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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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könnten sie dann allerlei Dummheiten machen, vielleicht gar den Schatz wieder holen, um abermals Wodka zu verdienen. Man muß sie also kurzhalten und ihnen nur so viel geben, daß sie sich den Magen erwärmen.“
    Mehr wollte Sam nicht anhören. Sein Plan stand fest. Er kroch zu den Gefährten zurück und sagte:
    „Laßt euch nicht stören, wenn ihr das Licht eines Streichholzes aufflammen seht und einen Frosch quaken hört!“
    „Was ist es mit dem Frosch?“
    „Ich habe keine Zeit zu einer Erklärung. Die beiden Wächter möchten einen Schatz graben. Sie sitzen unter dem Gebäude. Schleicht euch vorsichtig hin. Sobald sie fort sind, komme ich, und dann holen wir den Gefangenen heraus.“
    Sam ging fort und machte einen Bogen, bis er sich in einer Entfernung von ungefähr dreihundert Schritten, das Gesicht den Wächtern zugekehrt, dem Gebäude gegenüber befand. Dort zog er sein Messer und begann in der Erde ein ziemlich großes Loch zu graben. Dann kroch er auf das Gebäude zu, zog ein Streichholz hervor und nahm die Mütze ab. Wenn er die Mütze nahe an die Erde hielt und das Hölzchen unter ihr entzündete, konnte man ihn selbst nicht sehen, und es hatte den Anschein, als ob der Lichtschein aus der Erde empordringe.
    Inzwischen unterhielten sie die Kosaken weiter.
    „Zu welcher Zeit pflegen denn die Geister zu erscheinen?“ fragte der eine.
    „Beinahe stets um Mitternacht.“
    „Du, das wäre jetzt so ziemlich die richtige Zeit. Ich glaube, es ist Mitternacht.“
    „Das meine ich auch. Du würdest dich nicht fürchten?“
    „Keinen Augenblick!“
    „Ich auch nicht. Ich würde dem Geiste nachgehen, wie man einem jungen, hübschen Mädchen nachläuft, das man küssen will. Darum wollte ich, daß – du, da – da – da – da – i-i-i-i-ist ein Li-li-li-li-licht!“
    Der Kosak hatte den Arm des anderen ergriffen, hielt ihn krampfhaft fest und brachte die letzten Worte nur stotternd hervor. Trotz seiner Versicherung, daß er sich nicht fürchten würde, lief es ihm kalt wie Eis über den Rücken hinab.
    Seinem Kameraden ging es ebenso. Er starrte erschrocken in den scheinbar unterirdischen Lichtschein und sagte, indem auch seine Stimme stockte:
    „I-i-ist das et-et-etwa der Ge-gei-geist?“
    „Wahr – sche – sche – schein – lich.“
    „Heiliger Iwan Wassiljewitsch! Dort hockt ein mächtiger Frosch!“
    „Ein Fro-ro-ro-ro-rosch!“
    „Der Fro-ro-ro-ro-rosch de-de-de-deiner Gro-ro-ro-ro-oßmutter!“
    „Ja, das i-i-i-ist er.“
    „Aber viel grö-rö-rö-rößer!“
    „Er ist gewa-wa-wa-wachsen. Das sind nun fast achtzig Jahre her. Die Geisterfrö-rö-rösche wachsen doch a-a-auch!“
    „Das ist mö-mö-mö-möglich.“
    „Quaaaaak!“ ertönte es da vor ihnen.
    „Horch! Hörst du es?“
    „Ja.“
    „Er quakt.“
    „Er ruft uns.“
    „Sollen wir ihm folgen?“
    „Fürchtest du dich etwa?“
    „Nein. Du?“
    „Keine Spur!“
    „So komm!“
    Sie standen auf. Jeder von ihnen bemerkte zwar, daß ihm die Knie zitterten, hütete sich aber natürlich, es zu sagen.
    Sie ergriffen einander bei den Händen.
    „Du, du zitterst ja!“
    „Unsinn! Du zitterst, und da denkst du, ich bin es. Warum sollte ich zittern? So ein Geist ist mir ganz schnuppe, ist mir ganz Frosch. Vorwärts!“
    Der Geist sprang mit froschähnlichen Bewegungen zurück. Sie folgten langsam.
    „Quaaaaak!“ machte er dann und blieb halten.
    Sofort hielten auch die Kosaken an.
    „Schau, wie groß er ist und wie dick!“
    „Desto besser. So wird auch der Schatz ungeheuer sein! Wollen wir zu ihm sprechen?“
    „Ja.“
    „Du natürlich!“
    „Nein, versuche du es!“
    „Nein, du! Es ist ja der Frosch deiner Großmutter!“
    „Meinetwegen.“
    Und einen kleinen Schritt vortretend, fragte der Kosak mit bebender Stimme:
    „Bist du ein Tier?“
    „Quaaaaak!“ antwortete es, indem dieses gedehnte ‚Aaaa‘ in die Höhe gezogen wurde, als ob einer nein sage und dabei den Kopf schüttele.
    „Nicht. Wohl ein Geist?“
    „Quack!“ klang es kurz, wie ein festes Ja.
    „Willst du uns einen Schatz zeigen?“
    „Quack!“
    „Sollen wir dir folgen?“
    „Quack!“
    „Wird es uns vielleicht schaden?“
    „Quaaaaak!“ antwortete es verneinend.
    Dann sprang die Erscheinung weiter, und die Kosaken folgten ihr. Endlich blieb sie wieder halten. Der Enkel der Großmutter hatte jetzt Mut gewonnen. Er fragte:
    „Wo liegt der Schatz?“
    „Quack!“
    Das schien ein kategorisches ‚Hier‘ zu bedeuten. Und zur

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