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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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benutzt werde. Schreibereien schienen nicht vorhanden zu sein. Daran aber stieß ein zweiter Raum, wo auf einem Tische verschiedene Bücher, Hefte und Skripturen lagen. Steinbach öffnete dieselben. Eins der Hefte führte den Titel: ‚Arbeiter-Kontrolle‘. Dies war das gesuchte. Es enthielt einen genauen Nachweis, wieviel eine jede Person täglich gearbeitet hatte. Natürlich standen die Namen dabei. Es waren weibliche und männliche. Die ersteren lauteten: Rosa, Mercedes, Christina, Pauline, Augusta und Frau Hauser. Neben einigen anderen männlichen Namen waren genannt: Adler, Wilkins, Hauser und ‚der Indianer‘.
    Steinbach freute sich, dieses Verzeichnis gefunden zu haben. Es gab ihm ja die Gewißheit, endlich die beiden Männer entdeckt zu haben, nach denen so lange Zeit und vergeblich gesucht worden war, nämlich die erstgenannten, Adler und Wilkins.
    Da bei jedem Namen die Beschäftigung angeführt war, so erhielt Steinbach auch über diesen Punkt die erforderliche Klarheit. Er kehrte also befriedigt zu Langendorff und Juanito zurück.
    Jetzt begaben die drei sich in den Hof und nach der Zisterne.
    „Wie kommt man da hinab?“ fragte Steinbach.
    „Mit der Leiter dort“, antwortete Juanito.
    „Gut! Ich werde erst rekognoszieren. Du siehst, daß ich die Peitsche mitgenommen habe. Bei jedem Wort und bei jeder Bewegung, die mir nicht paßt, erhältst du deine Hiebe. Versuche also ja nicht, mich über etwas zu täuschen oder gar in eine Falle zu locken. Günther, warte einstweilen mit ihm hier oben!“
    Steinbach nahm die Leiter, die vom Rand der Zisterne bis auf deren Grund reichte, ließ sie hinab und stieg hinunter. Das Licht der Laterne genügte, ihm alles zu zeigen.
    Das Wasser glänzte ihm trübe und tückisch entgegen. Es hatte einen fauligen Geruch. Das war also das Getränk für die Gefangenen im Quecksilberbergwerk.
    Die Zisterne war aus schweren Steinen gemauert und hatte einen ziemlich bedeutenden Durchmesser. In ihrer halben Höhe bemerkte Steinbach eine niedrige, schmale mit starkem Eisenblech beschlagene Tür. Sie war durch ein Hängeschloß verschlossen, in dessen Loch der Hauptschlüssel paßte.
    Steinbach schloß auf. Der Eingang war so groß, daß nur ein Mann in gebückter Haltung hineinkonnte. Tiefe Dunkelheit gähnte ihm entgegen. Ein Geruch nach Moder und Fäulnis machte, daß er fast zurückwich. Natürlich aber drang er jetzt in den dunklen Stollen ein, einstweilen nur, um sich von dessen Beschaffenheit zu überzeugen.
    Einige Schritte, von der Tür an gerechnet, wurde der Gang höher, so daß man in aufrechter Haltung gehen konnte. Steinbach zählte über dreißig Schritte, dann gelangte er an eine zweite Tür, die genauso wie die vorige beschaffen war. Nun erst kehrte er nach der Zisterne zurück.
    „Kommt herab!“ gebot er. „Juanito natürlich voran. Wenn er sich weigern sollte, wird die Peitsche ihn willig machen.“
    Der Gefangene leistete keinen Widerstand. Die Schmerzen, die er auf seinem Rücken empfand, sagten ihm, daß es für ihn am geratensten sei, Gehorsam zu zeigen. Freilich konnte er nicht in gewöhnlicher Weise herabsteigen. Die eisernen Schellen, die er an den Füßen trug, erlaubten ihm nicht, von Sprosse zu Sprosse zu treten. Er mußte sich mit den gefesselten Händen anhalten, um beide Füße zu gleicher Zeit je auf die nächste Sprosse zu setzen. Günther folgte und half dann dem Gefesselten in den Gang hinein. Dieser war leichenblaß und schwitzte vor Angst. Aber dennoch funkelten seine Augen heimtückisch, und um seine zusammengekniffenen Lippen hatte sich ein Zug wilder Entschlossenheit gelegt. Steinbach sah dies und beschloß, so vorsichtig wie möglich zu sein. Als sie an die zweite Tür gelangten, fragte Steinbach:
    „Wohin kommen wir jetzt?“
    „In die Vorratskammer.“
    „Gibt es vielleicht hier gefährliche Passagen, so daß das Leben bedroht ist?“
    „Nein.“
    „Ich hoffe, daß du die Wahrheit sagst.“
    Steinbach öffnete die Tür. Hinter derselben erweiterte sich der Stollen zu einer kleinen, niedrigen Kammer.
    „Was ist das hier?“ fragte Steinbach.
    „Die Kammer, aus der sich die Gänge verzweigen“, antwortete Juanito stöhnend.
    Die Löcher befanden sich am Boden. Sie waren so groß, daß gerade ein Mann hineinkriechen konnte. Neben einem jeden stand ein Faß. Diese Fässer enthielten Zinnober, eins mehr, das andere weniger.
    Steinbach bückte sich nieder und blickte in eins dieser Löcher. Er sah weit, weit hinten einen blassen,

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