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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geeignet, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wieviel mehr erst hier im Osten von Sibirien. Der kleine Dicke und die zwei baumlangen, dünnen Brüder stachen von aller Welt so sehr ab, daß sie die Blicke aller ihnen Begegnenden auf sich zogen. Sie machten sich nicht nur nichts daraus, sondern fanden sogar ein sehr großes Vergnügen daran.
    Als sie die Tür des Gebäudes erreicht hatten, trat ihnen ein Bediensteter entgegen und fragte nach ihrem Begehr.
    „Ich möchte den Rittmeister sprechen“, antwortete Sam.
    „Den Herrn Rittmeister meinst du wohl?“
    „Meinetwegen.“
    „Was willst du von ihm?“
    „Etwas, was du nicht zu wissen brauchst, mein Brüderchen.“
    „So melde ich dich nicht.“
    „Das magst du machen, ganz wie es dir beliebt; aber ich werde doch zu ihm gehen.“
    „Unangemeldet darfst du das nicht.“
    „Wer will es mir verbieten?“
    „Ich.“
    „So! Nun, so verbiete es mir doch einmal.“
    „Das will ich hiermit getan haben.“
    „Schön! So kannst du nun abtreten.“
    Sam nahm den Diener und warf ihn zur Tür hinaus, so daß er sich draußen niedersetzte. Dann ging er mit den beiden anderen nach der Treppe und stieg dieselbe empor.
    Da wurde droben eine Tür aufgerissen, der Kreishauptmann trat heraus und fragte zornig:
    „Was gibt's denn zu lärmen?“
    „Diese Männer wollen zum Herrn Rittmeister“, antwortete der Diener.
    „Der ist nicht zu sprechen.“
    „Das habe ich den Herren auch schon gesagt. Sie aber haben mich dafür zur Tür hinausgeworfen.“
    „Donnerwetter! Das wagt man in meinem eigenen Haus?“
    „Rede keinen Unsinn, teures Väterchen!“ lachte Sam. „Das ist gar nicht dein Haus.“
    „So! Wessen denn?“
    „Das gehört dem guten Zaren, und wenn du deine Pflicht nicht tust, so wirst du ganz ebenso an die Luft gesetzt, wie ich diesen braven Mann hinausgesetzt habe. Also dein Sohn ist nicht zu sprechen?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Er hat keine Zeit.“
    „So werde ich ihm gleich Zeit machen. Wo befindet er sich?“
    „Das geht euch nichts an.“
    Sam hatte seine alte Präriebüchse im Arm. Jetzt ließ er sie fallen, daß ihr Kolben dröhnend auf den Fußboden schlug, und rief: „Mensch, ich frage, wo er ist.“
    Dabei sah er dem Kreishauptmann so drohend ins Gesicht, daß der Beamte ganz erschrocken zurückfuhr und antwortete:
    „In seiner Stube.“
    „Zeige sie uns.“
    „Kommt!“
    Der Kreishauptmann wagte nicht, noch einmal zu widersprechen, sondern öffnete eine Tür und trat mit ihnen ein. Hier saß der Rittmeister, eine Zigarre rauchend, behaglich auf dem Sofa.
    „Ah!“ sagte Sam. „Man sieht, daß er keine Zeit hat. Guten Morgen, Herr Rittmeister.“
    Der Genannte stand auf, musterte Sam mit zornigen Blicken und fragte, ohne den Gruß zu erwidern:
    „Hat man euch nicht gesagt, daß ich keine Zeit habe? Warum drängt ihr euch trotzdem herein?“
    „Weil auch wir keine Zeit haben. Wir müssen mit dir reden.“
    „Kommt später wieder.“
    „Das geht nicht, denn die Angelegenheit erleidet keinen Aufschub.“
    „Was ist's?“
    „Das Duell.“
    „Donnerwetter! Geht zum Teufel!“
    „Auch dazu haben wir keine Zeit. Aber wenn du meinst, daß der Teufel Gesellschaft braucht, so werde ich dich zu ihm senden.“
    „Ich duelliere mich nicht.“
    „So! Ist das dein Ernst?“
    „Ja.“
    „So nimmst du die Beleidigung ruhig hin?“
    „Ihr könnt mich nicht beleidigen.“
    „Bist du ein so vornehmer Herr? Das hätte ich dir wirklich nicht angesehen. Na, du magst es halten, wie du willst; aber du hast auch uns beleidigt, und das lassen wir nicht auf uns sitzen. Schau dich also nach einem Sekundanten um.“
    „Fällt mir nicht ein!“
    „So zwinge ich dich. Wenn du mir Genugtuung verweigerst, so bist du ein ehrloser Kerl, und ich behandle dich als solchen. Wo und wann ich dich sehe, bekommst du Ohrfeigen.“
    Der Rittmeister erbleichte.
    „So lasse ich euch knuten!“ rief er aus.
    „Pah! Wir sind nicht Untertanen des Zaren. Wir stehen unter dem Schutz des amerikanischen Gesandten und haben weder dich noch deine Knute zu fürchten. Also entschließe dich. Schießt du dich mit mir?“
    „Nein.“
    „So bist du ein ehrloser Bube und mußt als ein solcher gezüchtigt werden. Da!“
    Sam holte aus und gab dem Rittmeister eine solche Ohrfeige, daß der Getroffene gegen die Wand flog. Sein Vater wollte zur Tür hinaus, um nach Beistand zu rufen; aber Jim und Tim hielten ihn fest.
    Der Rittmeister war zunächst wie

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