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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fertiggebracht?“
    „Durch ein wenig Klugheit, mein lieber Sir. Bitte, steigt vom Pferd!“
    „Das geht nicht so schnell, wie Ihr denkt, denn ich bin fest angebunden.“
    Aber schon traten einige Papagos herbei, um auf den Befehl ihres Anführers die Fesseln zu lösen, während Steinbach sich an Almy, die ‚Taube des Urwalds‘, wandte, der man keine Bande angelegt hatte, und ihr vom Pferd half.
    „Gott, wie sollen wir Ihnen danken, Sir!“ hauchte sie. „Welche Angst und Sorge haben wir ausgestanden!“
    Almy war so ergriffen, daß sie sich auf Steinbachs Arm stützen mußte.
    „Aber vor allen Dingen, wie steht es hier im Tal des Todes?“ fragte Wilkins.
    „Ganz leidlich, Sir. Es erwarten Euch einige Überraschungen, von denen ich hoffe, daß Ihr sie nicht schwer ertragen werdet.“
    „Also nichts Gutes?“
    „Nun, böse möchte ich sie gerade nicht nennen. Bitte, kommt herein. Leider kann ich der Miß nicht den Arm geben, weil der Eingang so eng ist, daß man einzeln stehen muß.“
    Steinbach hatte dem dicken Sam Barth bereits eine Instruktion erteilt, die von diesem ausgeführt worden war. Er führte Wilkins und dessen Tochter zunächst in ein Zimmer, in dem sich jetzt niemand als Arthur, der Neffe des Pflanzers, befand, schob beide hinein und machte die Tür hinter ihnen zu.
    Die drei standen sich für einige Sekunden wortlos gegenüber und blickten einander forschend an. Arthur hatte in den vergangenen Jahren ungeheuer gelitten. Sein Aussehen war infolgedessen kein erfreuliches. Es war selbst für seine Verwandten schwer, ihn zu erkennen. Wilkins war sehr gealtert. Sein Haar war ergraut und sein Gesicht von einem schneeweißen Bart umgeben, der demselben einen ganz anderen Ausdruck gab. Darum war auch er nicht leicht zu erkennen. Und auch Almy hatte sich verändert. Zu der Zeit, als Arthur sich von ihr und dem Oheim verabschiedet hatte, war sie noch ein Backfisch mit wenig entwickelten Zügen gewesen. Diese hatten nun eine feste Prägung erhalten, und das war es, was Arthur für kurze Zeit zweifeln ließ, wen er vor sich habe.
    Von dem dicken Sam nach dem Zimmer geführt, mit der Weisung, hier zu warten, da jemand ihn ungestört sprechen wolle, fragte er jetzt:
    „Sir, Miß, seid ihr es, die mich hierherbeordert haben?“
    Wilkins wollte antworten, brachte aber vor Aufregung kein Wort hervor. Wer war dieser Mann, dessen Aussehen auf furchtbare Leiden deutete? Ein gewisses Etwas zog ihn zu demselben hin. Eine Ahnung stieg in ihm auf. Er wollte sprechen, wollte die Arme heben, sie um ihn schlingen, aber er war in diesem Augenblick weder eines Wortes noch einer Bewegung fähig.
    „Wir haben niemand bestellt, Sir“, antwortete Almy. „Vielleicht ist ein Irrtum vorhanden.“
    Da trat Arthur rasch einen Schritt weiter vor, hob den Arm, wie um das schöne Mädchen zu ergreifen, und rief:
    „Welch eine Stimme! Diesen Klang kenne ich! Wer – wer –! Miß, um Gottes willen, sagt mir schnell – heißt ihr Almy?“
    „Ja.“
    „Und das ist Euer Vater?“
    „Er ist es.“
    „Onkel, Onkel, mein lieber Onkel!“
    Laut aufschluchzend warf Arthur sich an die Brust des alten Mannes, der jetzt ebenfalls die Sprache wiedererhielt und ausrief:
    „Arthur, Arthur! Bist du es wirklich? Mein Gott, welch ein Wiedersehen!“
    „Arthur, Arthur!“ schrie auch Almy in ausbrechenden Tränen auf. „Du! Du! Oh, großer Gott! Was mußt du gelitten haben!“
    Arthur, durch jahrelange Leiden bereits geschwächt, wurde durch dieses Wiedersehen außerordentlich angegriffen, so daß er sich setzen mußte. Aber hüben von seinem Oheim und drüben von Almy umarmt, sollte er erzählen. Er konnte es nicht. Er vermochte jetzt nur zu weinen und zu den liebevollen Worten der beiden anderen still zu nicken. So selig ihn dieses Wiedersehen machte, er hielt es doch für eine Erlösung, als jetzt Steinbach wieder eintrat, und, den dreien freundlich zunickend, sagte:
    „Nun, ich bemerke, daß ihr einander erkannt habt, und gratuliere von ganzem Herzen zum frohen Wiedersehen.“
    „Sir“, entgegnete da Wilkins, seine Hand ergreifend, „welch eine Schuld haben wir gegen Euch! Es ist ganz unmöglich, auch nur einen Teil derselben abzutragen!“
    „Pah! Das wenige, was ich für euch tun konnte, bringt mir solche Freude, daß ich es bin, der euch Dank schuldet, aber nicht ihr mir.“
    „Ihr seid in Wirklichkeit ein Werkzeug der Vorsehung gewesen. Ohne Euch hätte das heutige Wiedersehen niemals stattgefunden.“
    „Glaubt das ja

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