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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zahlreichen Kosaken aber befolgten sein Gebot, indem sie sich dem Verbannten, freilich nur langsam und zögernd, näherten.
    „Schnell, schnell, ihr Kanaillen!“ donnerte sie der Rittmeister an.
    Da tippte Jim dem dicken Sam in die Seite und fragte ihn in seinem amerikanischen Englisch:
    „Wollen wir das dulden? Wollen wir nicht vielleicht diesen Rittmeister ein wenig lynchen?“
    „Ja, wir wollen ihn teeren und federn!“ fügte Tim hinzu.
    „Wartet es ab!“ antwortete Sam.
    Dann näherte er sich dem Verbannten. Dieser, der die wohlwollende Absicht Sams wohl erkannte, machte aber eine abwehrende Handbewegung und sagte:
    „Keine Unvorsichtigkeit, Brüderchen! Es gibt hier Gesetze, die du als Ausländer doppelt respektieren mußt.“
    Das sah Sam freilich ein und flüsterte daher Jim zu:
    „Wollen es einstweilen gehenlassen. Schleiche dich aber immer vorher hinaus, um zu erfahren, wohin sie ihn schaffen.“
    „Warum gehst du nicht?“
    „Weil ich ein kleines Wörtchen mit diesem Herrn Offizier reden will.“
    „Ein Wörtchen? Pah! Mit solchen Leuten redet man am besten mit der Faust. Schreibe ihm mit den zehn Fingern das chinesische Abc in das Gesicht; das wird ihm besser bekommen als alle Worte!“
    Jim ging, ohne daß seine Entfernung auffiel, da die Aufmerksamkeit aller auf den Kosaken gerichtet war, der die Knute, die er seinem Vorgesetzten abgenommen hatte, soeben von sich warf und dann seinen Kameraden entgegenging.
    „Hier habt ihr mich“, sagte er. „Euch leiste ich keinen Widerstand.“
    „Bindet ihn! Fesselt ihn! Legt ihn in Ketten!“ gebot der Offizier.
    Da rief der einzig anwesende Unteroffizier einem seiner Leute zu:
    „Lauf, Brüderchen, laß dir vom Wirt Stricke geben, zwanzig oder dreißig! Wir wollen diesen Kerl fesseln, daß ihm das Blut aus allen Adern spritzt!“
    Zu dem Arrestanten aber sagte er leise:
    „Glaube es nicht! Habe keine Sorge! Ich binde dich so, daß du denken sollst, ich hätte dich in Watte eingeschlagen. Mach aber ja ein recht schlimmes Gesicht dazu!“
    Und laut fragte er wieder den Rittmeister:
    „Wohin schaffen wir ihn?“
    „Auf die Hauptwache, in das Verlies der allerschlimmsten Verbrecher.“
    Der fortgesandte Kosak kam bald mit Stricken zurück. Man umschlang nun den Verbannten so damit, daß er unmöglich entfliehen konnte. Dann wurde er fortgeführt.
    Der Rittmeister war mit bis zur Saaltür gegangen, um sich zu überzeugen, daß die Arretur in gehöriger Weise vor sich gehe. Jetzt kehrte er an seinen Platz zurück, konnte aber, noch ehe er sich setzte, es nicht unterlassen, Sam einen wütenden Blick zuzuwerfen und dabei zu sagen:
    „Der Kerl hat das Leben verwirkt. Ein Kriegsgericht wird ihm den Prozeß machen. Wie aber ein Fremder es wagen kann, ihn in Schutz zu nehmen, das begreife ich nicht; das ist nur dadurch zu erklären, daß dieser Fremde wahnsinnig ist.“
    „Meinst du mich, Brüderchen?“ fragte Sam. „Bis jetzt ist es noch nicht erwiesen, daß ich wirklich wahnsinnig bin. Du wirst also die Güte haben, mich noch als einen Mann zu behandeln, der bei vollem Verstand ist. Ich habe vorhin mit dem Kosaken trinken wollen. Das hast du nicht zugegeben. Auch das ist ebenso wie die Erklärung, daß ich verrückt bin, eine Beleidigung. Weißt du vielleicht, wie man solche Beleidigungen beantwortet, mein Brüderchen?“
    „Verklage mich!“
    „Pah! Das fällt mir nicht ein. Ein Mann muß für das, was er sagt und tut, mit der Waffe einstehen können.“
    „Heiliger Andreas! Meinst du ein Duell?“
    Der Rittmeister stieß ein schallendes Gelächter aus.
    „Schau, das ist der Beweis, daß du verrückt bist. Ich – und mich mit dir duellieren! Donnerwetter! Ich bin Offizier! Ich bin sogar Rittmeister! Verstanden?“
    „Rittmeister, das ist auch etwas Rechtes!“
    „Bist du etwa mehr?“
    „Jedenfalls.“
    „Was denn?“
    „Knopfmacher aus Herlasgrün!“
    „Hole dich der Teufel!“
    „Ich danke! Hoffentlich hält er dich für schmackhafter als mich.“
    Die Szene war sehr ernst geworden. Der Kreishauptmann hatte bisher geschwiegen, selbst zu der Züchtigung, die sein Sohn erhalten hatte. Innerlich aber kochte die Wut. Er war bereits willens, an dem Verbannten ein Exempel statuieren zu lassen. Sein Grimm wurde durch das Verhalten Sams noch gesteigert, und es war ihm unmöglich, länger zu schweigen. Darum wandte er sich an den Dicken und sagte:
    „Ich befehle dir, zu schweigen! Du hast hier gar nicht zu sprechen!“
    Sam aber lachte ihm

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