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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Erstaunen gar nicht, was sie sagen sollten. Sie sollten schweigen, und dieser wußte es schon.
    „Nun, antwortet!“ drängte der Dicke.
    Beide blickten sich ratlos an. Der eine hatte mit Prügeln gedroht, dieser aber hatte ein Bärenfell an und eine Büchse in der Hand; er war jedenfalls noch fürchterlicher als der erstere. My war die klügste von beiden. Sie sollte sagen, daß der Mann im Kanu weitergefahren sei, und sollte verschweigen, daß er in den Garten gegangen war. In ihrem negerhaften Scharfsinn beschloß sie, sehr klug zu sein und einen Ausweg zu suchen, indem sie das Gebotene und Verbotene miteinander ins Gleichgewicht brachte; darum antwortete sie beherzt, indem sie mit der Hand nach der Plantage zeigte:
    „Er kam und ist auf seinem Kanu hier in den Garten hineingefahren.“
    Sam brüllte beinahe auf vor Lachen.
    „Mädchen, bist du verrückt! Im Garten ist ja kein Tropfen Wasser. Nicht wahr, er ist hier ausgestiegen?“
    „Ja“, gestand sie.
    „Das Kanu ist hier auf dem Wasser fortgelaufen?“
    „Ja, Massa.“
    „Und der Mann ist auf seinen Beinen hier in den Garten hineingerudert?“
    „Sehr gerudert!“ nickte sie.
    „Er hat euch verboten, es zu sagen?“
    „Wir sollen Prügel erhalten.“
    „Habt keine Sorge. Diese Prügel wird er selbst erhalten, darauf könnt ihr euch verlassen.“
    Das erweckte ihr Vertrauen, und nach einigen weiteren kurzen Fragen erfuhr er jedes Wort, welches Walker mit ihnen gesprochen hatte. Auch daß weiter unten ein Boot liege, sagten sie ihm bei dieser Gelegenheit.
    „Könnt ihr rudern?“ fragte er.
    „Rudern? Ja“, antwortete My in stolzem Ton. „Wir rudern Miß alle Tage auf dem Wasser.“
    „So schaut einmal da hinüber nach dem anderen Ufer. Seht ihr die beiden Männer dort stehen?“
    Die beiden beschatteten ihre Augen mit den schwarzen dicken Händen und nickten bejahend. Der Fluß war hier gar nicht breit, so daß die langen, dürren Gestalten der Brüder sehr genau erkannt werden konnten. Ty sagte:
    „Es ist ein Pfarrer mit einem Soldatenkopf und ein Soldat mit einem geistlichen Käppchen.“
    „Ja. Diese beiden Masters sind meine guten Freunde. Sie wollen gern herüber und haben kein Fahrzeug. Wenn eine von euch ihnen das Boot hinüberbringen will, so gebe ich euch hier dieses prachtvolle Bild, an welchem ihr sehen könnt, was für einen Hut ihr euch jetzt kaufen müßt. So wie dieser hier sind sie seit kurzem in der Mode.“
    Er öffnete seinen Bärenpelz und zog ein vielfach mit Brüchen versehenes Papier hervor. Es war ein Blatt aus irgendeinem alten illustrierten Journal. Selten hat ein Präriejäger ein Stück Papier bei sich. Dieser Seltenheit wegen hatte Sam es heiliggehalten. Wohl hunderterlei war bereits darinnen eingewickelt gewesen. Fett-, Ruß-, Schmutz- und Blutflecke befanden sich in Menge darin, so daß es ganz transparent geworden war und die schwarzen Buchstaben der einen Seite auf der anderen verkehrt und deutlich gesehen werden konnten. Der Holzschnitt ließ sich dennoch so leidlich erkennen. Er zeigte einen Mädchenkopf mit mongolischen Gesichtszügen; auf diesem Kopf saß ein südchinesischer Binsenhut mit einer Krempe, welche den Umfang eines für zehn Personen bestimmten Familienregenschirmes hatte. Darunter standen die Worte: „Eine chinesische Schönheit aus der Zeit des Kaisers Fung lu tschu, fünfhundert Jahre vor der Geburt Christi.“
    Sam glättete das Papier und zeigte das Bild den beiden Schwarzen. Bekanntlich sind die Negerinnen außerordentlich eitel. Sie lieben auffällige Formen und schreiende Farben. Als My und Ty den Kopf und nun gar den Hut erblickten, schlugen sie vor Freude die Hände zusammen, stießen vor Entzücken ein Gelächter aus, daß man ihnen ganz deutlich bis an den Gaumen sehen konnte, und die erstere rief:
    „Welch ein Hut! O Jessus, Jessus! Wie schön! Wer ist diese vornehme Dame?“
    „Eine Negerkönigin aus New York. Sie hat dreihundert Millionen im Vermögen und trägt stets die neuesten Hüte.“
    „Und das Bild soll unser sein?“
    „Ja, wenn eine von euch das Boot hinüberschafft.“
    „Ich tue es.“
    „Nein, ich.“
    Es begann ein Wettstreit, wer rudern solle und also Besitzerin des Bildes sein werde. Sam entschied den Streit in der Weise, daß er sagte, das Bild werde er in zwei Teile zerschneiden, von denen jede einen erhalten solle; diejenige aber, welche die rechte Hälfte des Hutes erhalte, solle rudern.
    Beide waren einverstanden. Ty erhielt die betreffende Seite des

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