe, sonst würde es Ihnen traurig ergehen, trotzdem Sie mein Landsmann sind.“
    „Ja, das ist wahr, Sir“, bestätigte Tim, sich an Steinbach wendend. „Wir würden Euch die Seele ein wenig aus dem Leib herausquetschen.“
    „Wirklich?“ lächelte Steinbach. „Wie wolltet Ihr das wohl anfangen?“
    „Das könnte ich Euch zeigen, wenn es mir nicht leid um Eure Knochen täte.“
    „Oh, bitte, um meine Knochen braucht es Euch nicht bange zu sein. Ich möchte wirklich gern wissen, wie Ihr Euch bei so einer Seelenherausquetscherei benehmen würdet.“
    „Na, wenn es Euch wirklich Spaß macht, will ich es Euch zeigen, wie man die Seele aus dem Leib drückt. Das fängt man nämlich so an.“
    Der Präriejäger läßt nicht gern eine Gelegenheit, seine Kraft und Gewandtheit zu zeigen, vorübergehen. So auch der lange Tim. Er ergriff mit der linken Hand Steinbach beim Hals und mit der rechten beim Gürtel, um ihn emporzuheben und zur Erde zu werfen. Da er von starkem, knochigen und sehnigen Körperbau war, eine gute, langjährige Übung besaß und seine jetzige Bewegung mit außerordentlicher Schnelligkeit und Sicherheit ausführte, so wäre ihm der Angriff wohl auch gelungen, wenn er nicht gerade gegen Steinbach gerichtet gewesen wäre. Es hatte den Anschein, als ob Tim Sieger sein werde, denn Steinbach tat, als ob er erschrocken sei, und blieb stehen, ohne eine Hand zu rühren. Nur die Füße hatte er auseinander gesetzt.
    „Halt, Tim! Mache keine Dummheiten!“ sagte Sam. „Du könntest ihm Schaden tun.“
    „Keine Angst, Master Sam!“ lachte aber Steinbach. „Den Schaden würde er sich nur selbst tun. Wollen doch sehen, wie lange er an mir herumhantieren wird.“
    Und er blieb auch fernerhin unbeweglich mit ausgespreizten Beinen stehen. Zum größten Erstaunen gelang es Tim bei aller Anstrengung nicht, ihn aufzuheben oder auch nur um einen Zoll vom Standpunkt, den er einnahm, zu entfernen.
    „Verdammt!“ keuchte der Lange. „Das geht doch mit dem Teufel zu. Das ist mir noch nicht passiert.“
    „Drücke doch drauf, Tim!“ rief sein Bruder Jim. „Du mußt dich ja sonst schämen.“
    „Mache es besser, wenn du kannst.“
    „Natürlich werde ich es können. Paß auf!“
    Jim packte nun Steinbach schnell von der anderen Seite.
    „Oho! Zwei gegen einen!“ lachte Steinbach. „Da muß ich euch doch zeigen, wie es ein Holzfäller macht!“
    Dann ergriff er Jim mit der Rechten und Tim mit der Linken oberhalb des Gürtels bei den Jagdhemden, stieß sie so kräftig von sich ab, daß sie ihre Hände loslassen mußten, riß sie wieder an sich, daß sie den festen Halt verloren, und hob sie hoch vom Boden empor. Darauf tat er noch drei, vier schnelle Schritte zum Wasser des Sees hin, riß die zwei einige Male auf und nieder und setzte sie dann, indem er sie plötzlich fahrenließ, in das Gras.
    „So, da sitzt ihr, Mesch'schurs!“ meinte er munter. „Ich hätte euch recht gut da in den See werfen können, wenn es sich nicht

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