51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
überlegen, besonders auch in Beziehung auf die Vorsicht, mit welcher er selbst das Kleinste auszuführen gewöhnt war.
Nach kurzer Zeit erreichten sie die ersten Palmen der Oase. Hier ließ Steinbach seine Begleiter mit der Weisung zurück, sich vollständig ruhig zu verhalten und auf seinen Ruf, den sie bei der nächtlichen Stille leicht hören konnten, zu ihm in das Lager zu kommen. Dann ging er allein weiter.
Steinbach hatte die Lagerfeuer der Beni Halaf leuchten sehen und wußte also, in welcher Richtung er sich zu halten habe.
Jedes einzelne Zelt war genau zu unterscheiden. Die Beni Halaf schienen ihre ganze Aufmerksamkeit nach der Südseite gerichtet zu haben, denn hier im Norden gab es keinen einzigen Wächter. Aus diesem Grund gelang es ihm ohne alle Mühe, bis an die ersten Zelte zu kommen.
Von der Mitte des Lagers her erschollen laute Stimmen. Man schien dort eine Versammlung abzuhalten, oder die Bewohner hatten sich zufällig dort zusammengefunden, um über die Ereignisse des Tages und die nun zu erwartenden Begebenheiten zu sprechen.
War dies wirklich der Fall, so gab es für Steinbach die Möglichkeit, einen kühnen Streich auszuführen. Er legte sich auf den Boden nieder und kroch hart an das erste Zelt heran, um den unteren Raum desselben so weit aufzuheben, wie es die Zeltbefestigung erlaubte, und in das Innere zu blicken. Es war ganz still und dunkel darin; es war leer.
So fand er auch die nächsten Zelte, zwischen denen er sich wie eine Schlange hindurchwand. Auf diese Weise gelangte er immer weiter nach der belebten Mitte des Lagers. Bereits konnte er zwischen den letzten, den Versammlungsplatz begrenzenden Zelten hindurch bemerken, daß wirklich alle Beni Halaf dort zugegen waren, Männer und Frauen getrennt.
Das Zelt des Scheiks zeichnete sich durch die Lanzen aus, die vor demselben in die Erde gesteckt waren. Daneben stand ein kleineres ein wenig mehr zurück, so daß der hintere Teil desselben im Schatten des ersteren lag. Das war vermutlich das Frauenzelt.
Er kroch hinzu, immer im Schatten und stets bereit, aufzustehen und sich zu zeigen, falls er gesehen werde. Aber kein Mensch hielt es für nötig den Blick hierher zu werfen.
Das Zelt bestand aus starker Leinwand, deren unterer Rand an Pflöcken in die Erde befestigt war. Steinbach zog zwei dieser Pflöcke heraus, hob den Saum der Leinwand ein wenig empor und blickte hinein. Es war still im Inneren; aber er erkannte deutlich drei Frauengestalten, die am Boden saßen. Die Lagerfeuer erleuchteten die vordere Zeltwand, so daß die Köpfe der drei dunkel von derselben abstachen.
„Zykyma!“ flüsterte er.
„Allah!“ erklang es erschrocken.
„Still! Ganz leise!“
„Said, bist du es?“
„Nein, ich bin es, Masr-Effendi.“
„Allah sei Dank! Wir sind gerettet, da du hier bist. Wir haben auf dich gehofft.“
„Ihr werdet bewacht?“
„Von einem einzigen Krieger, der draußen vor der Tür sitzt.“
„Kam euch nicht der Gedanke an die Flucht?“
„Er kam uns; aber wir können ja hier nicht sehen, wie es draußen steht.“
„Ist Hilal mit hier?“ flüsterte Hiluja.
„Und Tarik?“ fragte Badija.
„Beide. Ihr werdet sie sehen, wenn ihr mir jetzt folgen wollt.“
„Können wir denn das?“
„Ja. Legt euch platt auf den Boden und kriecht mir nach. Ich öffne die Leinwand.“
Steinbach zog sein Messer und machte einen langen Schnitt in das Zelt, der das Durchschlüpfen gestattete. Die drei Mädchen kamen nun heraus und krochen hinter ihm her, bis er sich von der Erde erhob.
„Steht auf!“ sagte er. „Hier kann man uns nicht mehr sehen. Ihr seid frei!“
Da ergriffen sie seine Hände, um ihm zu danken; er aber zog die Mädchen eiligst mit sich fort, bis hin zu den sechs wartenden Kriegern, von denen er einen aufforderte, die Geretteten sofort zu den Ihrigen zu bringen, und kehrte dann zurück, dieses Mal aber nicht allein, sondern er nahm Nena, den Inder, mit.
Auf demselben Weg und ganz in derselben Weise gelangte er mit ihm an das Frauenzelt, in das die beiden krochen. Als sie sich im Inneren befanden, zog Steinbach die Schnüre so straff an, daß sich der Schnitt, den er in die Leinwand gemacht hatte, schloß und nicht mehr zu sehen war. Dann schlüpfte er vor an die Tür, die aus einer Matte bestand, schob sie ein wenig beiseite und blickte durch die Lücke hinaus. Er sah jetzt sofort den Suef mit dem Russen und dem Türken am Feuer sitzen, wo es sehr lebhaft zuging.
„Komm her!“ flüsterte er Nena
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