52 - Aufruhr auf Kregen
davon überzeugt, daß alles in Ordnung ist«, fügte ich schnell hinzu.
»Ich verstehe, Jis. Es ist dieses schreckliche Phantom.«
»Aye.«
Das Gold wurde vorgezählt, und ich steckte es ein. Nun zeigen so viele Bühnenstücke und Geschichten den mächtigen Helden, wie er Unrecht bekämpft und hübsche Jungfrauen in Not rettet, sich eben heroisch verhält. Ihm fehlen nie die nötigen Mittel, um für eine Übernachtung zu bezahlen, eine Feinschmeckermahlzeit zu kaufen oder neue Waffen zu erstehen, wenn er die verloren hat, die er das letztemal gekauft hat. Er ist so sehr damit beschäftigt, mit dem Schwert in der Hand herumzulaufen, daß er nicht viel Zeit haben kann, Geld zu verdienen. Und da er der mächtig ehrenvolle Held ist, nimmt er von jenen, die er rettet, natürlich niemals eine Bezahlung.
Wie also kommt er zu seinem offensichtlichen Reichtum? Das staunende Publikum scheint sich diese auf der Hand liegende Frage niemals zu stellen.
Die ganzen hübschen Titel und die Landstriche, die mir die Untertanenpflicht schuldeten, sorgten dafür, daß eine Menge Bargeld aufs Konto kam. Enevon-Ob konnte Gold bis in die entlegensten Gegenden schicken. Trotzdem war ich mehr als nur einmal ohne eine einzige Münze gestrandet, wenn die Herren der Sterne mich irgendwo absetzten.
Belkion der Vertrauenswürdige beschäftigte Pachaks als Wächter. Das sprach Bände über den Respekt, den man ihm entgegenbrachte. Nach den höflichen Remberees brach ich auf, nun etwas schwerer als bei meiner Ankunft.
Je schneller ich Logan Verlan einen Besuch abstattete, desto schneller hatte ich die Schuldgefühle überwunden, die mich so früh geweckt hatten. Es galt, sich nach dem Zustand seiner Verletzung und dem Urteil der Untersuchungskommission zu erkundigen. Und was noch wichtiger war, bei Vox, da waren noch viele Fragen offen, was diese opazverfluchten Racter anging.
Während ich zügig ausschritt und die großartige kregische Luft in vollen Zügen einatmete, fragte ich mich, wie weit Naghan der Unscheinbare mit seiner Untersuchung gekommen war. Ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, daß man der Identität der Cramphs, die diesen verdammt großen Stein aus der Brückenbrüstung in unser Boot geworfen hatten, auch nur einen Schritt näherkam. Handelte es sich bei dem Schuldigen tatsächlich um Nath den Clis, nun, den würden wir uns in der Nacht schnappen. Das war eine Aussicht, angesichts der ich zwar nicht jubelte, die mir aber auch nicht unangenehm war. O nein, bei Krun!
Der schlicht gekleidete Polsim, der mir folgte, seit ich das Haus von Belkion dem Vertrauenswürdigen verlassen hatte, entschied sich zum Zuschlagen, als ich eine der Kanalbrücken überquerte. Er erwies sich dabei als ausgezeichneter Anhänger von Diproo dem Flinkfingrigen. Ausgezeichnet, aber nicht geschickt genug ...
Er schrie überrascht auf. »Mein Arm! Dom – du brichst ihn ab!« Ich verringerte den Druck. Ich sah ihn betrübt an. Auf diese Weise verdiente er sich im Licht der Sonnen seinen Lebensunterhalt, und kaum etwas würde ihn veranlassen, dies zu ändern. Davon abgesehen fehlte mir einfach die Zeit, die Angelegenheit in Ruhe zu regeln.
Ich drückte noch einmal kräftig zu – was ihm einen weiteren Schrei entlockte – und sagte: »Schätz dich glücklich, Dom. Ich habe es eilig.« Dann stieß ich ihn zurück.
Er rannte davon, als wäre ihm der mit acht Schwingen versehene Jutman von Hodan-Set im Sturzflug auf den Fersen.
Vor dem Besuch bei Logan Verlan hatte ich noch etwas anderes Wichtiges zu erledigen. Darum kehrte ich wieder zum Palast zurück, ließ die mannigfaltigen »Majister!« über mich ergehen, begab mich in mein Schlafzimmer und klopfte an.
Ulana rief: »Herein!«
Sie saß auf dem Sofa, balancierte ein Tablett auf den Knien und aß eine leichte Mahlzeit. Sie trug ein üppiges Gewand. Sie sah schon viel erholter aus; ihre Wangen hatten eine gesunde Farbe. Sie musterte mich mit einem klaren, offenen Blick, der sich deutlich von ihrer sonst so zurückhaltenden Art unterschied. Nun mußte ich sie nur noch aus dem Gemach schaffen.
Ulana plauderte über dieses und jenes, während sie ihren Imbiß beendete und das Tablett abstellte. Sie sagte, wie sehr sie unser Unfall – wie sie es nannte – erschreckt habe, und dankte Opaz, daß wir heil entkommen waren.
»Nun, Majister, wenn du mich entschuldigst, ich muß noch ...«
»Aber natürlich.« Ich stand auf, als sie den Raum verließ. In dem Augenblick, als sich die Tür
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