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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit den Maden?“
    „Anders nicht. Die Alte nimmt sich nicht die Zeit, das Ungeziefer zu entfernen. Einst sagte sie mir, daß die Mehlwürmer sehr gut für die Gefangenen seien, die nach diesem Genuß besser zu ihrer Arbeit singen und pfeifen könnten.“
    „Ah, warte! Sie selbst soll nachher pfeifen!“
    In der Stube, die Juanito bewohnte, fand man eine Peitsche, an deren Stiel zwölf geflochtene Riemen befestigt waren. Jeder dieser Riemen hatte an seinem Ende einen großen Knoten. Ein Hieb mit dieser Peitsche auf den bloßen Leib mußte augenblicklich das Fleisch zerreißen. Die Riemen waren bedeckt mit angetrocknetem Menschenblut.
    Sodann wurden verschiedene Fußeisen, Handschellen und Armketten gefunden. Letztere waren so eingerichtet, daß, wenn sie angelegt worden waren, die Hände sich eng beieinander befanden. An jeder Kette hing ein breitschneidiger Hammer und eine kleine, kurzstielige Schaufel. Mit beiden konnte der Gefangene arbeiten, ohne die Hände auseinanderzubringen.
    Steinbach betrachtete diese Werkzeuge und meinte:
    „Es scheint, die Gefangenen sind sowohl an den Füßen wie auch an den Händen gefesselt. An einen Fluchtversuch oder an einen tätlichen Widerstand ist da freilich nicht zu denken. Sie sollten noch im Lauf dieser Nacht frei sein, alle, alle!“
    „Gott im Himmel, welch ein Entzücken für sie!“ rief Annita.
    „Leider glaube ich, daß für viele von ihnen der Tod besser sein würde als die Freiheit. Gehen wir zu unseren Gefangenen zurück!“
    Steinbach hatte die Peitsche in der Hand, als sie bei denselben eintraten.
    „Jetzt wollen wir uns mit diesen beiden braven Leuten da ein wenig unterhalten“, sagte er. „Dazu aber ist es hier zu eng, suchen wir also den famosen Saal auf, in dem wir zuerst untergebracht worden sind.“
    „So müssen wir den beiden Gefesselten erst die Füße frei machen, damit sie gehen können“, meinte Günther.
    „So wohl soll es ihnen nicht werden. Die Sache wird viel einfacher und praktischer besorgt.“
    Steinbach ergriff Juanito und warf ihn sich wie einen Sack über die Schulter. Günther nahm die Alte auf, und Annita griff nach dem Licht. So begaben sie sich nach dem Saal, wo die Gefesselten wieder auf den Boden gelegt wurden.
    Juanito benutzte diese Gelegenheit zur Einsprache:
    „Ihr schleppt uns herum, als ob wir Schafe oder Warenballen wären. Ich verlange, daß man mir die Fesseln abnimmt.“
    „Verlangst du das?“ lachte Steinbach. „Das ist sehr klug von dir. Ich werde dir gehorchen!“
    Dann bückte er sich nieder, um den Lasso wirklich zu lösen. Dies machte Juanito bereits so übermütig, daß er ungeduldig ausrief:
    „Nicht so langsam! Sputet Euch!“
    „Warte nur, warte! Geduld! Alles hat seine Zeit, auch diese Arbeit will gemacht sein.“
    Juanito merkte bald, daß er sich getäuscht hatte. Er wurde nicht von den Banden befreit, sondern nur anders gefesselt, nämlich so, daß seine hintere Seite von dem Lasso nicht berührt wurde.
    „Was soll das heißen!“ zürnte er.
    „Das wirst du sehr bald zu deinem größten Entzücken erfahren, mein Lieber.“
    „Ich brauche keine Erfahrung. Ich verlange, befreit zu werden. Señor Roulin kommt noch heute. Er wird mich rächen.“
    „Es wäre mir sehr lieb, wenn er käme. Leider aber ist er noch abgehalten.“
    „Was wißt Ihr von ihm?“
    „Sehr viel. Er ist mit Señorita Magda hinauf zum Silbersee. Dort hat er seine Absicht aber nicht erreicht und hat fliehen müssen. Magda ist frei, und Roulin ist flüchtig. Er wird verfolgt, und ich bin den Verfolgern vorausgeeilt, um Eure liebe Bekanntschaft so schnell als möglich zu machen.“
    „So wolltet Ihr gar nicht Quecksilber kaufen?“
    „Nein. Ihr habt Euch da einen ganz gehörigen Bären aufbinden lassen.“
    „Verdammt!“
    „Ja. Eure Lage ist nicht die beste. Ich habe so eine Ahnung, daß man Euch bald ein neues Halstuch machen wird, und daß ihr an irgendeinem Ort sterben werdet, der sich mehrere Fuß hoch über dem Erdboden befindet.“
    „Meint Ihr etwa, daß ich gehängt werden soll?“
    „So ähnlich. Ihr und diese süße Doña hier.“
    „Darüber lache ich!“
    „Tut das in Gottes Namen.“
    „Ich kann sehr ruhig sein. Wer will mich irgendeines Vergehens beschuldigen?“
    „Ihr selbst.“
    „Ich?“
    „Ja. Ihr werdet mir alles sagen, was Ihr auf dem Gewissen habt.“
    „Das laßt Euch nicht träumen!“
    „Nein, träumen lasse ich es mir allerdings nicht, da es in voller Wirklichkeit geschehen wird.

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