51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
der Zug in der Nähe der Oase der Beni Halaf.
Es war leicht zu denken, daß diese eine Verfolgung vermuten und also wachsam sein würden; darum hielt es Steinbach für geraten, die Oase von weitem zu umreiten, um von der entgegengesetzten Richtung zu kommen. Auch hierin stimmte man ihm zu.
Es wurde nun im schärfsten Tempo ein Umweg gemacht, bis man sich im Norden der Oase befand, auf die man vorher von Südwesten gekommen war. Von dieser Seite her wurde wohl kein Feind erwartet.
Die Gegend war sehr felsig und zerklüftet. Der Sand hatte aufgehört. Einige Höhenzüge schlossen ihn von der Oase ab. Diese Höhen waren kahl und von Schluchten zerrissen. Durch eine dieser engen Schluchten ritt Steinbach an der Spitze der mutigen Schar. Als sich dieselben öffneten, rollte sich ein anmutiges Bild vor ihnen auf.
Rings von ähnlichen Höhen umgeben, lag ein ziemlich umfangreicher, mit Palmen bestandener und von mehreren Quellen bewässerter Talkessel. Zelte standen unter den Palmen. Herden weideten in der Nähe. Droben auf der Höhe nach Südwesten hin lagen mehrere Krieger, um den Weg zu beobachten.
„Sie warten auf uns“, sagte Tarik grimmig. „Wir werden sie nicht ungeduldig werden lassen.“
„Dennoch aber wollen wir uns nicht übereilen“, meinte Steinbach. „Blicke dort hinüber!“
Eine Schar von vielleicht fünfzehn bis zwanzig Mädchen kam unter den Palmen hervor. Sie hielten Kränze in den Händen, und ihr Ziel schien die Höhe zu sein.
„Was ist mit ihnen?“
„Sieh nur hinauf.“
„Warum? Da begraben sie ihre Toten.“
„Meinst du nicht, daß die Mädchen da hinaufgehen wollen?“
„Ja. Es ist heute der Tag Kadidscha, an dem die Mädchen die Gräber der Ihrigen bekränzen. Das geschieht nach dem Abendgebet, wenn die Finsternis hereinbricht. Es wird dann auf jedem Grab ein Licht angebrannt.“
„Das ist sehr gut. Ziehen wir uns weiter in die Schlucht hinein. Während die anderen unsere Tiere halten, mögen sich zwanzig von hinten her nach dem Begräbnisplatz schleichen, um, wenn es dunkel geworden ist, die Jungfrauen zu ergreifen, ein jeder eine.“
Die andern hielten ganz erstaunt ihre Blicke auf Steinbach gerichtet. Hilal aber sagte:
„Effendi, dein Gedanke ist der weiseste, den es nur geben kann. Wenn wir die Mädchen der Beni Halaf bekommen, müssen sie uns auch die drei, die wir suchen, herausgeben.“
„Natürlich. Wir tauschen sie aus.“
„Wir brauchen also weder zu bitten, noch zu kämpfen. Kein Rat ist besser als der deinige.“
„So kommt zurück!“
Jetzt waren alle einverstanden. Vierzig wenn auch tapfere Männer gegen einen ganzen Stamm war doch zu gewagt. List war geratener.
Hinter der Höhe wurde gehalten. Steinbach stieg mit zwanzig ab, um die Höhe zu erklimmen. Hinter derselben, unten im Tal, ertönte soeben der Ruf des Muezzin zum Gebet. Die Dämmerung kam rasch hernieder.
Als die zwanzig die Höhe erstiegen hatten, war es bereits ziemlich dunkel.
Hier oben gab es ein Steingewirr, in dem man sehr gut Deckung finden konnte. Abwärts lag der Friedhof, ein nicht sehr großer und nicht hoch eingefriedeter Platz. Man sah die Mädchen, die sich am Eingang niedergesetzt hatten und miteinander sprachen.
Jetzt ward es schneller dunkel. Noch wenige Minuten, so war es Nacht. Auf dem Begräbnisplatz flimmerte das erste Lichtlein auf.
„Männer dürfen wohl nicht dabei sein?“ fragte Steinbach Tarik.
„Nein. Es ist der Tag der Frauen.“
„Desto besser für uns. Sorgen wir vor allen Dingen dafür, daß die Mädchen kein Geschrei erheben. Der Schreck wird sie im ersten Augenblick verstummen lassen. Da muß dann ein jeder eine fassen und ihr gleich die Kehle zuschnüren, aber ohne sie zu töten. Wir tragen sie über die Höhe diesseits wieder hinab und bringen sie so weit fort, daß wir nicht gefunden werden können. Ich aber begebe mich als euer Gesandter zu den Beni Halaf, um mit ihnen zu verhandeln.“
„Das ist kühn.“
„Gar nicht kühn. Sie werden mir nichts tun, weil ihre Töchter sich in unserer Gewalt befinden. Also jetzt ist es Zeit, vorwärts!“
Da schlichen die zwanzig Mann zwischen den Steinen hindurch dem Kirchhof zu. Auf demselben brannten bereits eine Menge Lichter.
An der Mauer angekommen, die den Männern nur bis an die Brust reichte, so daß man sehr leicht hinüberblicken konnte, sah man die Mädchen um ein Grabmal stehen, das das größte von allen war. Vielleicht lag ein berühmter Scheik unter demselben begraben.
„Jetzt stehen
Weitere Kostenlose Bücher