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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu unterbrechen, und zuletzt stand er sinnend eine Weile da, kam zu Steinbach zurück und sagte:
    „Was gedenkt der ‚Fürst der Bleichgesichter‘ nun zu tun?“
    „Ich gedenke, mein Benehmen ganz nach dem deinigen einzurichten. Gestehst du ein, daß du dich in meiner Gewalt befindest?“
    „Nein. Noch habe ich eine große Anzahl meiner Krieger draußen vor dem Haus halten.“
    „Sie können dir keinen Nutzen bringen.“
    „Beweise es mir!“
    „So komm!“
    Steinbach schritt dem Häuptling voran, führte ihn auf das Dach hinauf und deutete von da hinab.
    „Schau, hier halten die Deinigen. Nun will ich dir auch meine Leute zeigen.“
    Es war dunkel. Zwar leuchteten die Sterne vom Himmel herab, aber ihr Licht war nicht ausreichend, die im Hintergrund haltenden Apachen und Maricopas erkennen zu lassen. Darum zog Steinbach seinen Revolver und feuerte einen Schuß ab.
    Sofort ertönte ein vielstimmiges Kriegsgeheul, ließ sich Pferdegetrappel vernehmen, und dann sah der Häuptling eine dunkle Linie von Reitern, die sich im Halbkreis um seine Leute zog, so daß die letzteren eingeschlossen waren.
    Natürlich wußten die Papagos nicht, was das zu bedeuten hatte. Sie waren überzeugt gewesen, hier auf keinen Feind zu stoßen. Sie hätten allerdings glauben können, mit der vorausgerittenen Abteilung ihrer eigenen Krieger zu tun zu haben; aber die Reiter hinter ihnen waren viel zahlreicher als diese, und das Kriegsgeschrei war doch ein sicheres Zeichen, daß es Feinde seien. So begab sich einer von ihnen, da sie ohne Anweisung ihres Häuptlings nichts unternehmen wollten, an das Tor und klopfte an dasselbe.
    „Sie rufen dich“, sagte Steinbach zu dem Häuptling. „Was gedenkst du zu tun?“
    „Wir werden lieber kämpfen, als uns ohne Gegenwehr zu ergeben.“
    „Wer hat dir gesagt, daß du mein Gefangener sein sollst?“
    „Bin ich es denn nicht bereits?“
    „Jetzt bist du es. Aber wenn du auf meine Forderungen eingehst, so wirst du deine Waffen und deine Freiheit wiedererlangen.“
    „Und was soll mit meinen Leuten geschehen?“
    „Auch sie werden frei sein.“
    „Nun gut! Was forderst du?“
    „Ich verlange, daß du mir die weißen Gefangenen gibst, die bei dir sind, und daß du mit den Apachen und Maricopas Frieden schließt.“
    „Was noch?“
    „Weiter nichts.“
    Der Häuptling hatte sehr wohl eingesehen, daß er sich ganz in den Händen Steinbachs befinde. Selbst angenommen, daß seine vor dem Haus befindlichen Krieger zur Gegenwehr geschritten wären, konnte von ihrer Seite doch kein Sieg erwartet werden. Entkommen konnten sie nicht, denn es war als sicher zu erwarten, daß die Eingänge zum Todestal besetzt seien. Vielleicht wurde eine Anzahl der Feinde niedergemacht, aber die Papagos wurden dabei ganz bestimmt aufgerieben.
    Das sagte sich der Häuptling. Er hatte das nicht erst jetzt, sondern bereits unten, als er die im Korridor befindlichen Apachen erblickte, erkannt. Aber er war schlau genug, es sich nicht merken zu lassen. Darum hatte er sich eines selbstbewußten Wesens befleißigt.
    Er als Indianer, der gewöhnt war, den Feind so streng wie möglich zu behandeln, war natürlich überzeugt gewesen, daß Steinbach sehr schlimme und harte Bedingungen machen werde, und traute seinen Ohren kaum, als er hörte, wie wenig dieser verlangte, ja, daß er sogar etwas forderte, was den Papagos von größtem Vorteil war, nämlich den Friedensschluß mit den Feinden. Um daher ganz sicherzugehen und ja nicht in die Falle zu geraten, fragte er:
    „Kannst du auf dieses Versprechen die Pfeife des Schwures rauchen?“
    „Ja.“
    „Werden auch die Anführer der mit dir verbundenen roten Krieger damit einverstanden sein?“
    „Sie werden tun, was ich will.“
    „So bin ich bereit, mit dir und ihnen zu beraten.“
    „Gut! Rufe deinen Leuten zu, daß sie sich ruhig verhalten mögen, und ich will den meinigen denselben Befehl erteilen!“
    Beide Männer gaben ihren Untergebenen hierauf die betreffende Weisung vom Dach herab, begaben sich dann wieder hinunter in das Gemach, wo die Weißen ihrer warteten, und der Häuptling schritt auf den Papago zu, den er vorher ausgescholten hatte, und sagte:
    „Mein Bruder hat sehr klug gehandelt. Er mag die Worte nicht gehört haben, die ich vorhin zu ihm gesprochen.“
    „Ich habe sie gehört“, antwortete der Mann in düsterer Ruhe, „und diese weißen Krieger haben sie auch vernommen. Du hast mich einen Feigling genannt, das kann nur durch Blut oder Abbitte

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