52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
geboren. Fünf Jahre vergingen. Es war ein ziemlicher Luxus, für eine Weile auf den Teil meines Gehirns zu verzichten, der auf Reproduktion programmiert war. Unsere Freunde begannen in dieser Zeit, sich fortzupflanzen.
Ich hielt süße Babys im Arm und spielte mit Kleinkindern. Ich lauschte den Rechtfertigungen mütterlicher Entscheidungen: Brust oder Flasche, Eltern- oder Kinderbett. Allerdings bezweifelte ich, dass ich selbst je in der Lage sein würde, solche Entscheidungen zu treffen.
Mir wurde dabei deutlich, welch großen Einfluss Kinder auf das Leben meiner Freunde – egal ob Mann oder Frau – hatten. Zudem wurde mir klar, wie viel Hingabe es mir abverlangen würde, einen solchen Lebensstil zu ertragen.
Als ich 28 wurde, war ich mir daher nicht mehr sicher, ob ich ein Baby wollte. Ich hätte nicht aufrichtig behaupten können, alles, was ich hatte tun wollen, bereits erledigt zu haben; ich war noch nicht bereit, mich »zur Ruhe zu setzen«. Aber was noch wichtiger war: Ich betrachtete Elternschaft nicht mehr als etwas, das ich Herbert aufgrund eines Pakts, den ich mit 23 abgeschlossen hatte, einfach aufbürden konnte.
Man hört ja viel von der übermächtigen Kraft der weiblichen biologischen Uhr und dass man diese nicht ignorieren darf. Seit Beginn unserer Ehe haben mir zahllose Frauen geraten, auf Herberts Wünsche zu pfeifen und mich einfach »schwängern zu lassen«. Doch diese Vorstellung ist mir ein Graus.
Immer wieder wird mir auch versichert, Herbert würde sich schon einkriegen, wenn die Frucht seiner Lenden erst geboren wäre. Das hat er mir auch selbst gesagt, nachdem er sich unter seinen Freunden bezüglich deren Einstellungen zur Vaterschaft umgehört hatte. Er hat sogar versucht, mir meine Vorbehalte gegen IVF auszureden, und das obwohl ich ganz
genau wusste, dass er sie eigentlich teilt. Ich vermute, dass ich ihn sogar eines Tages beim Wort nehmen werde. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass ich irgendwann, quasi aus Versehen, plötzlich schwanger bin und mir dann all diese Entscheidungen abgenommen werden.
Hier und jetzt bin ich jedoch glücklich mit der altmodischen Ansicht, dass ich Herbert zu sehr liebe, um ihm gegen seinen Willen die Elternschaft aufzuzwingen. Wir führen ein gutes Leben, und ich bin nicht bereit, es für die Liebe einer Person aufs Spiel zu setzen, die noch nicht einmal existiert. Erwachsen zu sein bedeutet in meinen Augen auch, zu lernen, es am Scheideweg zwischen zwei Alternativen für eine Weile auszuhalten. Wir sollten aufhören, uns darüber zu wundern, dass es mehr als nur einen richtigen Weg gibt. Vielmehr sollten wir uns glücklich schätzen, dass wir diese Wahl haben.
Verführung Nr. 40
SOLL ICH DIR WAS VERRATEN?
H erbert und ich haben nie so wirklich unsere Fantasien miteinander geteilt. Ich bin mir zwar sicher, dass dies Intimität in höchster Vollendung wäre, aber genau da liegt wohl unser Problem. Lange Beziehungen leiden ja an einem Übermaß an Nähe. Da möchte ich eigentlich gern ein wenig Geheimnis für mich behalten. Meine Fantasien bieten mir ein Minimum an sexueller Privatsphäre.
Außerdem spiegeln meine Fantasien nicht immer das, was ich auch in der Realität tun möchte. Ich genieße ganz im Gegenteil, dass sie unrealistisch sind. Und ich fürchte, sie würden wie ein aufgeschnittener Apfel braun werden, wenn sie an die Luft kämen.
Das Ansehen der Bilder auf der Website mit Herbert hat mich jedoch auf die Idee gebracht, dass gute Pornos uns vielleicht helfen können, einander ein Stückchen unserer Fantasien zu zeigen. Und zwar ohne dass wir zu viel von unserer
Seele preisgeben müssen. Also habe ich eine Verführung rund um diese gegenseitigen Offenbarungen arrangiert.
Eine Sache, von der ich viel verstehe, sind Bücher. Ich besitze eine Menge davon. Ich lese sie auch, aber vor allem habe ich sie gerne um mich. In unserem Haus gibt es im Erdgeschoss zwei Zimmer. Das hintere hat Herbert mit Schallplatten gefüllt (wir mussten sogar den Fußboden entsprechend verstärken), das vordere ich mit Büchern. Wenn wir Feste geben, zieht es alle Leute immer zu den Platten, aber das ist mir nur recht.
Als ich mir überlegte, wie wir unsere Fantasien miteinander teilen könnten, dachte ich sofort an Bücher. Angefangen beim Stapel der Jackie-Collins-Romane meiner Großmutter im Gästezimmer über Der Englische Patient und Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins in meiner Zeit als Teenager bis zu Das karmesinrote Blütenblatt in diesem Jahr
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