52 - Aufruhr auf Kregen
Vorbereitungen für das ruchlose spätabendliche Unternehmen fort.
Nun gibt es in Situationen wie diesen, wenn sich Kämpfer für die Schlacht vorbereiten, viele unterschiedliche Bräuche und Gewohnheiten, denen sie sich hingeben.
Während meiner Zeit am Auge der Welt hatte ich Zazzer kennengelernt, die sich einen wilden Kampfesrausch antranken. Ich hatte Männer gekannt, die unaufhörlich zu ihrem Gott beteten. Einige Paktuns spielten einfache Spiele und verwetteten dabei ihre weltlichen Besitztümer auf den Ausgang des Kampfes.
Einige Krieger sangen vor der Schlacht.
Der alte Hieb-und-Stich fing an damit. Er summte eine klagende kleine Melodie, einer nach dem anderen stimmte ein, und bald sangen wir ›Sie ließ mich auf der Brücke stehen‹. Das Leben eines Soldaten ist voller Abschied. Danach sangen wir ›Sie küßte den Mortilkopf‹ und dann ›Nur die zwei Monde waren Zeuge unseres Abschieds‹.
Das ärgerte mich. Diese ganze düstere Schwarzseherei und Verzweiflung taugten nichts, bei Vox!
Also stimmte ich das rauhe und lustige Lied an, das mit den unsterblichen Zeilen endet: ›Und er wußte nichts davon, nichts davon, er wußte nichts davon.‹
Damit kam eine völlig andere Stimmung auf. Wir lachten, wie Swods, die dieses Lied singen, nun einmal lachen. Es folgte ein Durcheinander heiterer Liedchen, bis die Clepsydra den letzten Tropfen tropfte und es Zeit zum Aufbruch war.
Sollten Sie der Meinung sein, daß ich meine Entscheidung über das Schicksal Tralgan Vorners ziemlich willkürlich getroffen habe, muß ich zugeben, daß diese Ansicht durchaus nicht von der Hand zu weisen ist. Vielleicht finden Sie, ich hätte ihn vor den Magistrat bringen und eine schreckliche Bestrafung für seine furchtbaren Verbrechen verlangen sollen.
Ja, man kann es auf diese Weise sehen. Nur weil wir Verständnis dafür hatten, warum das ihm zugefügte Unrecht ihn zu einer so rachsüchtigen Haltung getrieben hatte, bedeutete das nicht notwendigerweise, daß man ihm so ohne weiteres vergab.
Nun, halten Sie mich von mir aus für schwach – was Sie bestimmt tun –, aber ich war nicht bereit, den ersten Stein zu werfen.
Ich hatte mir jedoch geschworen, den Familien der unschuldigen Opfer eine Entschädigung zukommen zu lassen. Natürlich würde das ihre Geliebten nicht wieder ins Leben zurückrufen. Aber es wäre besser als nichts.
Nun, das würde man in die Wege leiten müssen. Außerdem mußte ich Meister Abso sein schönes Ausflugsboot ersetzen. Sein Boot war wegen mir versenkt worden, und allein um der Gerechtigkeit willen mußte ich ihn entschädigen.
Plötzlich kam mir ein Gedanke. Sollte ich ein paar schwarze und weiße Federn für uns mitnehmen? Vielleicht hatte Swantram ja etwas mit den Ractern zu tun. Das war durchaus vorstellbar. Die Federn des armen Logan Verlan lagen wieder in der Truhe unter meinem Bett. Die geschwärzten Federn, die Yavnin aus dem Feuer gerettet hatte, waren Verlans zweiter Satz gewesen. Ich verwarf den Gedanken so schnell, wie er gekommen war. Swantrams private Juruk, die es zu überwältigen galt, hatte nichts mit vallianischer Politik zu tun. Sie verdienten sich ihren Lohn als Wächter. Nun, jetzt müßten sie sich – und uns – ihr Können beweisen.
Soweit ich wußte, war jeder der Anwesenden ein Anhänger Opaz'.
Ohne jegliche Befangenheit übernahm es Yavnin, ein paar kurze Worte zu sprechen, die unsere Ibs in die Obhut von Opaz dem Erneuerer befahlen.
Meine letzte Handlung, bevor wir aufbrachen, um uns mit den Deldars und ihren Swods zu treffen, hatte eine besondere Bedeutung. Pur Zygon sah es mit Zustimmung.
Mit dem alten, vertrauten, aufgeregten Kribbeln ergriff ich das große Krozair-Langschwert. Ich schnallte mir die großartige Klinge an, wobei meine Finger allerdings nicht zitterten. Jetzt waren wir bereit.
Ich schloß die Tür hinter uns und ging voraus.
18
»Ich brauche so lange, wie ein Leem dreimal blinzelt«, sagte Naghan Raerdu leise. Ohne ein weiteres Wort ging er los, und da er der Unscheinbare war, verschwand er wie Rauch.
Tobi hatte die Lampe an ihrem Wandhaken gelöscht, und so standen wir in der kleinen Nische am Fuß der Treppe halb im Schatten. Die Stufen führten zu den Gemächern von Nath dem Clis. Die Entscheidung, ihn in seinem Palast zu stellen, war uns durch Naghans Informationen aufgezwungen worden; er hatte in Erfahrung gebracht, daß der Erste Pallan wieder um sein Leben fürchtete. Er igelte sich ein.
Die beiden Deldars waren zwar
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