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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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so weiß ich, was zu tun ist. Jetzt nun zunächst nach dem Zuckerfeld und zu Bommy, dem schwarzen Schenkwirt. Vielleicht gewinne ich an ihm einen Verbündeten gegen den Besitzer der Plantage.“
    Er schlich sich weiter und gelangte auch glücklich aus dem Garten, ohne von jemand gesehen zu werden. –
    My und Ty, die beiden Negerinnen, hatten sich wohl über zwei Stunden lang mit ihrer Wäsche beschäftigt. Negerinnen schwatzen gern und lachen noch viel lieber. Die geringste Kleinigkeit gibt ihnen Veranlassung ihrer Lachlust freien Lauf zu lassen. Darum wurde den beiden die Zeit gar nicht lang. Sie lachten und schwatzten aus dem Hundertsten in das Tausendste und waren dann ganz erstaunt, als sie bemerkten, daß sie nur einen kleinen Teil ihrer Arbeit verrichtet hatten.
    Nun erschraken sie darüber und fielen mit zehnfachem Eifer über die Wäsche her. Dabei hörten sie gar nicht, daß sich Schritte näherten. Sie wurden auf den Mann, welcher am Ufer daherkam, erst aufmerksam, als er sie grüßte:
    „Good morning girls!“
    Da richteten sie sich von der Arbeit auf, drehten sich nach dem Sprecher um und stießen zugleich einen Schrei des Entsetzens aus.
    „Jessus! Ein Bär!“ kreischte My.
    „Ein Ungeheuer!“ schrie Ty.
    „Er wird uns fressen! O Gott! O Herr! O Massa, o Massa!“
    Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen und sank in die Knie.
    „Fliehen wir, fliehen wir!“ brüllte Ty.
    „Wohin denn?“
    Sie hatte recht. Hinter ihnen war der Fluß und vor ihnen der Bär. Zu den Seiten konnten sie keine Rettung finden, da dieser Weg dem Bären ja auch zur Verfügung stand.
    „Schreit nicht so, ihr Ungeziefer!“ lachte Sam Barth. „Seht ihr denn nicht, daß ich ein Menschenangesicht habe! Oder besitze ich wirklich eine so entsetzliche Bärenschnauze?“
    Jetzt erst erinnerten sie sich, daß er sie ja mit Worten und zwar ganz freundlich gegrüßt hatte. Auch sahen sie ihn sich genauer an, und da blickten sie dann in ein rundes, volles Gesicht, in welchem die Gutmütigkeit hausbacken zu sein schien. Das gab ihnen ihre Courage zurück. My erhob sich aus ihrer knienden Stellung und jammerte:
    „Welch ein Schreck! Meine Strümpfe sind zersprungen.“
    Sie waren aber vorher bereits zerrissen.
    „Ich bin tot!“ klagte Ty. „Ich habe vor Angst die Sprache verloren!“
    „Das höre ich!“ kicherte Sam. „Sagt mir doch einmal, ihr Mädels, sehe ich denn wirklich gar so furchterregend aus?“
    „Ihr nicht, aber Euer Fell.“
    „Mein Fell! Aha! Ihr denkt, es ist mir auf den Leib gewachsen. Na, da schaut her!“
    Er nahm die Mütze ab, und nun sahen sie den entblößten Kopf. Erst jetzt erkannten sie, daß sie es mit einem Menschen zu tun hatten, und ihr Entsetzen verwandelte sich schnell in das Gegenteil. Sie lachten laut auf und sprangen um den Jäger herum, sich ihn einmal genau zu betrachten. Er ließ es schmunzelnd geschehen; dann sagte er:
    „Seid ihr nun überzeugt, daß ich ein Mensch bin?“
    „Ja“, antwortete My. „Ein Mann, ein Monsieur, ein schöner, viel hübscher, drolliger Massa.“
    „Drollig? Na, meinetwegen! Von euch schwarzen Ameisen will ich es mir gefallen lassen. Wer ist denn euer Herr?“
    „Massa Wilkins.“
    „Ah! So! Ist er zu Hause?“
    „Ja. Massa trinkt Tee.“
    Sie vergaß, daß seit vorhin fast drei Stunden vergangen waren und daß Massa nun wohl nicht mehr Tee trinken werde.
    „Wie lange wascht ihr bereits hier?“
    Sie blickte in den Wäschekorb und sah, wie wenig fertig geworden war. Darum antwortete sie:
    „Einige kleine, ganz kleine Minuten.“
    So eine Schwarze hat absolut keinen Sinn für die Zeit. Sam kannte das. Er trat näher und untersuchte die Tapfen, welche ihre nackten Füße im nassen Ufersand getreten hatten. Dann fragte er:
    „Wie heißt du?“
    „My, und diese hier ist Ty.“
    „Dann, meine liebe My, bist du eine sehr große Lügnerin!“
    „Was? My Lügnerin? O Massa, ich lüge nicht.“
    „Aber soeben hast du gelogen. Du sagtest, daß ihr euch erst seit einigen kleinen Minuten hier befändet, und ihr seid jedenfalls schon seit Stunden hier.“
    „Oh, einige kleine Stündchen, ja.“
    Sie sagte das so unbefangen, als ob zwischen Minuten und Stunden nicht der geringste Unterschied sei. Sam nahm ihr das nicht übel. Er nickte ihr lachend zu und fragte dann:
    „Was sagte er denn zu euch?“
    „Er? Wer?“
    „Der Mann, welcher hier aus dem indianischen Kanu stieg.“
    Sie hatten keine Ahnung daß er nur auf den Busch klopfte; sie wußten vor

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