52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
zu wollen, also entscheiden wir uns für ein kleines, weiches Gerät mit zwei Schlaufen, von denen man eine um den Penis, eine um die Eier legt. Es hat zwei eingebaute Vibratoren. Einer sitzt über dem Penis, einer darunter. Die Idee ist, dass wir damit beide beim Sex ein zusätzliches Kribbeln verspüren sollen.
Herbert legt das Ding an, sobald wir im Hotelzimmer sind. Es wirkt wie ein Gummiband um seine Hoden, die davon wie kleine Ballons zusammengepresst werden, was eher unbequem aussieht (doch er versichert mir, es fühle sich gut an). Allerdings verströmt das Spielzeug einen ekligen Plastikgeruch, der die Stimmung nicht gerade hebt. Mutig klettere ich auf ihn und brauche geschlagene zehn Minuten, bis ich mich so positioniert habe, dass das verdammte Ding meine Klitoris berührt. Das Ganze übt eine seltsame Wirkung auf mich aus: Ich kann zwar die Vibrationen spüren, aber nicht meine eigenen Empfindungen. Ich könnte nicht einmal sagen, ob Herbert in mir drin ist oder nicht. Fast scheint es, als sei meine Vagina abgelenkt. Ich muss mich extrem konzentrieren, um es überhaupt genießen zu können. Am Ende nehmen wir das Gerät ab, weil ich zunehmend gelangweilt und befremdet davon bin. Meiner Ansicht nach sind die dadurch hervorgerufenen Gefühle schlechter als bei »normalem« Sex.
Was lernen wir also daraus? Nun, vielleicht, dass purer Sex schon gut genug ist, wenn es dazu kommt. Ich schätze mich glücklich, denn ich kann die simplen »Zutaten« genießen: den Blickkontakt, die Küsse und zärtlichen Berührungen. Ich hatte nie besondere Probleme damit, zum Höhepunkt zu kommen, und wenn es mir in seltenen Fällen nicht gelingt, dann beunruhigt mich das nicht weiter, weil ich ja weiß, dass ich mir einen Orgasmus jederzeit auch selbst bescheren kann. Also leiste ich es mir einfach, auf diese kleinen, vibrierenden Hilfsmittel zu verzichten. Vielleicht habe ich aber auch bloß noch keines gefunden, das mir diesen Aufwand wert wäre.
Mehr noch habe ich aus dieser Verführung mit technischer Unterstützung über das Verlangen gelernt, nämlich dass der intime Kontakt genauso wichtig ist wie alles andere. Vor die Wahl gestellt, würde ich Herbert, der mich aufs Bett wirft, jedem pinkfarbenen, vibrierenden Hilfsmittel vorziehen. Ich glaube, dass Verlangen stärker wirkt als der beste Vibrator. Die Frage ist nur, wie wir uns dieses Verlangen über die Jahre erhalten können.
Januar
M ein Kater Bob hat mich alles gelehrt, was ich zum Thema »Mach dich rar« weiß.
Bob ist ein wunderschönes Tier, eine samtige Schildpatt-Tabby. Passanten auf der Straße finden ihn unwiderstehlich, und mir geht es genauso. Ich sehne mich geradezu körperlich nach ihm – nicht nur nach seinem weichen Pelz, sondern auch nach seinem Geruch und danach, wie er zur Begrüßung um meine Hand streicht.
Doch meistens weicht mein Kater mir aus. Es scheint, dass er die Fürsorge der vorbeilaufenden Schulkinder der meinen vorzieht. Das macht mir allergrößten Kummer. Ich kann es einfach nicht begreifen. Ich überschütte ihn mit überschwänglichster Aufmerksamkeit, aber das scheint ihn nur abzuschrecken, üblicherweise ernte ich dazu noch einen entsetzten Blick. Als er noch ein kleines Kätzchen war, verhielt es sich anders; damals konnte er gar nicht genug von mir kriegen.
Jetzt kommt es mir vor, als hätte ich meine Funktion erfüllt. Bob will mich einfach nicht mehr.
Mich schaudert, wenn ich darüber nachdenke, wie sehr diese Beschreibung meinem Verhalten Herbert gegenüber gleicht. Da stehe ich also und sehne mich auf geradezu lächerliche Weise nach einem Kater, während ich bis vor Kurzem meinem eigenen Partner meine Aufmerksamkeit verwehrt habe.
Es muss einen Zeitpunkt in unserer Beziehung gegeben haben, als Sex von der Tagesordnung geflogen ist. Ich könnte den exakten Moment nicht bestimmen, aber ich erinnere mich an die Phase, als aus dem triebgesteuerten, überschwänglichen Genuss der unerwünschte Anspruch auf meine Zeit wurde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Veränderung bei mir früher eintrat als bei Herbert, denn ich kann mich an die Scheu erinnern, die ich davor hatte, dass er seine Hand nach mir ausstrecken würde. Oder daran, dass ich mich ein wenig zu vorsätzlich verhielt, als dass es aus reiner Zuneigung hätte sein können. Ich entsinne mich auch, gelernt zu haben, Küssen und Umarmungen zu entgehen, damit aus ihnen nicht das Verlangen nach mehr werden konnte. Aber wie auch immer, Herbert war zu
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