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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Wahrheit dieser Drohung ein. Er mußte von einer augenblicklichen Fortsetzung der Feinseligkeit absehen, gab sich aber nicht verloren, sondern entgegnete in drohendem Ton:
    „Meine Krieger werden es blutig rächen, daß du dich an mir vergriffen hast.“
    „Ich fürchte sie nicht!“
    „Hast du gezählt, wieviel ihrer sind?“
    „Ich kenne eure Zahl. Aber du weißt nicht, wie viele Krieger sich bei mir befinden. Die Leute, die du voransandtest, sind entwaffnet. Sie befinden sich in meiner Gewalt.“
    „Du lügst!“
    „Pah! Der ‚Fürst der Bleichgesichter‘ ist kein Lügner. An seiner Seite befinden sich die berühmtesten Jäger der Prärie. Du sollst sie sehen.“
    Steinbach öffnete die Tür. Da trat Günther von Langendorff ein, gefolgt von Sam Barth, Jim und Tim, und draußen standen die Apachen und Maricopas, so viele ihrer Platz gefunden hatten.
    „Uff!“ rief jetzt der Papago erschrocken.
    „Siehst du nun ein, daß du mein Gefangener bist?“ fragte Steinbach.
    Der Gefragte zögerte mit der Antwort; dann aber entgegnete er:
    „Wo befinden sich meine Krieger, die mir vorangeritten sind?“
    „Sie sind in meiner Gewalt.“
    „Hast du welche getötet?“
    „Keinen einzigen.“
    „Aber ihr habt gekämpft?“
    „Nein. Sie haben sich freiwillig ergeben.“
    „So sind sie feige Hunde, die wir aus dem Stamm stoßen werden!“
    „Sie waren nicht feig, sondern klug. Sie sahen ein, daß Widerstand vergeblich sein werde; da ergaben sie sich.“
    „Sie konnten sich zurückziehen, anstatt sich zu ergeben.“
    „Die Flucht war ihnen unmöglich.“
    „Einem tapferen und klugen Krieger ist die Flucht niemals unmöglich!“
    „So! Glaubst du wohl, ein tapferer Mann zu sein?“
    „Zweifelst du daran?“
    „Nein. Aber nun versuche doch einmal, mir zu entkommen!“
    „Du hast mich hereingelockt. Ich bin von Apachen, Maricopas und Bleichgesichtern umgeben. Wie soll ich da entkommen können!“
    „Ganz dasselbe war der Fall bei deinen Leuten. Ich lockte sie herein und umgab sie mit einer weit überlegenen Anzahl unserer Leute. Sie waren klug genug, auf einen Kampf zu verzichten. Bist du ebenso weise, so wirst du dich ergeben.“
    „Das tue ich nicht!“
    „So wirst du sterben!“
    „Du redest ohne Überlegung. Weißt du nicht, daß du dich in meiner Gewalt befindest? Das Haus ist von Kriegern umgeben.“
    „Wir haben sie nicht zu fürchten, wohl aber sie uns. Sie umzingeln zwar das Haus, aber sie selbst sind wieder von meinen Apachen und Maricopas umzingelt. Keiner von ihnen kann entkommen.“
    „Ich glaube es nicht.“
    „Ich werde es dir beweisen.“
    Steinbach gab Sam Barth einen Wink. Dieser entfernte sich und kehrte dann mit dem Anführer der gefangenen Abteilung der Papagos zurück. Als derselbe eintrat, empfing ihn der Häuptling mit finsteren, verächtlichen Blicken.
    „Du bist ein Feigling!“ rief er ihm entgegen.
    Das ist der größte Schimpf, der einem Indianer angetan werden kann. Der Beleidigte beherrschte sich aber und antwortete:
    „Gib mir dein Messer, nimm du das deinige, und laß uns miteinander kämpfen! Dann werde ich dir zeigen, daß ich kein Feigling bin!“
    „Du hast dich und die anvertrauten Krieger gefangen gegeben!“
    „Um unser Leben nicht nutzlos zu opfern.“
    „Ihr hättet lieber sterben sollen!“
    „Ist es klug, in einen sicheren Tod zu gehen, wenn es keinen Nutzen bringt?“
    „Es ist ein Ruhm, zu sterben, aber eine Schande, als Gefangener von Leuten zu leben, gegen die man nicht einmal gekämpft hat!“
    „Deine Rede ist bitter. Ich antworte dir dennoch ohne Zorn. Hätte es sich nur um mich selbst gehandelt, so hätte ich gekämpft bis zum Tod. Aber ich durfte das Leben derer, die mir anvertraut waren, nicht zwecklos auf das Spiel setzen. Jetzt befindest du dich selbst hier. Wünschst du, daß wir sterben sollen, so werden wir sterben. Tue, was du willst!“
    Der Krieger wandte sich nach diesen Worten ab und lehnte sich, die Arme über die Brust kreuzend und stolz und kalt vor sich niederblickend, an die Mauer. Da mochte der Häuptling einsehen, daß er doch vielleicht zu weit gegangen sei, schritt nach der entfernten Ecke des Zimmers und sagte:
    „Komm, und erzähle mir!“
    Der andere folgte ihm, wenn auch unwillig und langsam, und nun standen sie in der Ecke des Zimmers und sprachen leise miteinander. Erst waren die Bewegungen des Häuptlings zornig, rasch. Nach und nach wurde er jedoch ruhiger und hörte den Bericht des anderen an, ohne ihn mehr

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