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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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stehen!“
    „Aber ihr dürft mich nicht gesehen haben! Es werden Leute hier vorüberkommen, welche euch nach mir fragen. Denen sagt ihr, daß ich hier vorübergefahren bin, in meinem indianischen Kanu, immer flußabwärts. Habt ihr mich verstanden?“
    „Ja, ja!“ nickten beide.
    „Liebt ihr die Prügel?“
    „Jessus, Jessus! Wer sollte Prügel lieben!“
    „So will ich euch sagen, daß ihr viele Prügel erhalten werdet, wenn ihr mich verratet.“
    „Wir verraten nichts!“
    „Gut! Ihr sagt, daß ich vorübergefahren bin. Vergeßt es nicht!“
    Er stieg das ziemlich steile Ufer hinauf und folgte dem angegebenen Weg in den Garten hinein.
    Dieser war parkähnlich angelegt worden; aber die überwältigende Vegetation des Südens hatte ihn bereits wieder in eine halbe Wildnis verwandelt. Man konnte hier unter den Bäumen gehen, ohne nötig zu haben, sich von jemand sehen zu lassen. Das war Walker sehr lieb. Er wollte ja zunächst nur rekognoszieren. Darum schritt er immer weiter und vermied alle freien Plätze, an denen er vorüberkam.
    Das Herrenhaus machte einen imposanten Eindruck. Es war schloßartig im Stil der späteren Renaissance gebaut, aber, dem südlichen Klima angemessen, mit luftigen Balkonen und Veranden reich versehen. In einer der letzteren bot sich Walker ein Bild von wunderbarer Schönheit.
    In einer Hängematte ruhte ein junges weibliches Wesen, augenscheinlich noch von dem Schlafgewand umhüllt, welches die herrlichen Arme und die kleinen Füßchen frei ließ. Das aufgelöste Haar hing schwarz und glänzend von der Hängematte fast bis auf den Boden herab. Das Gesichtchen war wohl scharf angelegt, aber höchst fein gezeichnet und infolge seiner weichen Plastik und des morgenroten Hauches, welcher die alabasterne Weiße belebte, von einer Schönheit, wie man sie selbst in jenem gesegneten Süden nur selten einmal zu sehen bekommt. In der Hand des einen Armes ruhte das herrliche Köpfchen. Auf der anderen Hand saß ein Papagei, mit welchem das schöne Mädchen scherzend plauderte. Über ihr hing an einer Schaukel ein kleines, allerliebstes Löwenäffchen, und vor der Veranda putzte ein an eine Eisenstange geketteter Felsenadler sein glänzendes Gefieder. Dazu bildeten blühende, in den feurigsten Farben prangende Lianen einen Rahmen um das lebendige Gemälde, welches den Gedanken nahelegte, die Fee der Tropen sei für diesen herrlichen Morgen ihrem üppigen Lager entstiegen, um einmal wonneatmend ihr Herz in menschlichen Gefühlen schlagen zu lassen.
    Lange stand Walker hinter dem Baum. Er verschlang das schöne, herrliche Mädchen fast mit den Augen. Er hörte den süßen, verlockenden Ton der Sirenenstimme:
    „Mon chéri, mon favori, mon doucereux – mein zärtlich Geliebter, mein Liebling mein Süßer!“
    Und der Papagei antwortete darauf:
    „Ma belle, ma charmante, ma petite femelle – meine Schöne, meine Bezaubernde, mein kleines Weibchen!“
    Da langte das Löwenäffchen herab, zupfte sie leise im Haar und warf ihr, als sie lächelnd zu ihm emporblickte, ein ganzes Dutzend Kußhändchen zu. Gewiß hatte er das erst von ihr gelernt.
    Jetzt drehte der Papagei den Kopf von ihr weg, blickte sich suchend um und rief sehr laut:
    „Mon amant, mon bien-aimé, où es-tu? Où es-tu? – Mein Schatz, mein Geliebter, wo bist du? Wo bist du?“
    In jenen Gegenden wird nämlich vorzugsweise französisch gesprochen. Die schöne Herrin gab ihm mit dem Finger einen zarten Streich und sagte:
    „Still! Einen Geliebten darf niemand haben.“
    Er aber schüttelte sich, stieß ein wunderbar menschlich klingendes Kichern aus und antwortete flügelschlagend:
    „Je suis Monsieur Adler, Monsieur Adler, le bon Monsieur Adler – ich bin Herr Adler, Herr Adler, der gute Herr Adler!“
    Adler hieß, wie bereits erwähnt, der deutsche Oberaufseher der Plantage. Die schöne Herrin des Vogels erglühte bis an die Schläfe, obgleich kein Mensch in der Nähe war. Sie sprang auf und verschwand mit dem Papagei in der Tür, welche aus der Veranda nach ihren Gemächern führte.
    „Welch ein Weib!“ sagte Walker, indem er sich mit der Hand über die Stirn fuhr. „Verdammt, daß ich nicht offen auftreten kann! Ich würde sie zu zwingen wissen, meine Frau zu werden. Zwar habe ich bereits drei Weiber, meine eigentliche Frau und zwei Indianerinnen; aber die würden doch nichts erfahren. Für sie wäre ich verschwunden. Ich werde hier abwarten, was diese drei Jäger gegen mich vornehmen. Ist diese Gefahr vorüber,

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