52 - Aufruhr auf Kregen
nicht im Dienst, trugen aber ihre volle Ausrüstung. Durch Nath den Verwirrten und Nath Feringhim stieg die Zahl von Naths in unserer Gruppe auf drei an. Nun, das ist auf Kregen keine Seltenheit.
Die vier Chuliks waren ... nun, sie waren eben Chuliks. Nach einiger Zeit kann man die gelbhäutigen Stoßzahnträger voneinander unterscheiden. Einige der guten Leute, die Chuliks früher in ihre Dienste genommen hatten, zögerten heutzutage ein wenig, sie wieder aufzunehmen. Als die Invasion der Shanks drohte, waren sie alle in ihre Heimat geeilt, also fragten sich ihre ehemaligen Arbeitgeber, ob sie nicht irgendwann wieder einfach so desertieren würden.
Diese vier waren erfreut, daß der Verwirrte sie aufgenommen hatte, und mein Gold diente dazu, ihre Begeisterung für unser spätabendliches Unternehmen zusätzlich zu steigern. Schließlich handelte es sich immerhin um eine schändliche Aktion, an der wir da alle beteiligt waren. Was? Den Ersten Pallan zu verhaften? War das nicht Verrat? Ein paar Worte der Erklärung – und das Gold! – beschwichtigten diese Sorge.
Nur weil diese Burschen bezahlte Söldner waren und Angehörige der unterschiedlichen Diff-Rassen einander schief ansahen, bedeutete das keineswegs, daß es sich nicht um menschliche Wesen handelte. Sie hatten alle Namen. Sie waren keine Schachfiguren, die man verheizen konnte. Tranter, Storron, Chemki und Tarach – so lauteten ihre Namen.
Geräuschlos stieß der Unscheinbare wieder zu uns. Er hatte eine Sylvie mitgebracht. Nun, die üppige Schönheit von Sylvies wird von vielen genossen; andere – zu denen ich mich ebenfalls zähle – finden sie viel zu überwältigend, um sie als echte Schönheiten anzusehen.
Wieder brachte das gute vallianische Gold Resultate.
Die Sylvie, Sinkie die Ohrringe, arbeitete in Swantrams Gemächern. Sie behauptete, er habe sie vor kurzem geprügelt. Sie sagte nicht, was sie angestellt hatte, daß sie bestraft wurde, und wir fragten nicht. Gold und der Wunsch nach Rache verliehen ihrem Entschluß die nötige Leidenschaft.
Während wir da nun am Fuß der Treppe in den Schatten standen und die fernen Geräusche des Palastes nur undeutlich wahrnahmen, konnten wir uns alle des Gefühls nicht erwehren, daß es hier um etwas Besonderes ging. Wir waren uns durchaus der Ungeheuerlichkeit unseres Vorhabens bewußt. Zweifellos hatte der eine oder andere einen trockenen Hals, während die Herzen schneller als gewöhnlich schlugen. Ich betrat die erste Stufe.
»Jis.« Ich konnte Naghans Flüstern kaum verstehen. »Es wäre besser, wenn zuerst die Wächter mit Sinkie hineingingen. Das wird uns einen Vorteil verschaffen.«
Das war vernünftig, was ich auch sofort einsah.
Ich trat beiseite und winkte die Wächter und Sinkie heran. Als sie an mir vorbeiging, hüllte mich ihr Parfüm wie eine Woge Meereswasser ein, und ich rümpfte die Nase.
Sie würde aus dieser Geschichte unbeschadet hervorgehen und sicherlich in einer modischen Arkade einen kleinen Laden eröffnen. Sie wußte genau, was sie da tat, und sie kannte den Preis.
Wir erklommen die Stufen wie Leems, die über heiße Lava huschen.
Wir wagten uns in die Privatgemächer des Nazabs, des Gouverneurs, der im Namen der Prinzessin Didi die Provinz regierte. Wir erwarteten Luxus und wurden nicht enttäuscht.
Die Teppiche stammten zwar nicht aus Walfarg, waren aber so tief, daß man den Schuh darin verlieren konnte. Die Wandbehänge waren ein leuchtendes Beispiel für die Handarbeit vieler begabter Arbeiter, die stolz auf ihre Kunst waren. Die Lampen brannten alle mit Samphronöl; ihr Licht war weich und der von ihnen erzeugte Schatten warm. Es gab Bilder. Während ich die Galerie entlangschritt, warf ich einen schnellen Blick auf die in massiven Rahmen hängenden Porträts. Was denn? Natürlich tat ich das, was haben Sie denn erwartet?
Als ich zu Velias Porträt kam, spürte ich zugegebenermaßen einen Kloß im Hals. Die Rede ist hier nicht von der Velia, die zur Zeit mit solcher Inbrunst Didi in Zandikar pflegte. Dies hier war Velia, Didis Mutter. Sie war im weit entfernten Land der Grünen Grodnims in meinen Armen gestorben. Ich blickte weg. Das nächste Bild zeigte Gafard, Didis Vater. Ich sah erfreut, daß der Künstler das Grün in der Kleidung und Ausstattung des See-Zhantils in Rot umgewandelt hatte. Er sah ganz wie der fröhliche Mann aus, an den ich mich freudig erinnerte. Ich ging weiter und dachte dabei an die stürmischen Tage am Binnenmeer und im Grünen
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