53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten
ungeschehen gemacht werden. Wenn du mich nicht um Verzeihung bittest, werde ich mit dir kämpfen, bis einer von uns beiden tot ist.“
Es war viel verlangt, daß ein Häuptling um Verzeihung bitten sollte, und unter anderen Verhältnissen hätte der Beleidiger jedenfalls den Kampf vorgezogen, bei der Schwierigkeit der gegenwärtigen Lage aber sagte er:
„Ich fürchte den Kampf nicht, aber warum soll ich dich auch noch töten, nachdem ich dich vorher beleidigte, oder warum solltest du mich töten und die Blutrache auf dich laden! Du wirst mir meine Worte verzeihen, denn ich weiß, daß deine Hand stark und tapfer ist und daß du keinen Feind fürchtest. Wirst du nun meine Worte vergessen?“
„Ja. Ich denke nicht mehr an sie. Du hast nichts zu mir gesagt.“
„So magst du jetzt an der Beratung teilnehmen, die beginnen wird. Vorher aber muß ich meine Krieger sehen, die von dem ‚Fürsten der Bleichgesichter‘ gefangengenommen worden sind, und mich überzeugen, wie sie behandelt wurden.“
„Komm, folge mir. Du sollst sie sehen“, sagte Steinbach und führte den Häuptling dahin, wo die Papagos, mit dem Abendessen beschäftigt, saßen. Als sie ihren Häuptling eintreten sahen, erhoben sich alle und richteten, in der sicheren Erwartung, zornige Worte von ihm zu hören, die Augen auf ihn. Aber ganz im Gegenteil sagte er in freundlichem Ton:
„Meine Brüder haben klug gehandelt. Wir werden mit den Apachen und Maricopas Frieden schließen.“
Dann zogen sich alle vorhandenen Bleichgesichter mit den anwesenden Häuptlingen in eine abgelegene Stube zurück, wo unter den vorgeschriebenen Formalitäten die Beratung vorgenommen wurde.
Die in den Gängen und anderswo befindlichen Indianer hörten die lauten Stimmen der Redner, und als schließlich ein durchdringender Tabaksgeruch durch die Räume zog, war jedermann überzeugt, daß der Friede wirklich beschlossen worden sei.
Das bestätigte sich auch sofort, denn Steinbach trat mit den Häuptlingen und Weißen aus dem Beratungszimmer und gab den Befehl, daß die Papagos die ihnen abgenommenen Waffen wieder erhalten sollten.
Damit war die Ehre derer, die sich ohne Gegenwehr ergeben hatten, wieder hergestellt, und es herrschte allgemeiner Jubel unter den Leuten. Natürlich nahm diese frohe Stimmung nicht diejenigen Dimensionen an, wie es bei Weißen der Fall gewesen sein würde. Es wurde nur mit unterdrückter Stimme gesprochen, und alle Bewegungen waren ruhig und gemessen, aber die Gesichter glänzten vor Freude, und Maricopas, Papagos und Apachen gingen hin und her und zeigten sich so erfreut und gesellig, wie es Indianer unter solchen Verhältnissen eben sein können.
„Jetzt mag mein weißer Bruder mit mir kommen“, sagte der Häuptling der Papagos zu Steinbach. „Ich will ihm die Gefangenen ausliefern.“
Beide gingen darauf miteinander hinaus vor das Gebäude, wo die Papagos in tiefster Ruhe lagerten. Das Erscheinen ihres Anführers erfüllte sie mit Freude. Jetzt konnten sie überzeugt sein, daß die von ihnen erwartete Feindseligkeit nicht ausbrechen werde. Sie hatten gar wohl gesehen, wie eng sie eingeschlossen waren, und sich gesagt, daß es nur durch einen heißen Kampf möglich sei, sich eine Bahn zum Rückzug zu brechen.
„Meine Brüder mögen unbesorgt sein“, sagte der Häuptling zu ihnen. „Sie befanden sich in sehr großer Gefahr, denn sie waren, ohne daß sie es ahnten, von übermächtigen Feinden umringt. Hier, dieser weiße Krieger aber hat uns den Frieden gegeben. Er ist der ‚Fürst der Bleichgesichter‘ und hat zwischen den Papagos und Maricopas und Apachen einen Waffenstillstand abgeschlossen, der voller Ehre für uns ist.“
„Uff! Uff!“ rief es rundum, und diejenigen, die fern hielten, drängten ihre Pferde herbei, um in die Nähe des berühmten Mannes zu gelangen.
Dieser aber kümmerte sich nur so weit um sie, als es nötig war, sie auseinanderzuschieben und zu ihren Gefangenen zu gelangen, welche die Worte des Häuptlings nicht genau verstanden hatten, da dieselben im Dialekt der Papagos gesprochen worden waren. Als aber die hohe Gestalt Steinbachs, die trotz des nächtlichen Dunkels gar nicht zu verkennen war, vor ihnen auftauchte, rief Wilkins voller Freude:
„Master Steinbach! Ihr hier! Gott sei Dank! Das ist ein gutes Zeichen!“
„Ja, Sir, Ihr seid frei.“
„Wirklich, wirklich?“
„Ich sage es Euch ja.“
„Es ist kaum zu glauben!“ jubelte da der vielgeprüfte Mann auf. „Wie habt ihr das
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