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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Christina, und eine Frau – Frau Hauser.
    Als diese letztere sich vor Steinbach aufrichtete, war sein Auge mit außerordentlicher Spannung auf sie gerichtet.
    Sie war bekleidet; aber der Moder begann bereits, ihren Anzug zu zerfressen.
    Diese Frau mußte einst von großer Schönheit gewesen sein. Sie mochte fünfzig Jahre zählen; aber weder das Alter noch die Entbehrungen der letzten Zeit hatten vermocht, die Spuren einstiger körperlicher Vorzüge zu zerstören. Aus ihren blauen Augen blickte sie Steinbach fragend und zögernd an; als dann ihr Blick zu Juanito hinüberschweifte, rief sie aus:
    „Gefesselt? Er? Was bedeutet das?“
    „Daß ihn seine Strafe ereilt, Señora. Seine und Roulins Verbrechen sind entdeckt worden; ihr seid frei.“
    Ein lauter Jubelruf erscholl aus ihrem Mund.
    „Herr, mein Gott, ich danke dir! Du hast mein inbrünstiges Gebet erhört. Oh, nun werde ich sie doch wiedersehen, meine Magda, mein Kind, mein einziges Kind! Señor, sagt mir schnell, schnell: Habt Ihr sie gesehen?“
    „Ja.“
    „Wie geht es ihr?“
    „Sie ist wohlauf. Ihr braucht keine Sorge zu haben.“
    „Ich danke Euch, ich danke Euch, sehr, sehr! Hat dieser Roulin –“
    „Ich wiederhole Euch, daß Ihr Euch gar nicht um sie zu ängstigen braucht, Señora.“
    „So führt mich zu ihr. Bitte, bitte!“
    „Das ist jetzt unmöglich. Sie befindet sich gegenwärtig nicht im Tal des Todes.“
    „Wo sonst?“
    „Sie ist auf einer Reise begriffen. Doch davon später. Es möge Euch für jetzt genügen, daß Roulin keine Macht über sie hat.“
    „Gott sei Dank! Und nun – ach, ihn vergesse ich ganz, den guten, treuen Hauser“, und sich verbessernd, fügte sie hinzu: „Meinen Mann meine ich nämlich. Wo befindet er sich?“
    „Auch hier unten.“
    „Auch? Also auch ihn hat man von ihr entfernt! Señor, rettet, rettet auch ihn!“
    „Das versteht sich ja ganz von selbst. Zunächst aber will ich für die Damen sorgen.“
    „Und Juanito hier?“ fragte Langendorff.
    „Du wartest mit ihm hier, bis ich zurückkehre.“
    Steinbach führte die Frauen bis vor an die Zisterne und ließ eine nach der anderen die Leiter emporsteigen. Er folgte nach. Als er die Zisterne verließ, saßen mehrere ganz ermattet auf der Erde. Ihre Lungen waren die frische Luft nicht mehr gewöhnt.
    Er ließ ihnen einige Zeit und führte sie dann in das Haus, und zwar in das Zimmer, in dem Annita sich mit der Alten befand.
    Letztere stieß einen lauten Fluch aus, als sie die Geretteten erblickte, doch hatte Steinbach keine Zeit, dies zu beachten oder sich überhaupt viel um sie zu kümmern. Er bat Annita, möglichst Kleidungsstücke für die anderen zu besorgen, aber in der Aufmerksamkeit auf die Alte nicht nachzulassen, dann kehrte er in den Schacht zurück.
    Als er wieder bei Langendorff und Juanito eintraf, sah er es den beiden an, daß es während seiner Abwesenheit eine Szene gegeben habe. Günther hatte wohl seinen Gefühlen Luft gemacht, und zwar vielleicht nicht nur in Worten.
    Juanito erhielt nun abermals den Schlüssel und mußte die nächste Tür öffnen. Als sie dieselbe hinter sich hatten, befanden sie sich in einem größeren Raum, aus dem eine Leiter senkrecht in die Höhe führte. Diese Leiter aber war nicht etwa aus Holz, sondern aus Eisen gefertigt. Zu ihrer Seite führte eine starke Eisenstange empor, und an dieser Stange war mittels einer Kette eine männliche Gestalt befestigt, die jetzt auf der Erde lag. An der Leiter brannte eine Lampe.
    Beim Schein derselben sahen Steinbach und Günther, daß die Gestalt langsam den Kopf emporhob.
    „Wer ist dieser Mann?“ fragte Steinbach.
    „Ein Indianer“, antwortete Juanito gezwungenermaßen.
    „Von welchem Stamm?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Du weißt es. Antworte!“
    Steinbach holte mit der Peitsche aus, und nun wußte der Gefangene sofort Bescheid:
    „Ein Apache.“
    „Wie ist er in eure Gewalt gekommen?“
    „Roulin brachte ihn mit.“
    „Wie lange Zeit befindet er sich bereits hier?“
    „Gegen drei Jahre.“
    „Warum redet er nicht?“
    „Jedenfalls weil er nicht will. Er ist nämlich ein höchst störrischer Kerl.“
    „Mensch, wer soll bei euch nicht störrisch sein!“
    Steinbach trat zu dem Indianer und redete ihn in seiner Sprache an.
    „Kannst du nicht sprechen?“
    Der Indianer schüttelte den Kopf.
    „Warum nicht?“
    Er deutete mit der Hand nach dem Mund und machte die Bewegung des Trinkens.
    Steinbach ließ den Indianer trinken. Dieser konnte aber

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