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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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„Antwortet nur, dann erhaltet ihr keine Hiebe.“
    „Hilfio, Hilfo!“
    „Schreie nicht gar zu sehr, Alte, sonst komme ich wirklich zu Hilfe!“
    „Gott strafe euch! Gott verfluche euch! Gott verdamme euch, ihr Mörder!“
    Aber ein zweiter Hieb brachte sie zum Schweigen. Steinbach wandte sich dann wieder an Juanito mit der Frage:
    „Habt Ihr einen gewissen Wilkins gekannt?“
    „Nein.“
    Die Schläge hatten gewirkt. Juanito antwortete, wenn er auch nicht die Wahrheit sagte.
    „Oder einen gewissen Adler?“
    „Nein.“
    „Ihr lügt.“
    „Ich kann nur sagen, was ich weiß.“
    „Selbst Eure Mutter nannte diesen Namen.“
    „Das geht doch mich nichts an. Sie hat diese Namen gehört, ich aber nicht.“
    „Kennt Ihr einen Señor Hauser?“
    „Nein.“
    „Also auch seine Frau nicht?“
    „Auch nicht.“
    „Ich sehe, wenn ich Euch bei einer jeden Lüge einen Hieb geben wollte, so wäret Ihr in fünf Minuten tot. Ich will es also anders machen und mich kurz fassen. Wo ist die Quecksilbergrube?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wo befinden sich die Arbeiter?“
    „Auch das weiß ich nicht.“
    „Ihr seid doch der Bergmeister.“
    „Das, wonach Ihr mich fragt, sind die Geheimnisse Señor Roulins.“
    „Ihr selbst habt Euch seinen Vertrauten genannt.“
    „Der bin ich auch, nur in dieser Beziehung nicht.“
    „Hm! Ich möchte auch gern Vertrauter sein, nämlich der Eurige. Ihr hüllt Euch aber in Schweigen. Um Euch nun Vertrauen zu mir zu machen, werde ich zur Peitsche greifen. Ich will Euch nicht mit Fragen belästigen, das wird sich alles von selbst beantworten. Nur das eine verlange ich zu wissen: Wo ist der Eingang zum Quecksilberbergwerk?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Juanito mochte geglaubt haben, mit dieser Lüge wegzukommen, aber er erhielt sofort einen solchen Hieb über den Rücken, daß das Blut aufspritzte.
    „Ich weiß es! Ich weiß es!“ brüllte er.
    „Nun, wo?“
    „In der Zisterne.“
    „Sind Schlüssel notwendig?“
    „Ja, mein Hauptschlüssel.“
    „Schweigt doch, schweigt!“ rief die Alte. „Dieser Fremde ist ein Mörder, ein Schinder, ein Unmensch, ein böser Geist und Antichrist.“
    „Still, Alte!“ sagte Steinbach, indem er mit der Peitsche ausholte.
    Sofort brüllte sie zusammenzuckend:
    „Feurio, Feurio! Mordio! Brandio! Giftio! Hilfio! Rette-rette-rettio!“
    Da sagte Steinbach: „Jeder Augenblick, den wir die unschuldigen Opfer noch länger schmachten lassen, ist ein Verbrechen. Darum greife ich mit Überwindung zur Peitsche, um das, was ich wissen muß, so schnell wie möglich zu erfahren. Señorita Annita, fürchtet Ihr Euch vielleicht, wenn ich Euch mit dieser Alten eine Stunde lang allein lasse?“
    „O nein, Señor. Ihr seid ja in der Nähe.“
    „Lockert ihr die Bande nicht. Antwortet ihr am besten gar nicht. Für alle Fälle lasse ich Euch meinen Revolver hier. Unterdessen begeben wir uns nach dem Bergwerk, um die Elenden zu befreien. Ihr, Juanito, werdet uns führen. Glaubt aber ja nicht, durch irgendwelche Hintergedanken Rettung zu finden. Ihr habt es mit Leuten zu tun, die Euch überlegen sind. Komm, Günther!“
    Nachdem Steinbach Annita noch mehrere Verhaltensmaßregeln gegeben hatte, trug er Juanito nach dessen Stube, legte ihm die beschriebenen eisernen Hand- und Fußschellen an und befreite ihn erst dann, als dies geschehen war, von dem Lasso.
    Als man sich mit Laternen versehen und alle sonstigen Vorbereitungen getroffen hatte, wurde der Gang zur Befreiung der Unglücklichen angetreten.
    Steinbach hatte die Absicht, sich sofort nach der Zisterne zu begeben; aber als sie an der Tür vorüberkamen, hinter der, wie er aus Annitas Mitteilungen entnommen hatte, Roulins Zimmer lagen, kam ihm ein Gedanke. Er ließ Langendorff mit Juanito warten und schloß mit dem Hauptschlüssel, den er dem letzteren genommen hatte, auf.
    Eine der mitgenommenen Laternen gab ihm das nötige Licht. Er wollte nämlich sehen, ob er nicht ein Verzeichnis derjenigen Personen finden könne, die er jetzt befreien wollte. Es war ja sehr leicht möglich, daß Juanito ihn nicht überall hinführte; es konnte in dem Inneren des Berges Schächte, Fährten oder Gänge geben, die ohne Juanitos Führung nicht aufzufinden waren. Es ließ sich mit Gewißheit vermuten, daß Roulin über sein Geschäft Buch führte, und da mußten wohl die Namen aller derjenigen, die Steinbach suchte, aufgeschrieben sein.
    In der einen Stube sagte die Einrichtung, daß sie als Wohn- und Schlafzimmer

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