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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erwiderte:
    „Was einen so anhaltenden Dank betrifft, so habe ich ihn gar nicht verdient. Die Dame ist ja von mir nicht entdeckt worden, sondern mir geradeso über den Weg gelaufen, daß ich sie gar nicht habe übersehen können.“
    „Das diktiert dir deine Bescheidenheit, mein guter Sam. Du hast bereits so viel für mich getan, daß ich es dir niemals recht vergelten kann.“
    Indem Semawa diese Worte sprach, streckte auch sie ihm die Hand entgegen. Er ergriff dieselbe, zog sie ritterlich und tief gerührt an seine Lippen, und antwortete, indem sein ehrliches Auge feucht zu glänzen begann:
    „Mein guter Sam! Wenn man aus einem solchen Mund so genannt wird, so ist's einem zumute wie einem Bären, der aus Versehen in ein Honigfaß gefallen ist: man möchte sich den ganzen Körper ablecken, und Haut und Haar dazu. Erst jetzt sehe ich ein, was für ein bedeutender Kerl ich bin. Hätte ich das früher gewußt, so wäre ich sicher nicht mit einer einfachen Herlasgrüner Auguste zufrieden gewesen, sondern ich hätte mich auch nach einer indischen oder chinesischen Prinzessin umgesehen. Aber nichts für ungut, daß mir da mein dummes Naturell wieder einmal mit der Höflichkeit davonläuft. Ich freue mich von ganzem Herzen, daß der liebe Herrgott Sie endlich einmal zusammengeführt hat. Kein Teufel soll Sie wieder trennen, so lange ich noch einen Arm und eine Waffe besitze. Aber verträumen dürfen wir die Zeit doch nicht. Es gibt noch gar viel zu tun und zu besprechen. Drüben im großen Zelt sitzen die anderen und platzen fast vor Verlangen, Herrn Steinbach zu sehen. Darum bin ich abgeschickt worden. Wenn ich als Gesandter dieser Leute Ihnen ungelegen komme, so bitte ich um Verzeihung und verspreche, es nicht wieder zu tun.“
    Er sprach so herzlich und dabei auch so drollig, daß beide ihm abermals die Hände boten.
    „Nein“, sagte Steinbach, „ungelegen kommst du uns nicht, mein guter Sam. Du hast vielmehr sehr recht, wenn du sagtest, daß wir nicht allein oder nur für uns in der Welt da sind. Die Verhältnisse liegen so, daß wir handeln müssen und nicht träumen dürfen, und so ist es also ganz recht, wenn du uns an unsere Pflicht erinnerst. Wir werden dir sogleich folgen.“
    Die drei verließen das Zelt und gingen nach demjenigen, in dem sich der Fürst mit den Seinigen und seinen Gästen befand. Die guten Tungusen staunten nicht wenig, als sie die hohe, edle Gestalt des Deutschen erblickten.
    Der Fürst und die Fürstin erhoben sich unwillkürlich respektvoll von ihren Sitzen, als ihr Auge auf ihn fiel. Ganz verwundert aber waren sie, als er sie höchst freundlich begrüßte, und zwar, was sie von so einem Fremden gar nicht hatten erwarten können, in der Sprache ihres Landes und Volkes. Sie reichten ihm die Hände und hießen ihn willkommen, und der Fürst überließ ihm seinen eigenen Platz.
    „Rate einmal, wer das ist, meine liebe Karpala“, sagte Semawa, indem ihr Angesicht vor Glück und Freude strahlte.
    „Ich weiß es“, antwortete diese, indem sie ihr herzlich die Hand drückte. „Ich brauche ja nur in dein glückstrahlendes Auge zu blicken. Er ist dein – Bräutigam.“
    „Ja, ja, das ist er, das ist er. Und recht hast du. Ich bin sehr, sehr glücklich.“
    „Donnerwetter!“ flüsterte Jim seinem Bruder zu. „Hast du es gehört? Ihr Bräutigam!“
    „Möchte ich auch sein!“
    „Ein verteufelt passables Weibsbild. Ich gäbe gleich einige tausend Dollar, wenn der Priester mir so eine famose Lady ankopulieren wollte!“
    Während Jim und Tim sich ihre Bemerkungen zuflüsterten, hatten die anderen im Zelt Anwesenden sich wieder niedergesetzt, Steinbach auf den Ehrenplatz, wie der Fürst es gar nicht anders zugegeben hatte.
    „Jetzt, lieber Sam“, sagte Steinbach in russischer Sprache, damit die anderen ihn alle verstehen konnten, „jetzt ist es vor allen Dingen notwendig, daß du mir erzählst, was du nach unserer Trennung mit Jim und Tim alles erlebt hast.“
    „Hm“, meinte der Dicke. „Da kann ich sehr lange erzählen, denn das, was wir getan und erfahren haben, könnte wohl beinahe ein ganzes Buch füllen.“
    „So beginne gleich, damit du desto eher fertig bist.“
    Der dicke Jäger kam dieser Aufforderung nach, und der Fürst, die Fürstin, Karpala und Semawa, die erst jetzt den Zusammenhang alles Geschehenen erfuhren, unterbrachen den Redner oft mit lauten Ausrufen der Verwunderung.
    Steinbach hingegen sagte kein Wort. Er hörte ruhig zu und gab nur hier und da durch ein

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