52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
denken?“
„Laß sie denken, was sie wollen, nur liebe mich!“
„Ich liebe keinen Unwürdigen.“
„Miranda, habe Mitleid!“
„Mitleid? Den Mann, dem meine Liebe gehören soll, will ich achten, nicht aber bemitleiden. Schämt Euch, Señor, das von mir zu verlangen.“
„Ich meine ja nur in diesem Fall!“
„Schon gut! Ich wiederhole es: Verlaßt mich!“
„Es ist mir unmöglich!“
„So muß ich mich selbst von Euch befreien. Die Señores werden mir beistehen.“
Miranda schritt nach der Tür. Kam es so weit, daß sie dieselbe öffnete, so war dieses reizende Weib für ihn verloren. Es gab keine Wahl mehr für ihn. Er ergriff ihren Arm, hielt sie zurück und sagte:
„Halt! Bleib da, Miranda!“
„Nun?“
Sie blieb stehen und blitzte ihn mit stolzen, herausfordernden Augen an.
„Ich will es tun!“
„Her damit!“
Er zog das Telegramm aus der Tasche und gab es ihr. Sie steckte es ein.
„Seid Ihr nun zufrieden?“
Sein Blick war beinahe angstvoll auf sie gerichtet. Es ist wahr: ein schönes Weib hat mehr Einfluß auf den Mann, als der beste Mann auf seine Frau. Die Augen Mirandas blickten milder, und ihre Züge nahmen ein freundliches Lächeln an. Sie reichte ihm die Hand und antwortete:
„Ganz zufrieden wohl noch nicht.“
„Warum? Was soll ich noch tun?“
„Das sage ich vielleicht später. Für jetzt aber halte ich es für meine Pflicht, Euch zu beruhigen. Es schadet Euch nichts, wenn dieses Telegramm verschwindet. Der Adressat hat eines erhalten.“
„Er soll doch zwei empfangen!“
„Eigentlich nur eines. Steinbach hat nur ein einziges Mal an ihn telegrafiert, das andere Mal sind wir selbst es gewesen.“
„Ah! Also ein Geniestreich!“
„Ja.“
„Aber der Inhalt! Der stimmt nicht!“
„Das geht Euch nichts an. Überdies wird kein Mensch das Telegramm auch nur erwähnen. Morgen, wenn Steinbach kommt, ist Wilkins mit den Damen fort. Wer soll dann fragen? Setzt Euch wieder zu mir. Es soll Versöhnung zwischen uns beiden herrschen.“
Balzer und Miranda plauderten nun noch lange zusammen, bis ersterer sich bereiterklärte, Miranda zu folgen, und die Worte sprach:
„Ja, du bist groß, du bist herrlich. Wann reisen wir ab?“
„Das ist noch unbestimmt. Das kommt auf zweierlei an. Zunächst müssen wir wissen, ob wir deinen Seelenverkäufer erhalten können.“
„Natürlich.“
„Ist er ausgerüstet?“
„Für kurze Fahrten, ja. Wo wollt ihr hin?“
„Wohl bis nach Aubrey hinauf.“
„Das ist sehr weit. Da muß ich für Proviant sorgen.“
„Ist die Bemannung bei der Hand?“
„Stets. Wenn ich die Leute nicht brauche, sind sie hier an der Bahn beschäftigt.“
„Kann man sich auf sie verlassen?“
„Unbedingt. Sie verstehen ihr Fach.“
„Das meine ich nicht, du wirst bereits gemerkt haben, daß unsere Reise einen Zweck hat, den nicht ein jeder zu kennen braucht.“
„Oh, sie sind verschwiegen und nicht wißbegierig.“
„Das ist's nicht allein. Es ist möglich, daß wir von ihnen einen Dienst verlangen, der eigentlich nicht in ihr Fach schlägt.“
„Sie sind gefällig.“
„Das ist auch nicht genug. Der Dienst kann derart sein, daß er bedenklich erscheint.“
„Hm! Du weißt, daß die Bevölkerung des Südwestens nicht sehr wählerisch ist.“
„Wir wollen diesem Steinbach und seinem Wilkins einen Streich spielen, der wohl etwas derb angelegt ist. Letzterer soll auf das Schiff gelockt werden und mit uns bis Aubrey fahren. Wie nun, wenn er nicht will, wenn er sich dagegen sträubt?“
„Wird er das?“
„Voraussichtlich.“
„So müßt ihr ihn an das Land lassen.“
„Das liegt nicht in unserer Absicht. Dieser Wilkins ist ein Flüchtling. Er ist mit dem Gesetz zerfallen und wurde jahrelang von der Polizei vergebens gesucht.“
„Aha! Warte, Halunke!“
„Wir haben bisher Nachsicht mit ihm gehabt. Da er aber jetzt gar dem Señor Roulin seine Geliebte entführt, so haben wir beschlossen, kurzen Prozeß zu machen. Wir locken ihn auf dein Schiff, schaffen ihn nach Aubrey und übergeben ihn der dortigen Polizei.“
„Das ist das klügste und einfachste.“
„Er wird sich aber wehren.“
„Sich auf das Schiff schaffen zu lassen?“
„Nein, nein. Ich sage dir ja, daß wir ihn an Bord locken werden. Aber wenn er sich dort befindet und unsere Absichten merkt, so wird er voraussichtlich Widerstand leisten. Es fragt sich nun, was du in diesem Fall zu tun gedenkst.“
„Ich kann ihm weder helfen noch ihn unterdrücken.
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