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52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)

52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)

Titel: 52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Herbert
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sagt Herbert, »weil es mir Spaß macht.«
    Das mag jetzt nicht gerade spektakulär klingen, aber glauben Sie mir, Herbert ist nicht der Typ, der schnell ins Schwärmen gerät. Umso mehr freut es mich, dass ihn überhaupt irgendein Teil meines Körpers anmacht. Wenn man Herbert dazu zwänge, dann würde er als Lieblingsstellen meines Körpers vermutlich »Vagina« und »Mund« nennen. Funktional und effektiv eben.
    Aus ästhetischem Sex hat Herbert sich eigentlich nie etwas gemacht. Als ich ihm diese Woche eine Website mit heißen Dessous zeige und dabei insgeheim auf ein oder zwei spontane Geschenke hoffe, muss ich mich schließlich geschlagen geben.
    »Wäsche macht dich nicht wirklich an, oder?«
    »Nein, nicht so richtig.«
    »Würde irgendwas in dieser Richtung dich auch nur periphär interessieren?«
    Ein tiefer Seufzer. »Gar keine Wäsche?«
    »Aber du siehst mich doch dauernd nackt.«
    »Ja, darin liegt wohl das Problem.«
    Danke, Herbert. Ich versuche, ihm klarzumachen, dass genau das den Reiz ausgefallener Lingerie ausmacht – Alltägliches wird exotisch. Aber Herbert zuckt nur mit den Achseln. »Okay, vielleicht. Aber das ist eher was für dich als für mich.«
    Damit trifft er genau ins Schwarze. Sex ist für mich – und ich schätze mal, das gilt auch für andere Frauen – nur zu 25 Prozent eine mechanische Angelegenheit. Den Rest machen Fantasie, Zuneigung, Vorfreude und die richtige Stimmung aus. So ist beispielsweise die für mich einzige Art, Lust an einem Quickie zu empfinden, die Vorstellung, genau diesen Quickie zu erleben.
    Diese Woche habe ich mich bemüht, ein bisschen mehr sexy und ein bisschen weniger alltäglich zu wirken. Obwohl das in meinem Beruf völlig unnötig wäre, habe ich die ganze Woche über keine Jeans, sondern nur Röcke getragen und dazu Schuhe mit Absätzen (wenn auch nur mit kleinen, Sie verstehen). Meine üblichen Birkenstock-Schlappen fühlen sich schon ein wenig vernachlässigt. An den meisten Tagen hatte ich auch Seidenstrümpfe an. Die mag ich bezeichnenderweise nicht deshalb, weil sie extra scharf aussehen, sondern weil man darin nicht wie bei einer Strumpfhose das Gefühl
hat, man würde »unten herum« in Plastikfolie stecken. Ein angenehmer Nebeneffekt ist natürlich, dass die Beine darin ziemlich gut aussehen.
    Herbert hat Recht: Allein diese Veränderung bewirkt, dass ich mich besser fühle. Wenn es mir gelingt, dauerhaft zumindest vorzeigbar herumzulaufen, dann ist auch die Wahrscheinlichkeit größer, dass ich Lust auf Sex habe, sofern sich die Gelegenheit dazu bietet. So zumindest meine Theorie.
    Als ich Herbert kennen lernte, hatte ich sogar den Ruf, immer schick angezogen zu sein. Regelmäßig durchstreifte ich die Secondhandläden und verbrachte Stunden damit, mich zurechtzumachen. Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, dasselbe Outfit zweimal zu tragen oder mich lässig zu kleiden. Ich besaß damals keine einzige Jeans.
    Das änderte sich grundlegend, als mir klar wurde, dass andere Frauen mich dafür hassten. Sie glaubten, ich würde das tun, um sie auszustechen. Das war jedoch nicht der Fall. Ich hatte einfach nur ein ausgeprägtes Faible für Klamotten. Trotzdem ging ich einen Kompromiss ein. Und wenn ich mich heute so unter meinen Freundinnen umschaue, dann komme ich zu dem Schluss, dass wir alle gleich aussehen. Wir ziehen zwei T-Shirts übereinander an, Leggings unter die Röcke und Jeans unter die Kleider. Ein Dekolletee ist schon ein kleiner Skandal. Unser Outfit ähnelt immer mehr dem der Kleinkinder, die die meisten von uns inzwischen haben.
    Natürlich kleiden wir uns bequem – und dagegen ist ja auch überhaupt nichts einzuwenden –, aber ich denke, wir senden damit auch ein deutliches Signal aus. In unseren Hemden
und unseren Crocs sind wir geschlechtslos und ungefährlich. Wir werden keiner anderen den Mann ausspannen oder unserem eigenen untreu. Wir sind brave Mädchen und kleiden uns zum Beweis dafür wie die Teilnehmer einer Spielgruppe.
    In den letzten Wochen habe ich mich selbst dabei beobachtet, wie ich nach einer dritten Lösung suche. Und zwar nach lässiger Weiblichkeit und einem sexy Style ohne gequetschte Zehen und hervorquellende Brüste. Ich will weder die Pferde scheu machen noch meine feministischen Prinzipien verraten. Ich will mich bloß nicht als Neutrum fühlen. Genauso will ich auch mein Sexualleben nicht »aufpeppen«, sondern lieber reformieren. »Aufpeppen« klingt in meinen Ohren zu sehr nach Verzweiflung.

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