51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
wir gerade zur rechten Zeit gekommen sind!“ sagte Steinbach. „Morgen früh wären Mensch und Tier Leichen gewesen. Freilich erholt sich der Reiter weit langsamer als das Pferd.“
Nach einiger Bemühung vermochte Said zu schlingen. Ein glückliches Lächeln glitt über sein Gesicht.
„Effendi!“ flüsterte er.
„Du kennst mich?“
„Ja. Zykyma rief mich. Ich hörte es aus weiter, weiter Ferne.“
„Schweig jetzt noch. Das Sprechen greift dich an. Trink lieber!“
Noch einige Schlucke; aber schweigen konnte Said doch nicht.
„Wo ist sie?“ fragte er.
„Wir wissen es nicht.“
Said blickte Steinbach wirr an, legte sich die Hand auf die Stirn und sagte dann:
„Sie rief mich ja!“
„Das war ich.“
„Du warst es, du? Nicht sie? Wo ist denn sie? Suche sie! Du wirst sie finden, Effendi.“
Dann legte Said den Kopf zurück und schloß die Augen.
„Bist du müde?“ fragte Steinbach.
Der Gefragte antwortete nicht, auch nicht auf die mehrere Male wiederholte Frage; aber seine Brust hob und senkte sich leise und regelmäßig.
„Ich glaube, er schläft!“ meinte Normann.
„Ja. Die Erschöpfung fordert mit allmächtiger Gewalt diesen Schlaf.“
„Was aber tun da wir?“
„Wir warten.“
„Bis er ausgeschlafen hat?“
„Ja.“
„Ich denke, wir wollen keine Zeit verlieren mit der Rettung der Mädchen.“
„Jetzt haben wir es zunächst mit Said zu tun. Übrigens glaube ich nicht, daß er lange schlafen wird.“
Steinbach hatte recht. Bereits nach einer halben Stunde erwachte der Arabadschi wieder und bat um Wasser. Es wurde ihm gegeben und nun schlief er nicht augenblicklich wieder ein. Sein Geist war hell geworden. Er erzählte, wenn auch mit matter, aber doch verständlicher Stimme das letzte Erlebnis im Lager der Beni Sallah bis dahin, wo er sich auf die Fuchsstute geworfen hatte, um die Übeltäter zu verfolgen.
„Wie kamst du auf diesen verwegenen Gedanken?“ fragte Normann.
„Wie ich auf ihn kam?“ klang es im erstauntesten Tone zurück. „Ist nicht Zykyma meine Herrin?“
„Ja das war sie. Aber glaubst du denn etwa, sie retten zu können?“
„Ich glaubte gar nichts. Sie war in Gefahr, und ich ritt ihr nach.“
„Das war unvorsichtig, aber brav. Du hattest weder Wasser noch Speise“, sagte Steinbach. „Du hast die Räuber eingeholt?“
„Ja.“
„Und sie belauscht?“
„Ich lag ganz nahe bei ihnen.“
„Was sagten sie?“
„Es war ein Sattelgurt gesprungen, darum mußten sie anhalten. Es war noch dunkel. So ließ ich mein Pferd stehen und kroch hinzu. Sie sprachen davon, daß sie zu den Beni Halaf wollten. Weiter hörte ich nichts, denn ich hatte mit Zykyma zu tun.“
„Bemerkte sie dich?“
„Nicht eher, als bis ich vor ihrem Kamel im Sand lag. Ich gab ihr mein Messer in den Tachterwahn und flüsterte ihr zu, daß ich sie am Abend retten werde. Dann aber mußte ich wieder fort, sonst wäre ich entdeckt worden. Ich wollte ihnen nachreiten und die drei Kerle des Abends beim Lagern töten. Aber die Hitze des Smum dorrte mir die Gebeine aus. Mein Pferd konnte nicht weiter. Wir blieben also hier liegen. Ich bin müde.“
Said schloß die Augen und schlummerte wieder. Das Pferd erhielt noch einmal Wasser und bekam dann Datteln zu fressen. In einigen Stunden war es jedenfalls wieder fähig geritten zu werden.
Steinbach ließ Said schlafen. Er hatte es sich vorgenommen, die Gefährten zu erwarten. Vielleicht kamen diese am nächsten Morgen, vielleicht noch eher.
Das letztere war der Fall. Noch lange vor Mitternacht ließ sich das Geräusch nahender Kamele hören. Die vierzig Sallah und Abbas kamen. Sie hatten sich außerordentlich beeilt und freuten sich, Said am Leben zu finden. Jetzt ließen sie auch ihren Teufelsspuk fallen.
Es wurde beraten, ob man hier lagern oder gleich weiterziehen solle. Steinbach stimmte für letzteres. Es war der erste Tagesmarsch, und folglich gab es bei den Tieren noch keine große Ermattung. Man konnte die Nacht benutzen und dafür lieber morgen im Sonnenbrand eine Ruhepause machen.
Man brach also gleich wieder auf. Said war zwar noch schwach, konnte sich aber doch im Sattel des Kamels halten. Er erholte sich überhaupt von Minute zu Minute immer mehr.
Um die Mittagszeit des nächsten Tages wurde haltgemacht. Spuren der Verfolgten merkte man nicht mehr im Sand, da die Wüstenluft wieder rege geworden war. Doch hatte das nichts zu sagen, da man ja das Ziel jetzt genau kannte. Gegen Abend des dritten Tages befand sich
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