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52 - Aufruhr auf Kregen

52 - Aufruhr auf Kregen

Titel: 52 - Aufruhr auf Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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unseren unerwarteten Besucher an. Wir alle starrten ihn mit offener Neugier an.
    Kyr Nath Feslon trat mit federndem Schritt ein. Gekleidet in ein pflaumenfarbenes Abendgewand, verstand er es trotzdem, robust auszusehen, ein Mann von Bedeutung. Das grobschlächtige Gesicht mit den vollen Lippen und den leicht nach oben gebogenen Nasenlöchern schien gerötet. Er trug Rapier und Main-Gauche.
    Er kam geradewegs auf mich zu, blieb stehen und sagte: »Jis, ich habe dir viel zu berichten.«
    Ich starrte ihn an. Ich muß sogar zugeben, daß ich ihn auf eine Weise anstarrte, die man als hochmütig bezeichnen könnte, obwohl Opaz weiß, daß ich mir wenig aus Titeln mache.
    Feslon bemerkte den Blick. Er nickte. »Majister – vergib mir. Aber die Angelegenheit ist dringend.«
    »Lahal, Kyr Nath Feslon«, begrüßte ich ihn kühl. In gewisser Weise erleichterte das diese steife Begegnung. »Du hast mir etwas zu sagen, das mit Kyr Tralgan Vorner zu tun hat.«
    Er nickte wieder, diesmal entschiedener. »Aye, Jis – ich meine, Majister. Kyr Tralgan Vorner wurde von Feinden verraten und vernichtet, denen es nach seinen Ländereien gelüstete.«
    Ich hörte auf, den Drexer zu schärfen, und legte ihn beiseite. »Das ist mir bekannt, Kyr Nath. Er hat mein volles Mitgefühl. Wäre er noch am Leben, würde ich – einerlei. Heute am späten Abend werden wir versuchen ...«
    »Das weiß ich. Ich möchte dich begleiten.«
    Naghan Raerdu blickte auf. »Woher weißt du ...?« begann er heftig. Ich hob die Hand, und Naghan verstummte.
    »Fahr fort!«
    Kyr Nath Feslon erzählte seine Geschichte. Sie, meine Leser, kennen sie bereits, denn sie wurde an den passenden Stellen in meine Erzählung eingefügt. Wie Vorner nach dem Tod seines Vaters in die Heimat zurückkehrte, wie er fälschlicherweise des Mordes beschuldigt wurde, wie sein Vetter Lodermair das Eltenat stahl und wie Nath Swantram Vorner durch Täuschung dazu brachte, dem Ersten Pallan das Eltenat zu überschreiben. Und wie man Vorner dann in ein Verlies steckte, wo er sterben und vermodern sollte – und entkam. Wir hörten gebannt zu.
    Dann erzählte er, wie Tralgan Vorner von brodelndem Haß erfüllt auf die Neun Thaumaturgen von Sodan stieß.
    »Also starb Tralgan Vorner gar nicht? Er entfesselte das Phantom?«
    »Aye.«
    Ich glaubte verstanden zu haben. »Man gab ihm ein neues Gesicht«, sagte ich langsam. »Er trug das Gesicht von Nalgre Nevko. Und du, Nath Feslon, bist Nalgre Nevko – und in Wahrheit somit Kyr Tralgan Vorner.«
    »Ja.«
    Meine Freunde fingen nicht etwa alle durcheinander zu reden an. Ein tiefes Schweigen senkte sich über den Raum. Ich nahm das Schwert und schärfte es. Der Schleifstein erfüllte die Stille mit einem leisen Zischen.
    Schließlich sagte ich: »Nun, es hat den Anschein, Nalgre, als müßtest du dich für eine Menge verantworten. Man hat dir Unrecht zugefügt, ja, und dir gehört mein Mitgefühl. Du hast die getötet, die dich verrieten. Aber du hast unschuldige Menschen getötet – auf unaussprechlich grausame Weise. Was hast du dazu zu sagen?«
    Er breitete nicht die Hände aus. Seine Wangen röteten sich stärker, als das dunkle Blut in sie hineinschoß. Es war das verdorbene Blut der Adelsfamilie Vorner. »Ich wollte mich nur an meinen Feinden rächen. Die Thaumaturgen töteten die Unschuldigen.«
    Ich schliff schweigend weiter meine Klinge. Die ganze Geschichte paßte zusammen. Ich wollte ihm glauben. Die Phantome hatten ihr eigenes Schattenleben. Sobald sie ihren Wirt verlassen hatten und ihren Amoklauf begannen, töteten sie jeden, der ihnen im Weg stand.
    Er hustete. »Du scheinst nicht überrascht, daß mein Gesicht verändert wurde.« Ich klärte ihn darüber auf, daß Zauberer in dieser Disziplin Wunder vollbringen können, und fügte hinzu, ich würde ihm glauben, daß er keine Unschuldigen habe töten wollen.
    »Danke, Majister.«
    »Aber es gibt noch mehr?«
    »O ja.« Er wurde lebhafter, blickte erleichtert und auch triumphierend drein.
    Nun hatte sich diese Situation in eine sehr seltsame Richtung entwickelt, wie ich fand. Es lag ein Hauch von einem Déjà-vu-Erlebnis in der Luft, als hätte ich schon einmal gehört, was Nalgre Nevko – oder Tralgan Vorner – zu berichten hatte. Auf den Gesichtern meiner Freunde stand völlige Überraschung über diese für sie erstaunlichen Enthüllungen zu lesen. Sie verfügten natürlich nicht über meine Erfahrungen mit Zauberern und den Herren der Sterne. Allein Naghan der Unscheinbare

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