Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
von San Franzisco aus noch einmal hierher nach dem Todestal zu gehen. Die Behörde wird sich natürlich diesen hübschen Ort genau ansehen wollen, und da müssen wir als Zeugen jedenfalls zugegen sein. Dann aber soll keine Macht der Welt mich abhalten, eine Gegend zu verlassen, in der solche ruchlose Taten geschahen und von Unschuldigen so viel erduldet wurde.“
    Steinbach gab ihm recht. Jetzt ging er, was er schon wiederholt getan hatte, hinaus vor das Haus, um nach dem Tun und Treiben der Indianer zu sehen. Sie saßen noch immer munter beisammen, hatten aber die Feuer ausgelöscht, weil der Tag zu grauen begann und man schon ziemlich gut sehen konnte.
    Steinbach schritt zwischen den einzelnen Gruppen hindurch und schlenderte dann langsam noch ein Stück weiter. Er freute sich des Glücks, das, wie er sich ohne Stolz sagte, heute so viele durch ihn gefunden hatten, und dachte an dasjenige, dem er selbst nachjagte, ohne es bisher gefunden zu haben.
    Würde es ihm möglich sein, es noch zu erreichen? Wo befand sich Gökala, die herrliche Blume aus dem Sultansgarten zu Konstantinopel? Sollte er an sie nur als an etwas Vergangenes, Unerreichbares denken? Warum sollte er nicht glücklich sein können, er, der so viele andere glücklich gemacht hatte!
    „Und ich finde sie, ich muß und werde sie finden!“ murmelte er vor sich hin.
    In diese Gedanken versunken, war er um die Felsenecke gebogen, hatte fast die halbe Entfernung bis zum Eingang des Todestals zurückgelegt und wollte soeben wieder umkehren, da fiel sein Blick auf einen dunklen Strich, der fast senkrecht sich von der Höhe des Felsens herab zur Talsohle zog. Neugierig ging er noch die wenigen Schritte weiter, um zu sehen, was das sei.
    Es war eine Spalte, die von oben durch das Gestein lief. Und in dieser Spalte hing – ein Seil! Das war nicht nur auffällig, sondern sogar höchst verdächtig. Das Seil hing ganz gewiß nicht für immer hier. Es konnte nur zu einem gewissen Zweck herabgelassen worden sein. Welches aber war dieser Zweck?
    Steinbach bückte sich zu Boden und untersuchte die Stelle, an der Seil und Spalte die Erde berührten. Dort lag dünner, von den Winden hineingewehter Sand, und in diesem Sand gab es ganz deutliche Spuren eines Fußes. Als er dieselben schärfer in Augenschein nahm, erkannte er, daß sie nur wenige Stunden alt sein konnten. Hier war also jemand während der Nacht gewesen, vielleicht gar von oben herabgeklettert.
    Schnell eilte er nun zurück und gab mehreren Indianern, die er zuerst traf, den Auftrag, sich sogleich nach der Stelle zu begeben und darüber zu wachen, daß nicht etwa jemand dort von oben herabkommen könne. Dann begab er sich in das Innere des Hauses, rief Sam, Jim, Tim und Wilkins herbei und eilte mit ihnen durch die Zisterne in das Innere des Bergwerks.
    Natürlich hatten sie Lampen mit sich genommen. Als sie den hinteren Raum erreichten, hörten sie, noch ehe sie dort eintraten, die Gefangenen sich in lauten, zornigen Ausrufen ergehen, dann aber, als ihr Nahen bemerkt wurde, schrie Roulin mit vor Aufregung und Wut heiserer Stimme:
    „Endlich, endlich! Konntet ihr nicht eher kommen? Ihr Dummköpfe, die ihr seid!“
    Das war in seiner Lage allerdings eine sehr eigentümliche Anrede. Jim gab sofort die geeignete Antwort:
    „Kerl, laß diese Grobheiten sein, sonst nehme ich dich her und haue dir das Leder ein wenig von dem Leib!“
    „Habt ihr ihn erwischt?“
    „Wen?“
    „Donner und Teufel! Er ist also wirklich entkommen! Sie wissen nichts davon!“
    „Wer denn?“
    Jim stand noch am Eingang und vermochte also nicht zu sehen, daß einer der Gefangenen fehlte. Steinbach aber war bereits weiter vorgegangen und bemerkte die freien Ketten.
    „Kerle!“ rief er. „Bill Newton ist fort! Wie ist das möglich?“
    Da lachte Walker höhnisch auf.
    „Gebt uns einen Schlüssel, der hier in die Schlösser paßt, und wir gehen auch fort!“
    „Einen Schlüssel hätte er gehabt? Das ist eine Lüge!“
    „Pah! Glaubt es, oder glaubt es nicht! Mir kann es sehr gleichgültig sein.“
    „Wie lange ist's her, seit er fort ist?“ fragte Steinbach.
    „Viele Stunden!“ krächzte die Alte.
    „Da hinauf und am Seil draußen hinab?“
    „Ja.“
    „Und ihr habt es gewußt?“
    „Er sagte es uns ja!“ war die Antwort, und Walker fügte noch unter höhnischem Grinsen hinzu:
    „Meint ihr etwa, daß es unsere Pflicht gewesen wäre, euch von seinem Vorhaben untertänigst zu benachrichtigen? Wir hätten es gern getan,

Weitere Kostenlose Bücher