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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht. Gott wollte euch wieder vereinigen, und da war nicht ich es, dessen Mitwirken unbedingt notwendig war. Aber ich bitte, laßt Master Arthur ein wenig Ruhe. Er hat es hier nicht sehr beneidenswert gehabt und bedarf der Schonung. Ihr, Master Wilkins, sollt noch bei ihm bleiben dürfen; die Miß aber nehme ich für kurze Zeit mit mir fort, denn ich habe sie um einen Rat zu fragen, den mir keine andere Person geben kann.“
    Steinbach führte jetzt Almy fort und zwischen den Indianern hindurch, die beim Anblick der beiden ehrfurchtsvoll auseinandertraten, um ihnen Platz zu machen. Vor einer Tür blieb er halten und sagte:
    „Ihr werdet da drinnen einen alten Papago-Indianer finden, der die ‚Taube des Urwalds‘ gern einmal unter vier Augen sehen möchte. Ich wollte ihm seinen Wunsch nicht abschlagen, weil das eine Beleidigung gewesen wäre.“
    „Ein Papago? Was will er denn von mir?“ fragte Almy bedenklich.
    „Er mag es Euch selbst sagen. Bitte!“
    Steinbach öffnete, schob Almy hinein und macht dann hinter ihr die Tür wieder zu.
    Zu ihrem Befremden befand sich gar kein Indianer darin, sondern ein Mann, ein Weißer, totenbleich, mit eingefallenen Wangen, tiefliegenden Augen, hageren Gliedern und wachsglänzender Haut.
    Stumm stand sie ihm gegenüber, den Blick fast entsetzt auf ihn gerichtet. Es war Martin Adler, der einstige Aufseher ihres Vaters. Er war von Steinbach hierhergebracht worden, ohne zu wissen, zu welchem Zweck. Als sein Blick auf das schöne Mädchen fiel, erkannte er, da das Auge der Liebe scharf ist, Almy sofort. Aber es ging ihm geradeso wie ihrem Vater, als dieser seinen Neffen wiedersah: seine Gemütsbewegung ließ ihn verstummen. Seine Augen leuchteten zwar entzückt, und seine Lippen bebten; aber er vermochte nur ein unartikuliertes Murmeln über seine Lippen zu bringen.
    Plötzlich ging es wie ein Blitz über Almys Gesicht.
    „Martin – Martin –“, schrie sie auf.
    Aber selbst in diesem Augenblick des Entzückens fiel es ihr ein, daß sie ihn früher nie bei seinem Vornamen genannte habe. Darum fügte sie errötend hinzu:
    „Master Adler! Sehe ich recht oder nicht? Seid Ihr es? Seid Ihr es wirklich?“
    Da stürzte ein Strom von Tränen aus seinen Augen und es war, als ob sein Inneres, sein Herz, seine Seele, sein ganzes Leben sich in diesen Tränen auflösen müsse, um in Jammer und Entzücken zu zerfließen. Er wollte antworten, wollte nur ein einziges Wort sagen, aber es war ihm unmöglich.
    Es kam wie ein Schwindel über ihn. Die Wände schienen sich um ihn zu drehen, und er wankte. Da sprang Almy auf ihn zu, ergriff seinen Arm, legte den ihrigen um seinen Leib und sagte erschreckt:
    „Gott, das war zu plötzlich! Ich bin zu unvorsichtig gewesen und habe Euch erschreckt. Verzeiht, verzeiht! Kommt, setzt Euch nieder!“
    Dann führte sie ihn zu einem Stuhl, der an der Wand stand, zog ihn auf denselben nieder, kniete vor ihn hin und sagte, während sie seine eine Hand ergriff:
    „Verzeihung! Ich hatte keine Ahnung, wen ich hier treffen würde. Man hätte mich und Euch vorbereiten sollen.“
    Hierauf streichelte sie seine Hand leise und zärtlich, blickte in liebevoller Besorgnis zu ihm empor und sagte:
    „Soll ich jemand rufen? Ihr seid zu angegriffen.“
    Doch er schüttelte den Kopf. Dann, endlich brachte er es zu den Worten:
    „Ihr – Ihr hier! Im Todestal! Wer hätte dieses Wunder ahnen können!“
    „Ja, es ist fast ein Wunder zu nennen.“
    „Welch eine Freude nach solchem Leid!“
    „Gott, was müßt Ihr ausgestanden haben. Wir können es gewiß nicht ahnen!“
    „Nein, kein Mensch kann es ahnen! Es war eine Hölle und auch in dieser kann es nicht so fürchterlich sein!“
    „Jetzt aber ist's zu Ende! Ja, Ihr seid errettet, erlöst von aller Pein –“
    „Und – durch Euch!“
    Der Schlag seines Herzens trieb ihm das Blut in das erbleichte Angesicht.
    „Nein, nicht durch mich“, entgegnete Almy. „Andere sind es, denen Ihr Eure Rettung zu verdanken habt, andere. Aber ich bin namenlos glücklich, daß es mir vergönnt ist, mit dabei sein zu können.“
    „Ist es – wirklich – ein Glück für Euch, Miß Almy?“ flüsterte er.
    „Ja“, gestand sie ihm aufrichtig in das Auge blickend.
    „Wegen Arthur, nicht wahr?“
    „Ja, aber noch mehr wegen eines anderen!“
    „Wer ist das?“
    Er erwartete unter stockendem Atem ihre Antwort.
    Almy, die wußte, daß er sie geliebt hatte und jedenfalls noch liebe, die überzeugt war, daß nur die

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